Mountainbike-Fahrer begeben sich auf historische Tour und kommen auch durch die Altmark Auf den Spuren der ehemaligen Grenze
Die Teilnehmer der Grenzsteintrophy fahren, auf den Spuren der Mauer, durch Deutschland von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze. Auf einem Streckenabschnitt kommen sie dabei auch durch die Altmark.
Altmark l Ein bis drei Wochen sind sie meist unterwegs. Sie fahren Berge hinauf, durch Täler, über Felder und durch Wälder. Und sie begeben sich auf die Spuren der deutschen Geschichte - die Teilnehmer der Grenzsteintrophy.
Die Grenzsteintrophy ist eine ganz besondere Fahrradtour. Sie ist eine Selbstversorgerfahrt entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Die Route, die an der Ostsee beginnt und wie die Mauer bis zur heutigen tschechischen Grenze verläuft, führt zum Teil auch durch die Altmark.
"Die Idee zur Grenzsteintrophy war und ist, diesen geschichtsträchtigen Ort der Grenze, an dem strenge Regeln galten, neu zu bespielen - mit dem maximalen Gegenpol. Nämlich einer Sportveranstaltung, die kaum Regeln hat", sagt Gunnar Fehlau. Der Initiator der Tour hatte von der "Tour Divide", einer Art Selbstversorgerrennen in Amerika, gehört und war vollauf begeistert davon. "Daran teilzunehmen war aber leider nicht drin, da die Tour vier Wochen lang gewesen wäre, und so lange hätte ich nicht weggekonnt", erklärt Fehlau. Der Wunsch, etwas ähnliches auch in Deutschland zu machen, entstand.
Der Auslöser zu der heutigen Grenzsteintrophy war dann eine Fernsehdokumentation zur deutsch-deutschen Grenze, in der auch Bilder von der Grenze, wie sie heute aussieht, gezeigt wurden. "Und da hat es dann vor dem Fernseher klick gemacht", erinnert sich der Initiator. Dann ging alles ganz schnell. Gunnar Fehlau sprach mit einigen Kollegen, recherchierte und schrieb Bekannte und Freunde an, die im Grenzgebiet wohnten. "Aus allen Ecken kamen plötzlich Leute, die mitgemacht haben", erzählt Gunnar Fehlau. Sie prüften die Strecke auf Fahrradtauglichkeit und Möglichkeiten der Versorgung vor Ort.
2009 wurde die erste Grenzsteintrophy ausgetragen. "Wichtig ist, dass die Tour kein Rennen ist", betont Fehlau. Motto der Tour ist: kein Startgeld, kein Preisgeld, kein Service und so wenig Organisation wie möglich - maximales Erlebnis. Dazu gehört auch, dass die Teilnehmer weder Hotel oder Pension buchen, noch andere Vorkehrungen für die Tour treffen.
Die Route, die Streckenscouts erarbeiten, wird jedes Jahr überarbeitet. Denn nicht immer ist die Strecke so gut zu fahren. "In Oebisfelde hatten wir da im vergangenen Jahr einen Fall. Der dortige Streckenposten hatte im Februar die Strecke abgefahren und für gut befunden. Zur Tour im Sommer führte der Weg dann aber plötzlich über einige Felder", erzählt Gunnar Fehlau. In diesem Jahr ist die Route etwa 1250 Kilometer lang.
Wenn am 17. Juni an der Ostsee die Grenzsteintrophy startet, sind die ersten Fahrer etwa am zweiten Tag in der westlichen Altmark. Die Strecke, die vorher nicht bekannt gegeben wird, führt durch oder entlang folgender Orte in der Altmark: von Bergen (Dumme) nach Dahrendorf, Waddekath, Hanum, Wendischbrome, Flecken Brome, Steimke, Böckwitz, Kaiserwinkel, Breitenrode, Oebisfelde, Lockstedt (bei Oebisfelde) in Richtung Helmstedt. Besonders beliebt ist die Altmark bei den Radlern aufgrund ihrer geringen Steigung. "Das Gebiet ist super zum Einrollen, es geht leichter. Ab dem Harz wird es konditionell ernst. Vorher hat man da etwas mehr Ruhe und kann sich noch mehr die Landschaft anschauen", sagt Fehlau. Aber auch mit einigen Problemen haben die Teilnehmer der Grenzsteintrophy besonders im Gebiet der Altmark zu kämpfen: "Man hat hier manchmal teilweise Versorgungsprobleme. In einem kleinen Ort steht man manchmal vor verschlossenen Türen. So ist zum Beispiel montags die Gaststätte geschlossen und da muss man sehen, wo man noch was zum Essen oder einen Schlafplatz herbekommt", berichtet Gunnar Fehlau.
Einige der Fahrer besuchen unterwegs auch örtliche Sehenswürdigkeiten, Museen oder ähnliches. "Was jeder Teilnehmer für sich macht, das ist jedem selbst überlassen. Denn es fährt jeder seine eigene Tour", betont der Initiator. Nur die Route und das Ziel, die tschechische Grenze, ist bei allen gleich. "In der Nähe des Zielpunktes gibt es eine kleine Kneipe. In dieser liegt auch unser rotes Buch aus, in das sich jeder, der es bis zum Ende geschafft, eintragen kann. Das ist für viele so der Abschluss der Tour", erzählt Gunnar Fehlau.
Über sogenannte Trailmagic würde sich der Initiator sehr freuen. "So etwas hatten wir bisher nur ein einziges Mal in Ratzeburg", erinnert er sich. Unter Trailmagic verstehen die Fahrer, dass am Rande der Strecke Menschen für alle Grenzsteintrophyteilnehmer kleine Verpflegungsstände oder ähnliches aufbauen.
Von sechs Tagen bis zu drei Wochen sind die Fahrer unterwegs. Teilnehmen an der Tour kann generell jeder. "Bei Helmstedt hört aber für alle nicht sportiven Fahrer der Spaß auf", gibt Gunnar Fehlau zu bedenken. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.overnighter.de.