Frida und Friedrich-Wilhelm Meyer feierten am Sonnabend goldene Hochzeit/Jubilar erzählte spannende Anekdoten Bei Besuchen seiner künftigen Frau drohte Jahrstedter das Gefängnis
Jahrstedt l Ihre goldene Hochzeit feierten am Sonnabend in Jahrstedt Frida und Friedrich-Wilhelm Meyer. Diese Feier war etwas Besonderes, denn weder zu ihrer Eheschließung noch zur silbernen Hochzeit durften sie Gäste in den Heimatort Jahrstedt einladen.
Die erste Überraschung an dem Tag war eine Kutschfahrt. Monika und Adolf Beckmann fuhren mit einer von zwei Schimmeln gezogenen Kutsche vor dem Hause des Paares vor. Während die Gäste am Gemeindesaal warteten, ging es erst einmal eine Runde durch Jahrstedt und Germenau. Am Saal angekommen, nahmen Frida und Friedrich Wilhelm Meyer die Glückwünsche der geladenen Gäste entgegen.
Frida Meyer, 1932 geboren, und Friedrich-Wilhelm Meyer (1933), lernten sich am 14. Oktober 1961 bei der Hochzeit von Ilse und Willi Tiedke kennen. "Frida war meine Tischdame", erinnerte sich der Jahrstedter. Während der Feier hat es wohl gefunkt, die Tischdame ging Friedrich-Wilhelm nicht mehr aus dem Kopf. Zu der Zeit fuhr er als Traktorist in der LPG einen Bulldog. Inzwischen hatte er auch ein Motorrad und fuhr öfter zu Frida nach Lindhof.
Die Besuche waren immer ein Abenteuer. Jahrstedt lag im Sperrgebiet und Lindhof auch. "Das Problem war aber, dass Jahrstedt zum Kreis Klötze und Lindhof zum Kreis Salzwedel gehörte. Mein Stempel im Personalausweis für das Sperrgebiet galt im Kreis Salzwedel nicht. Ich hätte einen Passierschein benötigt, doch den gab es höchst selten", erzählte der Goldjubilar. So ist er oft heimlich nach Lindhof gefahren, um seine Frida zu sehen. "Selbst auf die Gefahr, erwischt und eingesperrt zu werden", schmunzelte er am Sonnabend.
Friedrich-Wilhelm Meyer sprach noch ein weiteres Problem an. "Unsere Eltern konnten sich ebenfalls nicht besuchen. Im Februar 1962 machten wir das möglich und trafen uns in der Klötzer Gaststätte Zum goldenen Löwen", erzählte er. Später bekam Friedrich Wilhelm Meyer den Tipp sich zu verloben, dann würde es mit dem Passierschein klappen. "Ostern 1962 war es dann so weit", erzählte er. Die Liebe hielt, 1963 wurde geheiratet. Allerdings ging das weder in Lindhof noch in Jahrstedt. "Wir hatten Westverwandtschaft", erzählte Meyer, "und für Einwohner aus der Bundesrepublik gab es keinen Passierschein. Wir mussten in Kunrau heiraten und auch feiern. Und auch mit unserer silbernen Hochzeit mussten wir aus diesem Grund noch in den Neuferchauer Saal ausweichen." Die Feier der goldenen Hochzeit fand nun endlich im Heimatort statt.
Frida Meyer arbeitete in der LPG Jahrstedt als Reinigungskraft, ihr Mann war inzwischen in die Meliorationsgenossenschaft Kusey gewechselt und nach einem Jahr Praktikum zum Ingenieurstudium delegiert worden. Nach dem Abschluss leitete er als Vorsitzender 30 Jahre lang die Genossenschaft. "Alle drei Jahre wurde ich wiedergewählt", sagte er nicht ohne Stolz.
Frida und Friedrich-Wilhelm Meyer fanden in ihrer Ehe viele Gemeinsamkeiten. Vor allem der Garten und die Landwirtschaft lagen ihnen am Herzen. "Mein Hobby waren Lilien", gestand er. Daneben widmeten sich beide dem Tabakanbau und dem Spargel, womit die Familienkasse aufgebessert wurde. Jedes Jahr machten sie Urlaub in einem der Ferienobjekte der Genossenschaft. Sich gegenseitig achten und wenn es mal einen Streit gibt, aufeinander zugehen, nannte der Goldbräutigam das Rezept für 50 Jahre Gemeinsamkeit.
Auch gesellschaftlich war Friedrich-Wilhelm Meyer sehr aktiv. 30 Jahre lang leitete er die Feuerwehr Jahrstedt und später die Ehren- und Altersabteilung. Seit 60 Jahren ist er im Männergesangverein, der zur Feier mit einem Ständchen aufwartete. "Als einst aktiver Fußballer bin ich rund 65 Jahre im Sportverein", erzählte er. Ortsbürgermeister Uwe Bartels überreichte auch ein Geschenk des Jahrstedter Sportvereins.