Jubiläumsfeier des Trippigleber Turnvereins Bewegte Vereinsgeschichte kann Vorbild für die Bayern sein
Vor 100 Jahren gründete sich der Männerturnverein Trippigleben (MTV). Am Sonntag wurde das Jubiläum mit Frühschoppen, Spiel und Spaß und der Vorstellung der Vereinschronik gefeiert. Gestern ging es mit dem sportlichen Teil weiter.
Trippigleben l Während am Sonntag der kulturelle Part der Jubi-läumsfeier des Männerturnvereins Trippigleben über die Bühne ging, standen gestern sportliche Veranstaltungen im Fuß- und Volleyball im Mittelpunkt.
Zu einem zünftigen Frühschoppen hatten die Sportler des Ortes die Einwohner und Gäste für Sonntagvormittag eingeladen. Vereinsvorsitzender Andreas Melzer begrüßte die Feiernden. Große Worte machte er nicht, verwies lediglich auf das Gründungsdatum des Männerturnvereins am 15. Juni 1912.
Der Verein hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Diese hatte Andreas Henneick in der kleinen Ausstellung zur Geschichte auf einer Zeitschiene eindrucksvoll dargestellt. Der Trippiglebener hatte alte Protokolle gewälzt, die damalige deutsche Protokollschrift mühsam entziffert und lesbar per Computer ausgedruckt.
Zur Gründung des Vereins trugen sich 34 Trippiglebener in das Mitgliederverzeichnis ein. 380 Reichsmark wurden aufgebracht, um Turngeräte zu kaufen. Aus einem Protokoll von 1913 geht hervor, dass Mitglieder für ihr unentschuldigtes Fehlen an den Sportabenden zehn Pfennig zu zahlen hatten. Fehlten sie vier Mal, drohte der Ausschluss. "Zwei Mal in der Woche, mittwochs und sonnabends, wurde von achteinhalb bis zehn Uhr abends in der damaligen Dorfgaststätte trainiert", erzählte Andreas Henneick.
1925 diskutierten die Mitglieder in einer Versammlung erstmals über eine Vereinsfahne. Der Beschluss dazu wurde ein Jahr später gefasst, und 1929 fand die Fahnenweihe statt. In der kleinen Ausstellung zur Vereinsgeschichte präsentierten die MTV-Sportler stolz die alte und inzwischen restaurierte Vereinsfahne. In der Mitte befindet sich eine Rune, die sich aus vier F zusammensetzt. "Das sind die Anfangsbuchstaben für Frisch, Fromm, Fröhlich und Frei", erklärte Andreas Henneick.
Während des Zweiten Weltkrieges ruhten die Vereinsaktivitäten. Trotz allem gab es einen Neuanfang. Der MTV bestand dann noch bis 1997.
"Ich habe es sehr bedauert, als der MTV sich auflöste", erklärte Peter Böse, Geschäftsführer des Kreissportbundes, in seinen Grußworten. "Um so mehr freute ich mich, als ich 2007 von den Bemühungen zur Wiederbelebung des Vereines hörte", sagte er und übergab dem MTV-Vorsitzenden einen Wimpel des Kreissportbundes sowie einen Knisterumschlag mit einer kleinen Zuwendung für die Vereinskasse.
2007 versammelten sich also Trippiglebener, um den Sportverein wieder zu beleben. "Einige Sportbegeisterte, die vorwiegend Tischtennis in anderen Vereinen spielten, gab es ja noch", bestätigte Andreas Melzer. Am 29. Februar 2008 fand dann die erste Mitgliederversammlung statt. 28 Mitglieder traten dem MTV Trippigleben bei. Vorsitzender war Joachim Klabis, Andreas Melzer sein Stellvertreter. "Wir wollten das kulturelle Leben im Ortsteil Trippigleben wiederbeleben. Der Sportverein mit seiner langen Tradition war dafür bestens geeignet", schätzte der MTV-Vorsitzende am Sonntag ein. Heute zählt der Verein 35 Mitglieder. Tischtennis ist nach wie vor die Hauptsportart.
"Inzwischen haben wir auch ein reges Vereinsleben entwickelt", freut sich Andreas Melzer. Das bestätigten Klaus Reinhardt, Vorsitzender des TSV Jeggau 1926, sowie Rolf Bethge, Vorsitzender des Sportvereins Drömling Dannefeld, die zum 100. Geburtstag des MTV ihre Grüße überbrachten. Wenzes Ortsbürgermeister Marco Wille unterstrich die Bedeutung der MTV-Wiederbelebung: "Damit haben wir nun in allen drei Ortsteilen Sportvereine", erklärte er. Daneben erwähnte er, dass in Bayern das Land mit finanziellem Aufwand bemüht ist, in den Gemeinden den Breitensport zu aktivieren. "Vielleicht laden wir von dorther mal Politiker ein, um zu zeigen, wie Sportvereine gegründet werden", scherzte er.
Anschließend begann der Frühschoppen im gut besuchten Trippiglebener Gemeindesaal zur Musik der Hörsinger Blaskapelle. Mit Schlachteplatte, Soljanka und Nudeln für die Kinder versorgten die Sportler ihre Gäste. Am Nachmittag schloss sich eine gemütliche Kaffeetafel an, für die Hermann und Evi Reisener mit Unterstützung der MTV-Frauen viele Blechkuchen gebacken hatten. Mütter veranstalteten in der Zwischenzeit bei schönstem Sonnenschein für die Kinder verschiedene Spiele auf der Grünfläche gegenüber des Saals.