Eigentümerin Miranda Smit bleibt frohen Mutes und hält an ihren Plänen fest Die Renovierung des Klötzer Bahnhofes verschlingt viel Zeit und noch mehr Geld
Im April 2011 hatte die Niederländerin Miranda Smit den Klötzer Bahnhof bei einer Versteigerung erworben. Der Umbau des alten Gebäudes verschlingt viel Zeit und noch mehr Geld. Deshalb geht die Renovierung nur mühsam voran. Doch Miranda Smit bleibt optimistisch.
Klötze l Aufmerksamen Beobachtern wird es nicht verborgen geblieben sein: Am Klötzer Bahnhof tut sich etwas. Seit knapp drei Wochen ist das 120Jahre alte Gemäuer eingerüstet. Grund: Das Dach wird erneuert. Die alten Asbestplatten werden durch Bitumenbahnen ersetzt. Danach sollen die Fenster ausgetauscht werden. 29 sind es an der Zahl. Miranda Smit, die das Gebäude im Verbund mit Geschäftspartnerin Barbara van der Plas vor rund einem Jahr für 10500 Euro bei einer Auktion erstanden hatte, schwebt ein heller Farbton als Kontrast zur roten Backsteinfassade vor. Die Denkmalschutzbehörde habe dazu bereits ihr Einverständnis gegeben. Ohnehin, so freut sich Miranda Smit, macht die Behörde relativ wenig Schwierigkeiten und ist zu einigen Kompromissen bereit.
"Es war mir von Anfang an klar, dass der Umbau nicht von heute auf morgen zu schaffen ist"
Das Geld für Dach und Fenster, insgesamt 30000 Euro, stammt aus der Leader-Förderung, in die der Klötzer Bahnhof Eingang gefunden hatte.
Auch die Arbeiten im Inneren gehen Schritt für Schritt voran. Alles ist aufgeräumt, im zirka 145 Quadratmeter großen Privatbereich im Erdgeschoss sind die ersten Trennwände eingezogen, zurzeit wird die Elektrik gemacht. Vor ihrem inneren Auge sieht Miranda Smit bereits das fertige Erscheinungsbild ihres künftigen Zuhauses: Schlafzimmer, Bad, Gästezimmer, Küche, Wohnstube und Büro.
Allerdings: "Es ist härter als gedacht", gesteht Miranda Smit. Eigentlich, so war zumindest ihr Wunsch, sollte ihre Wohnung schon zum vergangenen Jahreswechsel bezugsfertig sein.
Doch daraus wurde nichts. Am Engagement von Miranda Smit liegt das aber gewiss nicht. Einfache Arbeiten erledigt sie selbst. Manchmal ist sie mehr als 15 Stunden auf den Beinen.
Regelmäßig bekommt sie zudem Besuch von Familie und Freunden aus der niederländischen Heimat. Die einen bewundern ihren Mut, die anderen halten sie nach wie vor für verrückt. Miranda Smit stört das nicht. Sie hat ihre Entscheidung getroffen und möchte in der Altmark sesshaft werden. Ihre Landsmänner und -frauen packen trotz mancher Vorbehalte kräftig mit an. Und auch aus Klötze mangelt es Miranda Smit nicht an Unterstützung. Vor allem eine Familie aus der Nachbarschaft hilft ihr stetig.
Eines der hauptsächlichen Probleme ist vielmehr das Geld. Das Ersparte von Miranda Smit ist nahezu aufgebraucht. Daher ist die Grafikerin nun auf Stellensuche im Raum Wolfsburg. Bewerbungen in der Altmark verliefen ohne Erfolg. Die Nachfrage nach Grafikern hält sich hierzulande in Grenzen, hat Miranda Smit festgestellt. Schade, aber sei\'s drum. Fürs Erste trägt Miranda Smit daher Zeitungen aus. Seit ein paar Wochen schon. "Das macht Spaß. Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone", sagt sie.
Ihr Revier ist Klötze-Süd. Wenn Miranda Smit dort mit dem Fahrrad unterwegs ist, merkt sie, dass sie fast schon eine kleine Berühmtheit in der Stadt ist. "Viele fragen dann immer: Sie sind doch die Frau vom Bahnhof? Wie läuft\'s? Dürfen wir uns das mal anschauen?" Miranda Smit hat nichts dagegen. Das Interesse aus der Bevölkerung tut ihr gut.
"Es dauert zwar, aber es wird. Je mehr man sieht, wie es vorangeht, desto mehr Spaß macht es"
Überhaupt: Von Verzweiflung ist bei Miranda Smit nichts zu spüren. Ans Aufgeben verschwendet sie keinen einzigen Gedanken. Warum auch? - Mit Problemen hat sie von Anfang an gerechnet: "Es war mir vorher klar, dass der Umbau nicht von heute auf morgen zu schaffen ist, sondern ein Projekt über drei, vier oder vielleicht sogar fünf Jahre ist."
All die Mühen und Hürden nimmt sie mit Humor: "Ich habe mir die Suppe selbst eingebrockt, also muss ich sie auch selbst auslöffeln", bemüht sie ein deutsches Sprichwort. Noch dazu verleihen die allmählichen Fortschritte ihrem beeindruckenden Optimismus weiteren Schub: "Es wird. Es dauert zwar, aber es wird. Nach und nach. Je mehr man sieht, wie es vorangeht, desto mehr Spaß macht es."
Der scheinbar unerschöpflichen Lebensfreude von Miranda Smit kann kaum etwas anhaben. Darum nimmt sie gelegentliche Rückschläge auch gelassen hin. Beispielsweise war der Privatsender RTLII zwei Mal für die Serie "Die Schnäppchenhäuser" vor Ort. Weitere Drehtermine waren in Planung, wurden jedoch abgesagt. Das Projekt "Bahnhof Klötze" erschien den Fernsehmachern zu groß und langwierig, erzählt Miranda Smit.
Ein bisschen enttäuscht ist sie hingegen darüber, dass aus ihrer beabsichtigten Feier am 28. September nichts wird. Dann wäre es zehn Jahre her gewesen, dass der letzte Zug durch Klötze fuhr. Gerne hätte Miranda Smit diesen Jahrestag in besonderer Weise begangen. "Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben", meint Miranda Smit. Wenn die grundsätzlichen Arbeiten vollbracht sind, wird die Fete einfach nachgeholt.
An all ihren anderen Plänen hält Miranda Smit aber weiter unbeirrt fest: Im früheren Empfangsbereich des Bahnhofs soll ein Bistro entstehen, in dem vorwiegend vegetarische Gerichte wie Quiches und Suppen bestellt werden können. Möglicherweise wird das Portfolio auch um ein Internet-Café erweitert. Indes wird im Obergeschoss genügend Platz für mehrere Gästezimmer und eine Kochnische sein. "Ideal für Montage-Arbeiter", meint Miranda Smit. Und im Stall nebenan soll ein Mountainbike-Verleih einziehen. Auf jeden Fall soll auch eine schöne Ecke gefunden werden, in der auf die Historie des Klötzer Bahnhofs eingegangen werden kann. Schließlich hat Miranda Smit unzählige Exponate wie etwa Fahrpläne oder Schilder gefunden. Außerdem sollen Ausstellungen stattfinden können.
"Station 33. Station ist ein internationaler Ausdruck und 33 die Hausnummer"
Miranda Smit hat für all das schon einen passenden Namen: "Station 33." Sie erklärt: "Station ist ein internationaler Ausdruck und 33 ist die Hausnummer. Ganz einfach."