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Bürokratie in den Praxen Die Spritze selbst ist der kleinste Teil - Eine Hausärztin in Klötze berichtet über den hohen Aufwand beim Impfen.

Seit Anfang April wird auch in Klötzer Praxen gegen Corona geimpft – und die Patienten nehmen dieses Angebot dankend an. Allerdings macht nicht jeder niedergelassene Mediziner mit. Kein Wunder: Die Anforderungen des Bundes sind enorm.

Von Markus Schulze 21.05.2021, 03:00
Nicht nur in Impfzentren wird gegen das Coronavirus geimpft. Seit Anfang April ist das auch in Hausarztpraxen möglich. Doch der (bürokratische) Aufwand ist enorm.
Nicht nur in Impfzentren wird gegen das Coronavirus geimpft. Seit Anfang April ist das auch in Hausarztpraxen möglich. Doch der (bürokratische) Aufwand ist enorm. Foto: Markus Schulze

Klötze - Endlich die ersehnte Spritze bekommen und das auch noch in gewohnter Umgebung. Vor allem ältere Patienten sind glücklich darüber, dass sie nicht zu einem Impfzentrum fahren müssen, um sich gegen das Virus zu wappnen. Für die Hausärzte bedeutet das aber, neben der ohnehin schon vorhandenen Arbeit, eine zusätzliche Belastung.

„Das ist ein Wahnsinnsaufwand“, sagt Dr. Andrea Kausche, Allgemeinmedizinerin in Klötze. „Der Piks ist noch das Wenigste. Es ist das ganze Drumherum.“ Angefangen bei den unzähligen Anrufen, das Telefon stehe nicht mehr still. Einerseits bringt die Ärztin dafür Verständnis auf. Denn: „Jeder will geimpft werden, um wieder mehr Freiheiten zu bekommen.“ Andererseits würden sie und ihre Mitarbeiter dadurch an die Belastungsgrenze gebracht.

Papierkrieg bis 22 Uhr

Und nicht nur deswegen. Hinzu käme der Papierkram. Für jeden Impfling müssten Einwilligungs- und Aufklärungsbögen kopiert werden. Wie Andrea Kausche berichtet, sei die Praxis längst dazu übergegangen, die Bögen vorab an die Patienten auszureichen. Das spare Zeit. „Dann fehlen nur noch die Unterschriften und die Beratung.“

Apropos Beratung: Auch hier sei der Bedarf bestiegen, insbesondere, wenn der Impfstoff von Astrazeneca verimpft werden soll. „Die Patienten sind verängstigt, müssen aufgeklärt werden.“

Weiter gehe es mit der Dokumentation. Zur Meldung an die Kassenärztliche Vereinigung müsse täglich erfasst werden, wie viele Erst- oder Zweitimpfungen durchgeführt wurden, dazu die Anzahl der über 60-Jährigen plus Eingabe von mehrstelligen Abrechnungsziffern. „Auch für die Schwestern ist das hart. Die opfern hier ihre Freizeit. Das geht oft bis 22 Uhr“, wie Dr. Andrea Kausche erzählt.

Sogar die Familie hilft mit

Ihre Warteliste für eine Impfung umfasse mittlerweile mehr als 300 Patienten. Das hänge auch damit zusammen, weil die Vakzine nach wie vor rar sind. Jeweils donnerstags werde der Impfstoff bestellt. „Wie viel wir bekommen, wissen wir montags.“ Erst dann könnten die Termine vergeben werden. „Da habe ich schon die Familie eingespannt, weil die Schwestern das alleine nicht schaffen“, verrät Andrea Kausche. Die Terminvergabe erfolge meistens abends oder an Wochenenden, wenn die Chance größer ist, dass die Leute zuhause sind. „Himmelfahrt war ganz toll. Es hat geregnet, alle waren zuhause, wir haben jeden erreicht“, berichtet die Ärztin.

Für Entlastung würde sorgen, wenn sich die Patienten vorrangig an die Impfzentren werden. Manche, so weiß Andrea Kausche, hätten aber kein Internet, um das Online-Portal zu nutzen. Andere rufen die Hotline an, hätten aber keine Lust, stundenlang in der Warteschleife feszuhängen. Darum, und weil es näher und vertrauter ist, melden sich viele beim Hausarzt. „Wichtig ist, dass man nicht zwei Termine hat, beim Impfzentrum und beim Hausarzt. Da sollte man Bescheid geben“, bittet Dr. Andrea Kausche.

Zum Schluss macht die Ärztin deutlich, dass Belastung und Druck durch das Impfen zwar „riesig“ seien, sie aber trotzdem weitermachen wolle. „Hauptsache, die Leute sind geimpft.“