Wissenschaftler untersuchen die Folgen des Klimawandels / Gestern fand Grabung statt Forscher der Universität Göttingen nehmen Klötzer Rotbuchen genau unter die Lupe
Schon seit 2009 werden Forstflächen rund um das Eiserne Kreuz bei Klötze von der Georg-August-Universität Göttingen als Forschungsfelder genutzt. Es wird untersucht, wie Rotbuchen auf den Klimawandel reagieren. Gestern waren die Wissenschaftler erneut vor Ort.
Klötze l Günter Gayko war gestern ein vielbeschäftigter Mann. Mit einem Bagger musste der Klötzer Unternehmer in einem Waldstück am Eisernen Kreuz drei Gruben ausheben. Diese sollten jeweils 2,40 Meter tief sein. Kaum war seine Arbeit getan, sprangen auch schon drei Männer und zwei Frauen in die Löcher hinein. Natürlich nicht nur aus bloßem Spaß an der Freud\', sondern aus wissenschaftlichem Antrieb. So beteiligen sich der Ökologe Florian Knutzen, der Bodenkundler Garlef Kalberlah, die Forstzoologen Christine Rachow und Dr. Martin Gabriel sowie Julia Juchheim am sogenannten KLIFF (Klimafolgenforschung)-Projekt, im Rahmen dessen die möglichen Folgen des allseits prognostizierten Klimawandels in Augenschein genommen werden.
Das Projekt, das vom Land Niedersachsen gefördert wird, endet voraussichtlich im nächsten Jahr. Es könnte also gut sein, so bedauerte Florian Knutzen, dass die gestrige Großaktion die letzte ihrer Art im Klötzer Forst war. Das wäre insofern schade, als dass dann in elf dort abgesteckten und jeweils 30 mal 30 Meter großen Gebieten mehrere Langzeitstudien (siehe Infokasten), die erst nach einigen Jahren genaue Aufschlüsse geben, bereits beendet werden müssten.
Grabungen in der Altmark und Niedersachsen
Doch mit dem drohenden Aus will sich die Forschungsgruppe einstweilen noch nicht befassen. Vielmehr widmete sie sich gestern ihrem speziellen Steckenpferd: der Rotbuche. "Diese Art war in Mitteleuropa einst weit verbreitet. Sie ist es noch immer, aber hätte der Mensch nicht eingegriffen, dann wäre sie vorherrschend", erklärte Florian Knutzen.
Mit den Grabungen, die nicht nur in Klötze, sondern heute auch in Calvörde und danach an mehreren Standorten in Niedersachsen vonstatten gehen, soll ermittelt werden, wie sich die Rotbuche in verschiedenen Umgebungen entwickelt und auf sonstige äußere Einflüsse wie Temperatur und Niederschlag reagiert. Pro Grube wurden und werden 30 Zylinderproben genommen, informierte Garlef Kalberlah.
Klötzer Rotbuchen kommen mit dem Klimawandel gut zurecht
Nach ersten Teil-Fazits kommen die robusten Rotbuchen auf den sandigen Untergründen in Klötze und Calvörde wesentlich besser mit dem wärmeren Klima zurecht als beispielsweise die instabileren Artgenossen auf den Lehmböden in der Lüneburger Heide, indem sie unter anderem mehr Samen produzieren und sich somit auch besser vermehren. Und das, so hat es Martin Gabriel herausgefunden, obwohl die Bäume an trockenen Standorten von mehr Insekten befallen werden.
All diese Erkenntnisse, so betonte Florian Knudzen, könnten vor allem für die Forstwirtschaft, in der in längeren Zeiträumen gedacht werden müsse, von großer Bedeutung sein, zumal die Rotbuche auch als Art gelte, die über einen guten Brennwert verfügt.
Des Weiteren wurde bei der gestrigen Grabung dem Boden (es handelt sich um Braunerde) und dem Wurzelwerk besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So fabrizieren die Wurzeln der Rotbuche bestimmte Duftstoffe, die wiederum bestimmte Insekten anziehen. Zudem sei bisher davon ausgegangen worden, dass die Wurzeln der Rotbuche, die gemeinhin als Tellerwurzler bekannt seien, nicht mehr als 50 Zentimeter ins Erdreich hereinreichen. "Wir glauben aber, dass die Bäume auf die Trockenheit derart reagieren, dass sie Wurzeln bilden, die noch tiefer hinabreichen, um so an Wasser zu kommen", erläuterte Martin Gabriel.
Nähere Tests erfolgen in den Labors von drei Universitäten
Nähere Informationen zu den Grabungen sollen im Weiteren diverse Tests in den Laboren der Universitäten Göttingen, Hohenheim und Hannover liefern. Dort, so kündigte Florian Knutzen an, sollen die Wurzeln auf Biomasse und die Bodenproben auf Nährstoffe sowie Mikroorganismen untersucht werden.