Filmabend Gojko Mitić ist mehr als ein Indianer
Der ehemalige DEFA-Film-Indianer Gojko Mitić war in Kunrau zu Gast. Das Idol ist mehr als nur ein Leinwand-Held.
Kunrau l Mit einem indianischen Kopfschmuck aus bunten Federn kam der kleine Ryan-Levi Jürges in den Schlosskeller. Zusammen mit seinem Vater wollte er nicht nur den DDR-Indianerfilm „Apachen“ sehen, sondern auch den Hauptdarsteller Gojko Mitić treffen. Der heute 78-jährige gebürtige Serbe begeisterte mit seinen Filmen schon den Großvater von Ryan-Levi, seinen Vater und nun den Sechsjährigen. Gojko Mitić zeigte ihm dann auch bereitwillig, wie ein Häuptling sitzen muss, um ehrfürchtig auszusehen.
Große Popularität erlangte Gojko Mitić zu DDR-Zeiten als Hauptdarsteller von bedeutendenen Indianern in Filmen, die auch mal fiktiv sein konnten. Zusammen mit dem Songpoeten Tino Eisbrenner reiste er von seiner Wahlheimat Berlin, er lebt seit 50 Jahren in Köpenick, nach Kunrau. Im Gespräch mit der Volksstimme zeigte sich bald, dass Gojko Mitić viel mehr kann, als in Filmen den Indianer zu mimen. Er hat sich als Regisseur einen Namen gemacht, spielte nach der Wende 14 Jahre bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg den Winnetou, ist Autor, Liedermacher und Sänger. Und er ist noch immer aktiv. „Ich habe gerade einen Film abgedreht“, berichtete er. Nach wie vor ist er auf den Bühnen als Schauspieler zu sehen, erinnerte an Vorstellungen im Luther-Jahr.
Angesprochen auf seine frühen Indianer-Filme, lächelte der noch immer gut aussehende Mann: „Wenn ich Filme von früher sehe, habe ich immer was zu meckern, alles kann man besser machen.“ Aber er findet sie auch heute noch okay, „weil sie eine Botschaft haben“. Und zwar die von den unterdrückten Indianern und ihren hilfreichen Lebensweisheiten.
Schön findet Gojko Mitić, dass die Filme von einst noch heute die Generationen verbinden. „Mehrere Generationen gucken die Filme zusammen, und der Vater sagt zu seinem Sohn: Damals war ich so klein wie du heute“, freute er sich. So wie in Kunrau.
Dort las Karin Riemann eine Einführung in den Filmabend vor. Dafür hatte sie sich den Kopfschmuck von Ryan-Levi geborgt. Den Film „Apachen“ verfolgte Gojko Mitić nicht mit den Kunrauern. Er bereitete sich auf seinen Auftritt mit Tino Eisbrenner vor. Beide spielten Gitarre und sangen. „Es ist das erste Mal gemeinsam“, verriet Gojko Mitić. In seinen Liedern geht es auch um die Umwelt. „Die Botschaft ist wichtig“, betont er. „Die Erde lebt“ heißt eines der Lieder – unveröffentlicht, wie er sagte. Wenn er weitere Songs aufgenommen hat, werde daraus eventuell wieder eine CD.
Eine CD namens „Was ist das Leben“ mit indianischen Texten und Gedanken, gesprochen von Gojko Mitić, gibt es bereits. „Was ist der Hauch eines Büffels in der Nacht? Was ist das Aufleuchten eines Glühwürmchens?“, zitierte er einige Indianerweisheiten. „So sehen Indianer das Leben.“
Als in den 1960er Jahren noch niemand von Bodybuilding sprach, zeigte Gojko Mitić schon auf der Leinwand seinen muskulösen Körper. „Die Muskeln sind auch heute noch da“, beeilte er sich zu versichern und verwies auf sein Fitness-Rezept: „Bewegung ist alles, das liegt uns in den Genen.“ Er fahre mit einem Kajak auf seinem Hausfluss, der Dahme, und schwimme viel. „Ich schwimme schon, wenn alle noch frieren“, lachte er. „Ich schwimme als erster im Frühjahr und als letzter im Herbst. In diesem Jahr war ich auch schon im Wasser.“
Macht es ihm etwas aus, wenn er als Chef-Indianer oder Winnetou des Ostens betitelt wird? „Das ist mir egal. Die Leute kennen mich und sprechen mich auch so auf der Straße an.“
Nach dem Film sangen Gojko Mitić und Tino Eisbrenner Lieder für die 60 Zuschauer. Im Anschluss beantworteten beide Fragen und gaben einen kleinen Einblick in ihre Leben. Dabei ließen sie stellenweise politische Statements aufblitzen, was nicht allen gefiel.