Schandfleck Hammer fällt für Apenburger Hof
Ein Schandfleck in Beetzendorf: das einstige Schulenburgsche Herrenhaus am Apenburger Hof. Nun soll es unter den Hammer kommen.
Beetzendorf l Als Anfang des Jahres vor dem leerstehenden Herrenhaus am Apenburger Hof in Beetzendorf Bäume gefällt wurden, brodelte die Gerüchteküche. Von einem neuen Eigentümer, der das imposante, aber von starkem Verfall geprägte Gebäude gekauft habe, war die Rede. Er sei gut betucht, besitze schon mehrere solcher Immobilien und wolle als erstes das Dach des Hauses erneuern, wofür er Bewegungsfreiheit für die schwere Technik benötige.
Hoffnung keimte auf, dass der um 1700 als Sitz der schwarzen Linie des Adelsgeschlechts von der Schulenburg errichtete, denkmalgeschützte Bau doch noch eine Zukunft hat. Doch dann kehrte wieder Ruhe ein. Die Pläne, wenn sie denn jemals real waren, sind offenbar wieder vom Tisch. Denn inzwischen steht das Gebäude wieder zur Versteigerung. Am morgigen Sonnabend um 18 Uhr soll der seit 1993 leerstehende Bau unter den Hammer kommen. Startpreis für das 3500 Quadratmeter große Gründstück mit 1150 Meter Wohnfläche sind 95.000 Euro. Der Käufer kann laut Förderdatenbank des Bundes für die Sicherung, Erhaltung und Sanierung des Herrenhauses mit einer 49-prozentigen Förderung rechnen, die auch höher ausfallen kann.
Ob sich ein Interessent für den massiven Sandsteinbau mit seinen 20 Zimmern sowie großen Fenstern finden wird, ist allerdings fraglich. Denn der Sanierungsbedarf ist enorm. An der linken Frontseite ist vor einigen Jahren das Dach eingebrochen. Dort wurde das Gebäude auf zirka 40 Quadratmeter Fläche stark in Mitleidenschaft gezogen. Im ersten Obergeschoss könne man nach Auskunft des Eigentümers sogar von einem regelrechten Hausgarten sprechen, der sich dort durch Witterungseinflüsse im Laufe der Jahre gebildet habe, heißt es seitens des Auktionshauses. Und auch in der großen Aula, in der einst rauschende Feste stattfanden, ist die Decke teilweise heruntergekommen.
Innenaufnahmen aus dem Jahr 2015 zeigen Reste des Mobiliars in den bis 1993 als Internat der Erweiterten Oberschule (EOS) Karl Marx genutzten Zimmern. Und auch in der Großküche im Keller standen noch die Gerätschaften.
Den Namen Apenburger Hof bekam das Herrenhaus, weil dessen Erbauer, Dietrich Hermann von der Schulenburg, zugleich Besitzer von Apenburg war. Später firmierte das Gebäude auch unter der Bezeichnung Rittergut (oder Gut) II. Die vier Schulenburgschen Landräte nutzten den Fachwerkbau, der 1845 großzügig erweitert und 1866 am südlichen Giebel durch einen Anbau aus Sandstein ergänzt wurde, als Sommersitz. 1892 kam ein Fachwerkflügel an der Nordseite hinzu, so dass sich von oben gesehen eine Anlage in Form eines sogenannten Thors Hammer ergibt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Schulenburgs enteignet. Die sowjetischen Besatzer, ein Altersheim und die DDR-Grenztruppen zogen nacheinander ein. Von 1974 bis 1993 wohnten hier die auswärtigen Schüler (etwa aus dem Raum Bismark/Kalbe), die die Beetzendorfer EOS besuchten. Als es für das Schuljahr 1993/94 nur noch 17 Anmeldungen gab und der Zuschussbedarf auf 350.000 Euro hochschnellte, entschloss sich der Kreis, das Internat zu schließen.
Nachdem das Gebäude sechs Jahre leer stand, keimte 1999 neue Hoffnung auf. Ein Hamburger Immobilienmakler erwarb das Gebäude für 45000 D-Mark und versprach die Restaurierung. Dabei blieb es. Investiert hat er nichts. Das Haus verfiel weiter. Lediglich 2007 geriet der Apenburger Hof noch einmal in die Schlagzeilen, als zwei junge Männer bei einer Fotosafari in dem Gebäude erwischt wurden und kurzzeitig in Polizeigewahrsam landeten.