Medina-Heim Hier fühlen sich Bewohner zuhause
Seit 20 Jahren gibt es in Klötze das Medina-Heim für seelisch und geistig behinderte Menschen. Der runde Geburtstag wurde nun gefeiert.
Klötze l „20 Jahre sind eine so lange Zeit und doch verging diese Zeit wie im Flug.“ Das sagte Heimleiterin Ilona Sens in ihrer Festrede anlässlich der Gründung des Medina-Heims vor 20 Jahren. Sie selbst gehört zu den Mitarbeitern, die schon im vorherigen Heim in Neumühle für die Bewohner da waren. „Wir kriegten morgens Bescheid, dass wir an dem Tag umziehen“, erinnerte sie. Die Bewohner wurden zu einem Ausflug geschickt, die Mitarbeiter räumten die Zimmer im neuen Heim in Klötze ein.
Das war der gewöhnungsbedürftige Beginn im neuen Klötzer Medina-Gebäude. Für die 51 Bewohner bekam die Einrichtung anfangs kein Geld überwiesen. Schnell konnte das geklärt werden und die Zimmer waren alle belegt. Nicht so schnell schwanden die Bedenken der Klötzer. „Ist irgendwo ein Betrunkener in der Stadt gesehen worden, bekamen wir den Anruf: ,Holt mal Euren Betrunkenen ab'“, berichtete Ilona Sens. „Doch es war nie einer von uns.“
Den Mitarbeitern war aufgefallen, dass es keine Konzepte gab. Das sollte sich ändern. Medina war kein normales Altenheim, kein reines Behindertenheim. „Doch wir haben eine Nische gefunden mit Patienten, die Defizite im seelischen Bereich haben“, nannte Sens die Idee. Ein Mix aus Pflege und Betreuung sollte es werden. „Mit dieser Mischung sind wir gut gefahren“, resümierte sie.
Das Konzept soll die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Bewohner fördern. „Einige Bewohner konnten wieder in die Eigenständigkeit gehen. Das ist ein Erfolg auch für uns“, freute sich Sens und ging auf die neueste Ausrichtung im Haus mit den Lehren von Pfarrer Kneipp ein. „Viel Natur, keine Tabletten“, erläuterte sie.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Miteinander im Haus. „21 Leute leben in einem Wohnbereich“, erklärte Ilona Sens. „Sie müssen mit den Mitarbeitern klarkommen. Umgekehrt sollen die Mitarbeiter alle Wünsche erfüllen und immer freundlich sein. Das ist ein sehr schwerer Job.“ Das verlange Kompetenz und Einfühlungsvermögen.
Ilona Sens hoffte, dass die Mitarbeiter auch weiterhin gerne zur Arbeit gehen. „Wir müssen uns nicht lieben, aber miteinander auskommen.“
Als Vertreter der Hauptverwaltung in Hamburg war Jan-Hendrik Wilke angereist. „Als ich das Haus betrat, hatte ich das Gefühl, hier willkommen zu sein“, berichtete er. Sehr interessiert sei er an den therapeutischen Ansätzen. Doch er hätte nicht erwartet, „dass in Eigeninitiative so viel gestaltet wird, um den Bewohnern etwas Gutes zu tun. Ich bin extrem begeistert“, betonte er. „In der Region gibt es keine vergleichbare Einrichtung.“
Weil das alles nicht ohne die Mitarbeiter zu erreichen ist, hoffte Wilke, „dass das entsprechend honoriert wird und ein guter Abschluss getroffen werden kann“. Beeindruckt zeigte er sich von einem Bewohner des Heims: „Der sagte mir, er fühlt sich hier zuhause. Das habe ich das erste Mal von einem Bewohner gehört. Das zu erreichen ist extrem schwer.“
Im Anschluss sind langjährige Mitarbeiter mit Blumen geehrt worden. Am längsten dabei ist Doris Hännig. Sie bringt es mit ihrer Arbeit in Neumühle auf 40 Dienstjahre.
Wer wollte, konnte die Kneipp-Angebote begutachten. An einem Eis-Fahrzeug gab es für alle Bewohner erfrischende Leckereien. Am Nachmittag konnten sie sich bei einem großen Sommerfest mit Musik von Lothar Steppke vergnügen. Langjährige Bewohner bekamen je eine Rose überreicht.