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Restauration In Klötze wird Historisches für die Nachwelt erhalten

Handwerkliches Können ist derzeit bei den Männern des Klötzer Fördervereins Tiergehege gefragt. Denn sie restaurieren einen über 120 Jahre alten Leiterwagen.

Von Henning Lehmann 06.07.2023, 20:00
Die Mitglieder des Fördervereins Klötzer Tiergehege restaurieren seit einigen Tagen einen über 120 Jahre alten Leiterwagen. Dabei sind Handarbeit und enorme Muskelkraft angesagt. Denn die Holzbretter und auch die Eisenteile müssen von Hand abgeschliffen werden.
Die Mitglieder des Fördervereins Klötzer Tiergehege restaurieren seit einigen Tagen einen über 120 Jahre alten Leiterwagen. Dabei sind Handarbeit und enorme Muskelkraft angesagt. Denn die Holzbretter und auch die Eisenteile müssen von Hand abgeschliffen werden. Foto: Henning Lehmann

Klötze - Drahtbürste und Schleifpapier sind momentan die beiden wichtigsten Utensilien für die Männer vom Förderverein Klötzer Tiergehege. Denn seit knapp zwei Wochen restaurieren die Männer um Vereinschef Lothar Schulze einen über 120 Jahre alten Leiterwagen. „Den Wagen haben wir im Vorjahr von Hans-Jürgen Müller abgekauft“, erzählt Lothar Schulze.

Einmal haben sich die Ehrenamtlichen schon zu einem Arbeitseinsatz am historischen Leiterwagen getroffen. Dabei war viel Muskelkraft gefragt. Denn in Handarbeit schleifen die Männer um Bernd Hamann und Christian Gebühr die massiven Eichen- und Buchenbohlen ab. Dabei kommen die Männer mächtig in schwitzen. Doch die Arbeit machen sie gerne, damit der historische Leiterwagen wieder in neuem Glanz erstrahlt.

Bis auf zwei Kiefernbretter auf der Ladefläche des Wagens sind alle anderen zum Teil aus Eichenholz bestehenenden Bohlen und Bretter noch gut erhalten, meint der Fördervereinsvorsitzende.

Für die Ladebretter hat Horst Kamieth schon Ersatz beschafft. Allerdings müssen sie auch noch einen Farbanstrich bekommen - wie die anderen Holzteile in den Farben Rot und Braun. Damit der Wagen der Nachwelt noch lange erhalten bleibt, betont der Fördervereinsvereinschef.

Die Ketten und auch die Eisenbänder um die Holzräder bekommen einen schwarzen Anstrich, so Schulze. Damit die schon reparaturbedürftigen Wagenräder noch lange den Besuchern im Tiergehege Freude bereiten, sollen sie später auf vier Eichenklötze aufgebockt werden, informiert Horst Kamieth, Förster im Ruhestand.

Wir wollen den Besuchern zeigen, wie vor 100 Jahren in der Land- und Forstwirtschaft gearbeitet wurde.

Fördervereinschef Lothar Schulze

Sind diese Arbeiten komplett abgeschlossen, sollen an den Seitenklappen des Leiterwagens noch Blumenkästen angebracht werden, verriet Lothar Schulze. Einige Birkenstämme wollen die Mitglieder des Fördervereins dann als Dekoration auf die Ladefläche legen, ergänzt Horst Kamieth.

Mit der Restaurierung des Leiterwagens, der neben dem früheren Bärenkäfig seinen festen Platz finden soll, ist das Tiergehege wieder um eine Sehenswürdigkeit reicher. Doch nicht das war der Grund für den Förderverein, den Leiterwagen anzuschaffen und ihm einen neuen Glanz zu geben. „Wir wollen den Besuchern zeigen, wie und mit welchen Möglichkeiten und Materialien vor 100 Jahren in der Land- und Forstwirtschaft gearbeitet wurde“, begründet der Fördervereinschef den Kauf des Leiterwagens. Dabei ist es wichtig, so Schulze, dass solche historischen Gegenstände von Generation zu Generation weitergegeben werden und darüber berichtet wird.

Auch in Klötze, so ergänzte der Vereinschef, wurden bis in die 1960er Jahre solche Leiterwagen aus Holz an der Mittelstraße von der damaligen Stellmacherfirma Weidner und dem Schmiedemeister Hans Ulrich in Handarbeit gebaut. Dabei war das Aufziehen der glühenden Eisenringe auf die vier Holzräder, wobei mehrere starke Männer mit anpackten, ein besonderer und kraftvoller Vorgang, wie sich Schulze noch gut erinnerte. Denn sein Onkel war der Schmiedemeister Ulrich.

Um die heißen Eisen auch passgenau auf die Holzräder zu bekommen, wurden sie unter anderem durch kaltes Wasser gerollt.

Mit der Präsentation des historischen Leiterwagens im Tiergehege soll an diese Tradition erinnert werden. Wenn alles nach Plan läuft, kann die Öffentlichkeit noch in diesem Sommer den Leiterwagen bestaunen und auch als Fotomotiv bei einem Tierparkbesuch nutzen.