Nur wenige Tage nach der Hochzeit wird junges Eheglück durch den Krieg zerstört Kleine Zeitungsanzeige mit trauriger Geschichte
1942: Der Zweite Weltkrieg geht ins dritte Jahr, und die Deutsche Wehrmacht rüstet sich nach Rückschlägen in Russland zum neuen Vormarsch. Ans Heiraten denken in diesen Zeiten nicht viele.
Oebisfelde l Die damals knapp 20 Jahre alte Herta Werthmann aus Papenrode und ihr nur wenig älterer Freund Hermann Körtge aus Bahrdorf wollen sich aber trotz aller Widrigkeiten das Ja-Wort geben. Im Februar 1942 ist es so weit.
Soldat Hermann, Dienstgrad Obergefreiter, bekommt drei Tage Sonderurlaub von der Front, um mit seiner Herta den Bund der Ehe zu schließen. Die drei Tage gehen schnell vorbei. Hermann muss wieder ins Feld und kehrt nie zurück. Denn nur wenige Tage nach ihrer Hochzeit erhält Herta Teitge die traurige Mitteilung, dass ihr Mann vermisst ist. Wie sich später herausstellt, für immer.
Die Geschichte von Herta und Hermann hat Werner Werthmann, Bruder von Herta, erzählt. Der 83 Jahre alte Werthmann sagt, warum: "Ich bin vor kurzem in den Besitz einer Ausgabe der Oebisfelder Tageszeitung vom Februar 1942 gekommen. Darin steht die Hochzeitsanzeige meiner Schwester und meines Schwagers. Als ich die Anzeige gelesen habe, konnte ich es nicht fassen. Ich hatte die Ereignisse vor knapp 70 Jahren schon fast vergessen."
Gefunden wurde die Zeitung bei Aufräumarbeiten in einem Haus in Saalsdorf. Da man sich in Saalsdorf, Papenrode und Bahrdorf kennt, gelangte die Zeitung zu Karl-Heinz Schaare, dem Sohn von Herta und Neffe von Werthmann. Die Zeitung gab er schließlich an seinen Onkel weiter.
"Es war schon eine traurige Geschichte. Meine Schwester war mit knapp 20 Jahren bereits Witwe. Hermann galt zwar als vermisst, doch wir hatten nur wenig Hoffnung, dass er noch lebte", erinnert sich Werner Werthmann.
Nach acht Jahren wird Hermann für tot erklärt
Acht Jahre, bis 1950, musste Herta Körtge warten, dann wurde ihr Mann offiziell für tot erklärt. Sie baute sich anschließend ein neues Leben auf.
Sie heiratete Erich Schaare, bekam ihre Kinder Karl-Heinz und Bettina, wurde Oma und Uroma und schloss in diesem Jahr, im Alter von 89 Jahren, nach einem zuerst traurigen, dann aber erfüllten Leben für immer die Augen.
"Ob das alles Zufall ist. Ich bezweifele es bald. Meine Schwester ist im Juli gestorben. Einen Monat später ist die Zeitung gefunden worden. Ich hätte es meiner Schwester gegönnt, dass sie das noch miterlebt hätte", bedauerte Werthmann.
Der gebürtige und noch sehr rüstige Papenroder wohnt seit Jahrzehnten in Helmstedt, hat aber auch Oebisfelde noch in guter Erinnerung.
"Oebisfelde war für uns damals das Zentrum. Denn an Wolfsburg war noch nicht zu denken. Wir sind beispielsweise immer nach Oebisfelde zum Einkaufen gefahren. In guter Erinnerung ist mir auch noch, dass meine Freunde und ich zu Fuß von Papenrode ins Oebisfelder Kino gegangen sind. Schade, dass das Gebäude abgerissen wurde", blickte Werner Werthmann auf seine Jugendzeit zurück.