Verabschiedung Klötzer Urgestein Raimund Punke verlässt die Brücke der Milcherzeugergenossenschaft
Eine Ära ging am Montag in Klötze zu Ende. Denn der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende der Milcherzeugergenossenschaft Klötze, Raimund Punke, hat sich in den Ruhestand verabschiedet.

Klötze - Mit Raimund Punke verlässt ein Urgestein die Klötzer Milcherzeugergenossenschaft. Der waschechte Klötzer war seit Oktober 1978 in der Firma vor den Toren der Purnitzstadt. Davon hatte er 20 Jahre lang das Amt des Geschäftsführers und Vorstandsvorsitzenden inne. Am Montag verabschiedete sich Punke in den Ruhestand. Seinem Nachfolger Ronald Haase hinterlässt er ein bestelltes Feld.
Die Landwirtschaft hat Raimund Punke ein Leben lang geprägt. Nach der Schule absolvierte er eine Berufsausbildung mit Abitur in der Landwirtschaft und trat seinen ersten Job in der früheren LPG Ristedt an. Doch damit war mit der beruflichen Karriere noch nicht Schluss. Im heutigen Land Brandenburg studierte der Klötzer Landtechnik und schloss das Studium als Diplom-Ingenieur für Landtechnik ab. Mit diesem Titel in der Tasche bewarb sich der heute 65-Jährige bei der Milcherzeugergenossenschaft Klötze, wurde zunächst stellvertretender technischer Leiter und ab 2001 dann Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender.
Zwei Investitionen nach dem Amtsantritt
Um für die Leitung des landwirtschaftlichen Unternehmens in seiner Heimatstadt fachlich fit zu sein, absolvierte der Familienvater an der Haldenslebener Landwirtschaftsschule ein weiteres Studium.
In seinem 45-jährigen Berufsleben hat der engagierte Landwirt alle Höhen und Tiefen sowie die Umbrüche nach der politischen Wende in der Landwirtschaft hautnah miterlebt. Dabei steht der Preisverfall bei Milch ganz oben. Der Preis liegt derzeit bei 30 Cent pro Liter und zwang einige Landwirte im Altmarkkreis schon zur Aufgabe der Milchproduktion.
Doch Punke gab nicht auf. Unter seiner Regie wurde der Tierbestand ab 2001 von 680 auf 1200 Milchkühe ausgebaut. Zudem ließ er, kurz nach seinem Amtsantritt, eine Biogasanlage bauen. Dabei hatte er auch einige schlaflose Nächte, weil das Unternehmen einen Kredit aufnehmen musste.
2004 folgte das Milchkarussell, um effektiver zu wirtschaften und die Firma für die Zukunft konkurrenzfähig zu machen. Bis zu seinem Abschied am Montag ging diese Firmenpolitik auf. Auch im Sinne der aktuell 48 Angestellten. Die müssen sich nicht nur um die 1200 Tiere in der 1976 eingeweihten Anlage kümmern, sondern auch um 1600 Hektar Ackerfläche. „Wir müssen unsere Ernte bis auf zwei Anbauarten selbst veredeln, da unsere Böden nicht besonders gut sind“, erklärt Raimund Punke. Hinzu kommen die Dürreernten auf Grund der Trockenheit in den vergangenen Jahren.
Auch wenn der Klötzer, der im Ehrenamt auch Vorstandsvorsitzender des Kreisbauernverbandes Salzwedel ist, zukünftig keine Verantwortung in einer Firma mehr trägt, sieht er die Landwirtschaft am Scheideweg.
Konventionelle Landwirtschaft notwendig
„In erster Linie sollte die Landwirtschaft zu fairen Preisen weiter hochwertige Lebensmittel für die Menschen produzieren. Allein mit ökologischen Erzeugnissen geht es nicht. Es muss auch weiter konventionelle Landwirtschaft mit ihren Produkten geben“, mahnt der erfahrene Landwirt.
Ein weiteres Problem rollt in den kommenden Jahren auf die Branche zu: die Nachwuchsgewinnung. In dem Punkt müssen enorme Anstrengungen unternommen werden, sagt Punke.
Auch im Ruhestand kann der Klötzer die Hände nicht in den Schoß legen. Neben dem Ehrenamt im Kreisbauernverband sitzt Punke noch im Klötzer Stadtrat und im Kreistag und ist zudem noch Klötzes Ortsbürgermeister. Im Klötzer Wasserverband bekleidet er den Posten des Vorsitzenden der Verbandsversammlung. Dann warten noch seine Frau und die fünf Enkelkinder. Dabei möchte der Pensionär mehr Zeit für Reisen und Besuche an der Ostsee sowie in die Region um Dresden haben.
Bestimmt wird sein Rat in der Milcherzeugergenossenschaft weiter gefragt sein. „Ich bin ja nicht weg und stehe für Fragen zur Verfügung. Zudem bleibe ich Genossenschaftler. Allerdings werde ich mich nicht in Leitungstätigkeiten einmischen“, betont der scheidende Geschäftsführer.