Quarnebeck Lenz zieht wieder alle Register
Nach Jahren der Stille erklingt die Quarnebecker Kirchenorgel seit einigen Tagen wieder in alter Tonstärke.
Quarnebeck l In seinem Element war am Mittwochabend der Quarnebecker Manfred Lenz. Der Leiter vom Frauenchor Klötze und Wenzer Männerchor ist auch Organist der Kirchenorgel. Nach Jahren der Stille erklingt das historische Instrument seit einigen Tagen im Gotteshaus wieder in alter musikalischer Tonstärke.
Zu den ersten Gästen, die sich davon überzeugen konnten, gehörten Landes-Umwelt-und Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert sowie Salzwedels Landrat Michael Ziche. Selbst wollten die beiden Berufspolitiker nicht die Tasten nach der umfangreichen Sanierung betätigen. Dass überließen sie dem erfahrenen Organisten Manfred Lenz. Der freute sich, dass er zu den Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen wieder alle sechs Register der Orgel ziehen kann. Denn die waren seit geraumer Zeit nicht mehr bespielbar, wie Ortsbürgermeister Marco Wille den Anwesenden berichtete.
„Alle Register wurden von Mitarbeitern einer Spezialfirma aus Niedersachsen gereinigt und die fehlenden Bauteile ersetzt. Somit ist die Orgel wieder komplett bespielbar“, informierte der Baupfleger des Kirchenkreises Salzwedel, Rainer Wellkisch. Doch bevor das Instrument von 1850 repariert wurde, musste der Holzwurm aus der Orgel und den anderen Holzelementen in der Kirche durch eine fachmännische Begasung entfernt werden. Dass ist auch komplett gelungen und das Gotteshaus ist wieder Holzwurmfrei, teilte Rainer Wellkisch dazu mit. Somit kann die 170 Jahre alte Orgel wieder in voller Stärke in Zukunft erklingen.
Die umfangreiche Instandsetzung war nur möglich, so Marco Wille gegenüber der Landwirtschaftsministerin und dem Landrat, weil die Europäische Gemeinschaft über das Leader–plus–Programm die Maßnahme finanziell förderte. Von den 50 000 Euro Gesamtkosten kamen 36 000 Euro aus diesem Topf. Damit war der Löwenanteil der Investition finanziert. Jeweils 3500 Euro überwiesen die Sparkasse Altmark-West und der Kirchenkreis Salzwedel. Die fehlenden 7000 Euro spendeten die Quarnebecker Einwohner sowie das Kirchspiel des Ortes.
Eine offizielle Einweihung des 170 Jahre alten Musikinstrumentes soll es auch noch geben, verkündete der Ortsbürgermeister. Wann, ist jedoch auf Grund der aktuellen Corona-Krise noch offen. Auf jeden Fall ist eine Orgelwoche mit der Einweihung und Konzerten in dem ältesten Gebäude des Dorfes vorgesehen, so Marco Wille weiter.
Nicht nur der Holzwurm wurde in der Kirche beseitigt und die Orgel in der ersten Jahreshälfte saniert. Auch die Treppe zur Empore ist seit einigen Tagen komplett neu. Denn der Zahn der Zeit hatte an dem Holzelement auch seine Spuren hinterlassen.
Dass der Zusammenhalt in Quarnebeck nicht nur bei der Finanzierung der Orgelsanierung, sondern das gesamte Dorfleben intakt ist, bekam Claudia Dalbert bei ihrem Rundgang durch das fast 200-Seelen-Dorf zu spüren. „Ich habe viel über Quarnebeck in den zurückliegenden Wochen und Monaten im Zuge der Ehrung gelesen. Heute möchte ich mir selbst ein Bild davon machen, was in dem Dorf anders und besser als in anderen Orten läuft“, betonte die Landes-Umweltministerin bei ihrem Quarnebeck-Besuch. Der Grund der Dalbert-Stippvisite war die Auszeichnung „Unser Dorf hat Zukunft“. Diesen Wettbewerb gewannen die Quarnebecker 2018 auf Landesebene und holten sich beim Bundeswettbewerb im Vorjahr eine Silbermedaille.
Auch wenn der Klötzer Ortsteil als ein Vorzeigedorf gilt, haben die Einwohner auch Sorgen und Probleme. Das wurde während des Rundganges sehr deutlich. So erfuhr die Umweltministerin unter anderem von fehlenden Bauplätzen im Ort, weil drei Landschaftsschutzgebiete mit dem Biosphärenreservat Drömling, dem Klötzer Forst und den Zichtauer Bergen das Dorf umfassen. „Wir haben momentan mehr Anfragen als Bauplätze“, informierte Marco Wille. Doch wie das Problem in Zukunft gelöst werden kann, konnte beim Rundgang nicht final von den anwesenden Politikern beantwortet werden.
Denn mit neuen Bauplätzen könnten die Quarnebecker ihre Einwohnerzahl weiter stabil halten oder sogar ausbauen. Sie ist, so Marco Wille, mit 194 Frauen, Männern und Kindern sehr beständig. „Wir müssen uns entscheiden, ob wir Biberburgen statt Häuser wollen“, gab der Ortsbürgermeister in der Runde zu bedenken. Auch unter dem Aspekt, junge Menschen in der Region zu halten. Claudia Dalbert stimmte dem zu und sagte abschließend, dass es den Quarnebeckern nicht an Ideen mangelt, um ihr Dorf auch weiter attraktiv für die Einwohner zu machen.