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Bestattungswald Letzte Ruhe im Schatten der Bäume bei Beetzendorf

Der Bestattungswald auf dem Eiskuhlenberg bei Beetzendorf wird voraussichtlich im Februar 2024 eröffnet. Was verbirgt sich hinter diesem Konzept?

Von Anke Pelczarski 31.08.2023, 06:15
Matthias Graf von der Schulenburg (Mitte) und sein Sohn Daniel  haben gemeinsam mit Beetzendorfs Bürgermeister Enrico Lehnemann als Vertreter der Gemeinde  (links) die bürokratischen Hürden für den Bestattungswald auf dem Eiskuhlenberg genommen.
Matthias Graf von der Schulenburg (Mitte) und sein Sohn Daniel haben gemeinsam mit Beetzendorfs Bürgermeister Enrico Lehnemann als Vertreter der Gemeinde (links) die bürokratischen Hürden für den Bestattungswald auf dem Eiskuhlenberg genommen. Foto: Anke Pelczarski

Beetzendorf - Die letzte Ruhestätte auf einem Friedhof ist für viele Menschen nicht mehr zeitgemäß. Der Gedanke, nach dem Ableben einen Platz im Schatten einer alten Eiche zu finden oder an den Wurzeln einer jungen Buche zu liegen, die sich zu einem stattlichen Baum entwickelt, ist bei manchen präsent. Ab dem nächsten Jahr ist das auch in Beetzendorf möglich, genauer gesagt im Bestattungswald auf dem Eiskuhlenberg.

„Der Weg ist dafür geebnet, alle Anträge sind durch“, sagt Prof. Dr. J.-Matthias Graf von der Schulenburg, der Eigentümer des Forstbetriebes Groß Wismar. Diesem gehört die 6,86 Hektar große Fläche neben dem alten Gutsfriedhof, zu dem das monumentale Kreuz des bekannten Kölner-Dom-Bildhauers Peter Dominicus Fuchs gehört.

Jeder Baum ... wird genau vermessen und erhält eine Nummer.

Matthias Graf von der Schulenburg

Der Vertrag zur Errichtung des „Bestattungswaldes Beetzendorf“ sei am 24. Juli dieses Jahres durch Bürgermeister Enrico Lehnemann als Vertreter der Gemeinde Beetzendorf und ihn unterzeichnet worden, erinnert er. Die Idee dafür hätten vor etwa vier Jahren die Einwohner der Gemeinde gehabt. Der Rat habe sie unterstützt. Es bedürfe schon eines langen Atems, um alle rechtlichen und naturschutzmäßigen Voraussetzungen zu klären, schildert Mattias Graf von der Schulenburg.

Jetzt könne der Forstbetrieb endlich aktiv werden. Zum einen müsse ein bisschen aufgeräumt werden. Tote Gehölze würden entfernt, damit es für künftige Besucher nicht gefährlich werde. „Jeder Baum, der für die letzte Ruhestätte genutzt werden kann, wird genau vermessen und erhält eine Nummer. So können die Wünsche der Interessenten genau zugeordnet werden“, beschreibt er. Es würde verschiedene Möglichkeiten geben. Familiengrabstätten für bis zu zwölf Urnen und Paarbäume seien zwei Varianten. „Wer mit seinen Freunden über den Tod hinaus vereint werden möchte, für den gibt es Freundschaftsbäume“, schildert der Eigentümer, der darauf verweist, dass das Areal erst einmal für 99 Jahre für das Nutzen als Bestattungswald auserkoren sei. Als Zeichen dafür ist Sohn Daniel Graf von der Schulenburg extra aus Frankfurt/Main angereist und bei der Projekt-Vorstellung dabei. Denn er soll das Werk des Vaters später fortführen. Der Junior kündigt an, dass es für Interessenten eine Führung im Februar geben solle.

Wichtig sei, dass es ein Wald bleibe, erklärt Matthias Graf von der Schulenburg. Deshalb dürften nur ökologisch abbaubare Urnen verwendet werden. Grabschmuck sei nicht erlaubt, „höchstens zur Beisetzung“, werde aber zeitnah wieder entfernt.

Wissenswertes: Fläche des Bestattungswaldes: 6,86 Hektar; Kosten für den Erwerb eines Bestattungsplatzes: ab 680 Euro; Verwaltungs- und Bestattungsgebühr (für Einrichtung und Schließung des Bestattungsplatzes sowie Anbringen eines Metallplättchens mit Name und Lebensdaten): 300 Euro; Eröffnung: geplant für Februar 2024; Kontakt: Forstverwaltung Groß Wismar, Telefon 0163/3 98 88 89, E-Mail info@bestattungswald-Beetzendorf.de, auch online unter www.bestattungswald-beetzendorf.de

Er kündigt an, dass es eine enge Zusammenarbeit mit Bestattungsunternehmen geben werde. „Wir organisieren keine Bestattung, sondern übernehmen lediglich das Öffnen und Schließen des Loches, in das die Urne hineingelassen wird“, beschreibt er. Die neue Begräbnismöglichkeit könne von allen Interessenten genutzt werden, nicht nur von Beetzendorfern. Erinnert werde an die Verstorbenen mit einem Metallplättchen, auf dem deren Name und die Lebensdaten nachzulesen seien.

„Reserviert werden kann der Lieblingsbaum schon zu Lebzeiten. Die 25-jährige Liegezeit beginnt erst mit dem Tod“, informiert Matthias Graf von der Schulenburg. Wenn das ausgewählte Gehölz vor dem Ableben durch Schädlinge oder Sturm zu Schaden komme, könne der Interessent vom Vertrag zurücktreten oder sich für Ersatz entscheiden. „Möglich ist auch, für sich einen neuen Baum pflanzen zu lassen“, fügt er hinzu.

Enrico Lehnemann sieht die neue Variante als „Möglichkeit, wenn Kinder nicht in der Nähe wohnen. Denn diese letzte Ruhestätte braucht keine Pflege.“ Annette Heinecke aus Ahlum spielt mit dem Gedanken, hier einmal begraben zu werden. „Der Wald ist doch superschön. Ich fühle mich der Natur sehr verbunden“, sagt sie.