Konzertdebüt online Neue Platte, tolle Show, aber keine offentlichen Konzerte: Valid Blu aus Oebisfelde tritt einfach online auf
Vor gut einem Monat ist das erste Album der Band Valid Blu aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen erschienen. Drei Jahre Arbeit stecken in dem Projekt. Coronabedingt konnte die fünfköpfige Gruppe ihr Werk bislang aber nicht dem Publikum präsentieren. Das soll sich am Sonnabend ändern – beim ersten Konzert, einem Online-Auftritt.
Klötze/Oebisfelde
Den Kameras entgeht nichts. Das wussten die fünf Musiker der Gruppe Valid Blu, als sie am Sonntagvormittag in einer Halle im Oebisfelder Gewerbegebiet auf der Bühne standen. Vor dieser waren einige Kameras aufgebaut, die unermüdlich zu den Mitgliedern der Band heraufschauten. Ins Internet übertragen wurden die Bilder allerdings noch nicht. Es war eine Probe. Bei der gaben die Musiker aber alles. So, als wären die vielen Ledersessel vor der Bühne mit Zuschauern besetzt.
Doch die Plätze waren an dem Tag leer. Und werden es auch beim ersten Konzert von Valid Blu am kommenden Sonnabend, 15. Mai, bleiben. Fans können der Show, die im Internet übertragen wird, vor den heimischen Bildschirmen folgen. Damit die Premiere perfekt wird, probten die Musiker unter realen Bedingungen. Mit Lichtshow und lauten Gitarren-, Bass-, und Schlagzeugklängen. Und Kameras. „Es ist schwierig, wenn kein Publikum da ist“, sagte Sängerin Suzen Berlin, die kürzlich auch den Klötzer „Pandamie“-Song mit eingesungen hatte, während einer Pause im Gespräch mit der Volksstimme. Denn ein Blick in die Menschenmenge vor der Bühne verrate viel darüber, wie die Musiker mit ihrem Auftritt ankommen.
Vorbereitung seit Dezember
Bei einem Livestream im Internet geht das nicht. Die Kameras verziehen schließlich keine Miene. Trotzdem muss man zu ihnen singen. „Ich muss mir angewöhnen, in die Kameras zu gucken“, sagte Berlin. Bis zu acht Stück sollen beim Konzert im Einsatz sein. „Wir haben Glück, auf der Bühne proben zu können“, freute sich die Sängerin. Auf die Weise könnten Abläufe für die Show getestet werden. Schon seit Dezember bereitet sich die Gruppe vor.
Musiker sind in der Corona-Zeit mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Konzerte vor Fans sind derzeit nicht möglich. Dabei würden sich Valid Blu gerade jetzt gern vor Publikum präsentieren, nachdem das erste Album der Artrock-Band am 9. April erschienen ist. Genutzt habe die Gruppe die Zeit der Pandemie, um das Werk 2020 fertigzustellen. Nun soll es gehört werden. „Es ist schwierig, das Album zu promoten“, sagte Suzen Berlin mit Blick auf die Auftritte, die es aktuell nicht geben kann. Es sei ein neues Projekt und es sei schwer, Fans zu erreichen, ergänzte sie.
Bandmitglieder aus der Region
Viel Arbeit steckt in dem Projekt Valid Blu, das 2017 gestartet ist sowie im Album namens „WFYB.TV“. Die Musik gehe in eine künstlerische Richtung und lässt sich nicht einfach beschreiben. Bewusst wurde auf das „E“ im englischen Wort „blue“ im Bandnamen verzichtet, wie es hieß. Das Wort „valid“ bedeutet gültig, „blue“ ist die Farbe Blau. „Peter hat gesagt, erfolgreiche Bands haben immer eine Farbe im Namen“, sagte Suzen Berlin. Gemeint ist damit Gitarrist Peter Schmidt. Er gehört zusammen mit Hintergrundsängerin Anni Riemer, Lena Uhde am Bass und Dennis Wetzler am Schlagzeug zur Formation.
Diese ist sowohl grenz- als auch generationenübergreifend. Denn Suzen Berlin, die ursprünglich aus Bandau bei Klötze stammt, und Peter Schmidt sind in Oebisfelde zu Hause. Die drei übrigen Mitglieder der Gruppe leben in Wolfsburg, Hannover und Braunschweig. Die Altersspanne reiche von Anfang 20 bis über 30 Jahre, wie es mit einem Augenzwinkern hieß.
Album erzählt eine Geschichte
An den englischen Texten der Lieder arbeite die komplette Band mit. Bei den Songs handelt es sich jedoch nicht um einzelne, voneinander unabhängige Stücke. „Es ist ein Konzept-Album. Wir erzählen eine Geschichte von vorne bis hinten“, erklärte Peter Schmidt, der auch Chef der Firma Nordsound ist, in deren Räumen die Gruppe probt.
Als Thema gewählt habe man die Medien und ihren Einfluss, den sie teilweise auf Menschen haben. Das Ganze wurde überspitzt und in eine Geschichte verpackt, in der es um einen staatlich kontrollierten Multimedia-Konzern namens WFYB.TV geht. Bei dessen Berichterstattung wisse man oft nicht, was wahr und was falsch ist. Protagonistin ist Suzen, die in dieser Welt aufwächst. Sie möchte ein Star werden und fängt bei dem Konzern an. Doch es kommt anders. Die Botschaft der Geschichte sei, dass man sich seine eigene Meinung bilden und unabhängig denken soll, erklärte Peter Schmidt.
Hoffnung auf Bühnenkonzert im Herbst
Erzählt wird die Geschichte auch in einem Bühnen-Programm, das rund eine Stunde und 15 Minuten lang ist, begleitet von düsteren Klängen und Videosequenzen auf einer Leinwand im hinteren Bereich der Bühne. Darauf zu sehen sind etwa Bilder, wie die Polizei Sitzblockaden auflöst sowie rollende Panzer. In einer Sequenz sitzt eine Nachrichtensprecherin mit einer Gasmaske auf dem Kopf im Studio, während sie von einer Atom-Katastrophe berichtet. Es bleiben noch zwei Minuten, um die Stadt zu verlassen, singt Suzen Berlin auf Englisch. Die Zeit läuft langsam ab. Beim Zuhören baut sich Anspannung auf. Wie wird alles enden?
Im Herbst, so die Hoffnung der Musiker, sollen Promo-Konzerte vor Publikum über die Bühne gehen. Wenn Corona es zulässt. Das Projekt solle langfristig laufen, so Suzen Berlin. „Wir haben Zeit, wir sind nicht abhängig von den Charts. Unser Album kann wachsen“, sagte Peter Schmidt. Ein eigenes Studio stehe zur Verfügung, in dem man Hausherr sei. Mittlerweile würde das Projekt rund 20 Leute beschäftigen, die sich um Licht, Ton, Animation und Fotos kümmern.