1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. "Situation beim Wolf ist brisant"

EIL

Wolfsbeauftragter: "Situation beim Wolf ist brisant"

Der Wolfsbeauftragte Eckhard Wegwarth aus Klötze legte die neuen Zahlen vor. Vom Ergebnis war er selbst überrascht.

Von Siegmar Riedel 31.03.2016, 03:00

Klötze l „Die Entwicklung ist brisant“, bilanziert Eckhard Wegwarth mit einem Blick auf seine Statistik. Und dabei betont er gleich, dass er keine Panik machen möchte und sich nur auf die Fakten stützt. Er erklärt: „Der Bericht des Wolfsmonitoring des Landes Sachsen-Anhalt, der kürzlich vorgelegt worden ist, bezieht sich auf Zahlen, die ein Jahr zurückliegen. Meine Zahlen sind dagegen aktuell.“

Um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, zitiert Eckhard Wegwarth aus seinem Bericht, den er für das Jagdjahr 2014/2015 vorgelegt hatte. Dieser wies für die Region um Klötze drei belegte Fotofallen-Bilder von Wölfen aus, 13 Beobachtungen, eine Spur von einem Wolf und einen Kadaverfund.

Sein Bericht aus dem Jagdjahr 2015/2016, das am heutigen 31. März zu Ende geht, lässt jedoch aufhorchen: Der neue Bericht basiert auf 43 Fotos von Wölfen. „Hauptsächlich aus den Bereichen Klötze, Schwiesau, Quarnebeck, Trippigleben, Wenze und Jeggau“, berichtet der Wolfsbeauftragte. „Auf diesen Fotos waren von Apenburg bis Miesterhorst 54 Wölfe zu sehen, auch Nachtaufnahmen.“ Dopplungen seien deshalb möglich.

Jedes Foto von einem Wolf zähle dabei als Nachweis, und sie kämen nur von der Jägerschaft Klötze. Die Anzahl der Fotofallen sei mit rund sieben gleich geblieben in den vergangenen zwei Jagdjahren, nennt Wegwarth einige Fakten zur besseren Bewertung der gesammelten Daten. Angaben von Beauftragten des Landes fließen nicht mit in die Statistik von Wegwarth ein.

Aufgenommen werden konnten die Wölfe zu unterschiedlichen Zeiten. „Fotos sind nachts ausgelöst worden, aber auch bei Tageslicht“, verdeutlicht der Wolfsbeauftragte und zeigt Filmsequenzen, die seine eigene Wildkamera am Funkturm bei Klötze aufnahm. Zu sehen sind bis zu drei Wölfe, die sich vorsichtig durch das Unterholz schleichen. „Das ist zwei Kilometer von Klötze entfernt“, macht Eckhard Wegwarth auf die nur geringe Entfernung aufmerksam.

Er lässt sich übrigens keinen Bären aufbinden und Schummel-Fotos, die eventuell anderswo aufgenommen worden sind, unterschieben. „Ich habe mir alle Stellen angesehen, wo Fotofallen angebracht sind, und vergleiche sie mit den Fotos“, erklärt er.

Der jüngste Monitoring-Bericht des Landes wies 64 Wölfe für ganz Sachsen-Anhalt aus. Da kann etwas nicht stimmen, meinte Wegwarth mit Blick auf die 54 Wolfsfotos aus dem Raum Klötze. Seine Meinung: „Das soll absichtlich klein gehalten werden.“ Er ist deshalb gespannt, ob der nächste Bericht des Landes erneut viel weniger Wölfe bescheinigen wird, als die belegten Sichtungen allein in der Klötzer Region vermuten lassen.

Die Jägerschaft im Land meint, bis 90 Wölfe trage sie mit. Eckhard Wegwarth sieht jedoch keine Anzeichen dafür, dass von den Politikern irgendetwas unternommen oder geplant wird. „Der Wolf ist wie eine heilige Kuh“, hat er den Eindruck. „Die Jäger stehen auch zum Wolf, es muss aber beherrschbar bleiben“, verdeutlicht er. Denn es sei absehbar, dass sich die Wolfspopulationen schneller entwickeln als gedacht. „Wir müssen einen Kompromiss finden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das allein regelt.“

Unklar ist, ob ein Wolfsrudel zwischen Apenburg und Miesterhorst nach 2015 erneut Nachwuchs bekommen hat. „Das wird frühestens ab Mai sichtbar“, schränkt Eckhardt Wegwarth ein.