Einblicke in die Arbeitswelt Traktor oder Tagespflege? Klötzer Schüler erleben Berufsalltag hautnah
Beim Girls’- und Boys’-Day in Klötze tauschen Jugendliche die Schulbank gegen Stall, Pflegeeinrichtung und Praxis. Zwei Jungs erzählen, warum ihre ersten Einblicke in den Joballtag richtig Lust auf die Zukunft machen.

Klötze. - Manche wissen es schon ganz früh, andere überlegen und suchen lange, welcher Beruf für sie der richtige sein könnte. Beim Girls- und Boys-Day, dem Jugendzukunftstag, bekommen Mädchen und Jungen der weiterführenden Schulen die Gelegenheit, schon einmal in einen ausgewählten Bereich hineinzuschnuppern. Dafür gehen sie an dem Tag mal ausnahmsweise nicht zur Schule, sondern in einen Betrieb.
So steuerte Julian Schäckel aus Klötze, 14 Jahre jung, Donnerstagfrüh mit dem Fahrrad nicht die Allende-Schule in seiner Heimatstadt an, sondern die Milcherzeugergenossenschaft (MEG) in Klötze-Nord. Nachdem der Achtklässler im vergangenen Jahr bereits in einem Sanitärbetrieb hineingeschnuppert hatte, sollte es diesmal ein Landwirtschaftsunternehmen sein.
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„Das interessiert mich und ich könnte mir vorstellen, mal als Landwirt zu arbeiten“, sagt Julian. Erste Erfahrung in dem Bereich habe er bereits bei einem seiner Onkel im Bördekreis gemacht, ein anderer Onkel arbeite in der MEG, so sei eins zum anderen gekommen. Beim Geschäftsführer der Genossenschaft rannte Julian quasi offene Türen ein.
Boden für die Saat vorbereitet
„Wer Interesse zeigt, ist gerne willkommen“, sagt Daniel Paul, der einst selbst am Boys-Day teilgenommen hat und dadurch zur Landwirtschaft kam. Durch anschließende Praktika und Ferienarbeit entschloss er sich nach dem Abitur für ein Landwirtschaftsstudium, sammelte danach in Klötze und andernorts Berufserfahrung und ist nun seit einem Jahr Leiter der MEG. Julian gab er für den Tag in Obhut von Nico Steickert.

Mit dem Landwirt, für den ebenfalls nie ein anderer Beruf in Frage kam, ging es zunächst zur betriebseigenen Tankstelle, um den 340-PS-starken Traktor für die anstehende Arbeit zu füttern und dann auf eine rund 25 Hektar große Fläche in Klötze Nord.
„Wir grubbern den Boden und bereiten ihn für das Einbringen der Saat vor“, wusste Julian nach zwei Stunden dann schon zu berichten und auch wie toll es ist, in der komfortablen Fahrerkabine mit modernster Technik und super Sound-Anlage zu sitzen und alles genau erklärt zu bekommen.
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Dabei stand dann für ihn auch gleich fest, „dass ich das zweiwöchige Betriebspraktikum am Ende des Schuljahres hier machen werde“. Auch wenn er dafür früher aufstehen muss als für den Schultag. Der beginnt nämlich erst 7.30 Uhr.
Die Landwirte starten dagegen schon eine gute halbe Stunde früher in den Arbeitstag, und dann ist da noch der Fahrtweg … Doch: „Das macht mir nichts aus.“
Apropos Fahrtweg: Der war für Hannes Jahn aus der siebten Klasse des Beetzendorfer Gymnasiums vergleichsweise kurz. Er wohnt in Klötze fast in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sozialzentrum, bei dem er sich umschaute.
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„Hier haben wir heute einen Jugendlichen und in Beetzendorf im Heim und in der Tagespflege vier Jugendliche“, erklärte Nancy Förster, Pflegedienstleiterin der Sozialstation und Tagespflege, wo Hannes unter anderem an der Seite der Pflegekraft Karina Reinicke auf Stippvisite ging.
„Ich habe gerne mit Menschen zu tun, unterhalte mich gerne und komme gut mit anderen klar“, erzählt Hannes, warum er sich für den sozialen Bereich entschieden hat. Eigentlich wollte er sich gerne in einem Kindergarten umsehen, habe jedoch keinen Platz bekommen.
„Aber hier ist es auch richtig interessant“, stellte er fest. Der schöne Nebeneffekt zu seinem sonstigen Alltag: In der Tagespflege ging es für ihn erst 8.30 Uhr los, Unterrichtsbeginn ist ansonsten 7.15 Uhr – nach einer Busfahrt.
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So durfte er beim Anrichten der Mahlzeiten helfen, die Zeitungsschau begleiten, viel mit den Senioren erzählen, mit ihnen lachen und auch bei der Büroarbeit behilflich sein.
„Es war auf jeden Fall eine schöne Erfahrung“, sagt der Schüler und überlegt, das Angebot der ehrenamtlichen Ferienarbeit anzunehmen, das ihm Nancy Förster unterbreitet hat. Wichtig: „Rechtzeitig anmelden, die Plätze sind meistens schnell vergeben.“
Zeitige Anmeldungen seien auch in der MEG wünschenswert, sagt Daniel Paul. Denn es müsse auch immer jemand zur Verfügung stehen, der sich während der Praktika – für die es seit Neuestem sogar 120 Euro pro Woche vom Land Sachsen-Anhalt gibt – um die Jugendlichen kümmern kann.
Am Zukunftstag waren dafür übrigens zwei Mitarbeiter „abgestellt“, denn Paul Weimann, der dort ebenfalls seinen Schnuppertag absolvierte und im Traktor auf anderen Feldern unterwegs war, wurde von Philipp Bendig betreut.