Direkt bei Neu-Ristedt Mit Video: Joggerin trifft bei Klötze auf drei Wölfe und dreht um - War die Reaktion richtig?
Eine Frau begegnet bei Neu-Ristedt im Altmarkkreis drei Wölfen - und zieht sich direkt zurück. Nicht nur ihr macht die Begegnung Angst. Vielen Einwohnern ist mulmig zumute. Was ein Jäger dazu sagt und wie man sich verhalten sollte.
Neu-Ristedt. - Der Wolf ist zurück. Die einen wollen ihn schützen, die anderen jagen. Die Volksstimme sprach mit Simone Seidel (Name geändert) aus Neu-Ristedt (Altmarkkreis Salzwedel). Sie war kürzlich mit ihrem Partner zum Joggen. Plötzlich sahen sie drei Wölfe – und drehten gleich wieder um. Die Begegnung ereilte sich nur einen Kilometer von Neu-Ristedt entfernt.
„Das ist ein komisches Gefühl“, sagt Simone Seidel. Sie gibt zu, „ein bisschen Angst zu haben“. Die Frau ist sich sicher, dass die Wölfe nicht mehr verschwinden. Weder aus Deutschland noch aus Neu-Ristedt. „Damit müssen wir leben.“ Aber was bedeutet das? „Wie soll man sich verhalten?“ Sie wandte sich an einen Jäger.
Wölfe bei Neu-Ristedt schon mehrfach gesichtet
Der erzählt der Volksstimme, dass ihm diese Frage schon häufiger gestellt wurde. Seine Antwort: „Bloß nicht die Flucht ergreifen.“ Er selbst hat die Wölfe bei Neu-Ristedt und Ristedt schon mehrfach gesehen. Demnach handelt es sich um sieben Exemplare: ein Paar mit zwei Jungen sowie drei Einzeltiere. „In die Pilze geht hier kaum noch einer.“
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Schon vor Jahren, so der Jäger, waren Wölfe in der Gegend. Es kam auch zu Vorfällen. Ein Schaf wurde gerissen, ein Esel verletzt. „Die Wölfe sind da, die Zahl steigt“, erklärt der Jäger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Seinen Angaben zufolge haben die Wölfe sich den Heidau als Lebensraum ausgeguckt.
Wölfe in der Heidau: "Je mehr es werden, desto frecher werden die auch"
Für ihn ist das kein Wunder. Denn das Waldgebiet ist groß, bietet Nahrung. Darüber ist der Jäger nicht glücklich. Denn das Wild wird weniger. Er glaubt: „Solange die hier Nahrung finden, bleiben die Wölfe auch.“ Was das für die Zukunft heißt, will sich der Jäger nicht ausmalen. „Da kommt was auf uns zu“, unkt er und beschreibt eine düstere Vision mit harten Wintern. „Dann haben wir die nur noch im Dorf.“ Der Nahrung wegen.
Und selbst wenn die Wölfe dem Dorf fernbleiben sollten. „Je mehr es werden, desto frecher werden die auch“, meint der Jäger und berichtet von einem Aufeinandertreffen zwischen einem Wolf und mehreren Reitern. Aber was ist, wenn das Verhältnis umgekehrt ist? „Dann geht der Reiter zu Fuß nach Hause.“
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Eigentlich, so weiß der Jäger, sollen Sichtungen immer an das Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) gemeldet werden. Er selbst und andere Waidmänner aus der Einheitsgemeinde Klötze machen das aber nicht. Eine Begründung von ihm lautet: „Dann kommen die mit mehreren Leuten unangemeldet her und bringen noch mehr Unruhe ins Revier.“
Die Volksstimme-Frage, ob die Zahl der von Jägern gemachten Meldungen tatsächlich abgenommen hat, kann Ines Wahl vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, zu dem das WZI gehört, nicht beantworten, „da nicht alle Melder angeben, ob sie Jäger sind oder nicht“. Für die Bearbeitung der Hinweise ist das aber auch unerheblich.
Ines Wahl stellt fest: „Es gibt viele Jäger im Altmarkkreis, die sich aktiv am Monitoring beteiligen.“ Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Jägern und dem WZI beantwortet sie diplomatisch. So besteht zwischen dem Landesamt für Naturschutz und dem Landesjagdverband ein Kooperationsvertrag. Es gab gemeinsame Schulungen zum Wolfsmonitoring, „neue Schulungstermine sind in Planung“.
Wölfe im Norden Sachsen-Anhalts: Vier Territorien in der Region
Laut Ines Wahl wurden in Deutschland im Monitoringjahr 2022 insgesamt 184 Rudel, 45 Paarterritorien und 22 territoriale Einzeltiere nachgewiesen. In Klötze und Umgebung gibt es vier Territorien, nämlich den Zichtauer-Klötzer-Forst, den Drömling, Immekath und das grenzübergreifende Ehra-Lessien in Niedersachsen. Die Territorien sind jeweils zwischen 200 und 250 Quadratkilometer groß. Laut Ines Wahl existieren die Territorien Zichtauer-Klötzer Forst und Ehra-Lessien schon länger, das Territorium Drömling seit 2021/22 und das Territorium Immekath seit 2022/ 23.
Einem Wolf begegnet - wie verhalte ich mich?
Im Fall einer Begegnung sollten Fußgänger nicht auf den Wolf zugehen, ihn nicht anlocken oder füttern. „Dadurch“, so Ines Wahl, „ist vor allem bei jungen Tieren die Gefahr einer Gewöhnung an den Menschen sehr groß. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad ist es am besten, kurz stehenzubleiben. Dann hat das Tier die Möglichkeit, die Anwesenheit des Menschen wahrzunehmen und sich dann zurückzuziehen. Wer sich unwohl fühlt oder Angst hat, kann auch laut rufen oder in die Hände klatschen. Hunde sollten in Wolfsgebieten grundsätzlich angeleint sein.“