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Wettbewerbssieger „Wir geben jedem eine Chance“

Beim 20. Wettbewerb wurde der Klötzer Kleingartenverein Friedensberg mit dem ersten Platz belohnt. Es war nicht der erste Sieg.

Von Nadin Hänsch 10.10.2015, 03:00

Klötze l Exotische Früchte oder Pflanzen findet man in der Parzelle von Frank Martin im Klötzer Kleingartenverein Friedensberg nicht. Trotzdem erzählt er stolz über Radieschen, gelbe Bohnen, Salatköpfe, Zucchinis und Stangenbohnen, die in seinem Garten sprießen. Es sei das erste Mal, dass er letztere statt Buschbohnen angepflanzt habe. „Meine Frau findet es gut“, freut sich der Gartenfreund. Nur die Kürbisse seien in dieser Saison nichts geworden.

Mit Leib und Seele hat er sich dem Gärtnern verschrieben. Apfel-, Kirsch-, Pfirsich- und Pflaumenbäume zieren seinen Garten. „Wir tauschen uns untereinander aus. Wer zu viel hat, gibt dem Gartennachbarn etwas ab“, sagt Frank Martin. So laute die Philosophie unter den Hobbygärtnern Am Friedensberg.

Seit Anfang des Jahres hat der Klötzer die Aufgaben des Vorsitzenden mit übernommen. Aus privaten Gründen habe sich dieser aus dem Verein zurückgezogen. Für Frank Martin ist das kein Problem, denn seit 2013 vertritt er die Interessen des Vereins als stellvertretender Vorsitzender. Er ist mit der Gartensparte tief verwurzelt, denn seit 1992 bewirtschaftet er dort mit viel Liebe seine Parzelle. Umso größer war die Freude über den Sieg des Vereins beim 20. Kleingartenwettbewerb im August.

„Es war wirklich überraschend für uns“, erinnert sich Frank Martin. „Otto Hein, Vereinsmitglied, war Teil der Wettbewerbskommission und meinte, die Chancen auf einen Sieg stünden nicht gut.“

Doch die Kleingartenanlage kann sich sehen lassen und wurde mit dem ersten Platz in der Kategorie Vereine ab 50 Gärten belohnt.

„Beim Wettbewerb werden immer die besten Ecken vorgezeigt. Doch in diesem Jahr konnte die Jury selbst entscheiden, wo sie langgeht“, erklärt sich der Gartenliebhaber den Erfolg. Vor einem Jahr belegte der Verein Friedensberg den vierten Platz im Wettbewerb. „Da war ich etwas enttäuscht, denn wir haben Vergleiche gezogen.“ Der dritte Platz wäre angemessen gewesen. „Denn so sah unsere Gartenanlage auch aus.“

Wenn Vorstandsmitglied Otto Hein nicht gerade Gärten bewertet, verbringt er seine Freizeit gerne in der Klötzer Gartensparte. Er kümmert sich um die Tafelgärten und sorgt dafür, dass die technischen Geräte wie beispielsweise Rasenmäher einwandfrei funktionieren.

Die Vorstandsmitglieder haben viel zu tun. 92 Mitglieder, 92 bewirtschaftete Parzellen und fünf Tafelgärten liegen in deren Verantwortung. Auf die Tafelgärten sind Frank Martin und Hauptkassiererin Gerda Stallgies besonders stolz. „Ich bin froh, dass wir die Tafelgärten haben, dadurch werden leerstehende Parzellen in Ordnung gehalten, und wir helfen anderen Menschen mit Obst und Gemüse für die Tafeln“, sagt Gerda Stallgies. Drei Mitarbeiter von der ABS-Drömling, die vom Jobcenter gestellt werden, kümmern sich um die Bewirtschaftung. „Wir stellen nicht nur die Gärten, sondern auch die Pflanzen und Geräte zur Verfügung“, fügt Frank Martin hinzu. So profitiere jeder etwas davon. Denn Leerstand gebe es auch am Friedensberg. Zwölf Parzellen sind noch frei.

Seit 1953 besteht der Verein mit 104 Kleingärten. Gerda Stallgies hat seit 18 Jahren ihre grüne Oase im „Friedensberg“, so lange pflegt und hegt sie ihre Parzelle. „Wenn ich den Garten einmal abgeben muss, will ich gar nicht viel dafür haben“, sagt die Gärtnerin. „Hauptsache, er kommt in gute Hände, und es wird sich weiter darum gekümmert.“ So viel Liebe und Herzblut habe sie dort investiert. Fragt man Gerda Stallgies, worüber sie sich im Frühjahr am meisten erfreut, sagt sie: „Das erste Grün im Garten ist das schönste“.

Auch wenn die Tafelgärten den Leerstand mindern, sei es schwer, neue Pächter zu finden. „Wir geben jedem eine Chance“, sagt Gerda Stallgies. Allerdings ein Jahr auf Probe, denn viele unterschätzen, wie viel Arbeit ein Garten in Anspruch nehme.

Erfreulich sei jedoch, dass der Verein in diesem Jahr vier junge Familien mit insgesamt acht Kindern als neue Mitglieder begrüßen durfte.

Seit 20 Jahren lassen die Gartenfreunde nun schon ihre Parzellen von der Jury bewerten. „Wir sind vom ersten Tag an beim Kleingartenwettbewerb dabei“, ist Frank Martin stolz. Beispielsweise belegte der Kleingartenverein bereits 2013 den ersten Platz. „Wir waren schon öfter unter den Medaillenträgern“, sagt der Hobbygärtner. Überraschend war auch der zweite Platz von Vereinsmitglied Tobias Fränkel im diesjährigen Wettbewerb in der Kategorie Einzelgärten. „Man weiß eben nie, ob es der Jury gefallen hat, denn darüber wird bei der Bewertung kein Wort verloren.“ Gemeinsam freuen sich die Mitglieder über die Ehrung. Denn um Zusammenhalt geht es bei den Kleingärtnern. „Es ist nicht immer leicht, alle unter einem Hut zu bekommen“, weiß Stallgies.

„Die jüngsten Pächter sind unter 30 und die ältesten über 80 Jahre alt“, sagt die Hauptkassiererin. „Ich versuche alles Mögliche, damit die Mitglieder zusammenkommen.“ Das Miteinander soll gefördert werden. Aus diesem Grund gibt es jährlich ein Sommerfest.

„Wir haben keine großen Anforderungen an unsere Pächter“, sagt Gerda Stallgies. Sie sollten sich nur bewusst sein, was es bedeute, einen Garten zu übernehmen. Mitglieder müssen sich an die Gartenordnung halten, das heißt: Ein Drittel Laubenbebauung, ein Drittel Rasenfläche und ein Drittel Bepflanzung sind Pflicht. „Wir sind nicht päpstlicher als der Papst“, scherzt Stallgies. „Wer einen Garten pachten möchte, sollte auch Lust und Liebe mitbringen“, fügt Frank Martin hinzu.