Wahl Kritische Fragen an die Bürgermeister-Bewerber in Groß Rosenburg
Das zweite gemeinsame Forum im Rosenburger Feuerwehrhaus zur Barbyer Bürgermeisterwahl verlief nicht so „butterweich“ wie am Dienstag zuvor in Barby. Die Fragen an die drei Bewerber waren „härter“. Schwerpunkt war die bisherige Kommunikation der Verwaltung, die immer wieder kritisiert wurde. Was will der Neue besser machen?

Groß Rosenburg - Zu Beginn wird das kommunale Allgemeinwissen der drei Kandidaten von Moderator Olaf Koch getestet: „Herr Peter, wie heißt der Stadtwehrleiter und sein Stellvertreter?“ (Patrick Fengler, Pömmelte, Olaf Schneider, Rosenburg). Peter weiß es nicht. Sieweck schüttelt das aktuelle Haushaltsvolumen (rund 17 Millionen), Weinert den Namen des Kammerphilharmoniechefs (Horstmann) aus dem Ärmel.
Doch gleich darauf geht es zur Sache durch die Bürger. „Kann ich davon ausgehen, dass Sie die Politik von Herrn Reinharz fortsetzen?“, will Erhard Lehmann wissen. „Ich stehe hier als Frank Sieweck und nicht als Klon von Torsten Reinharz. Das, was gut war, wird fortgesetzt. Es wird eine Reihe von neuen Dingen geben, wie die Einbindung der Ortschaften.“
Das Forum verläuft ganz anders
„Wo sind Sie politisch verortet“, fragt Ulf Rödiger die drei Kandidaten. Sieweck: „Ich fühle mich programmatisch der SPD näher als allen anderen Parteien.“ Weinert: „Ich gehöre seit 23 Jahren eher dem christlich-sozialen Flügel der CDU an. Deswegen haben sie mich in den Sozialausschuss des Kreistages delegiert.“ (Heiterkeit) Peter: „Ich bin mit den Dingen, die gerade passieren, nicht einverstanden. Ich fühle mich weder zu der einen noch zu anderen Partei hingezogen.“
Detlef August fragt: „Wie stellen Sie sich die Fortentwicklung der Grundschule Sachsendorf vor?“ (Lehrermangel, schlechte Bausubstanz) Peter schlägt das Gespräch mit dem Kultusministerium vor. Sieweck: „Wir müssen den Lehrern Wohnraum bieten und dem Schulverwaltungsamt permanent auf die Füße treten.“ Weinert schlägt vor, dass die Schulträger bereits an den Universitäten für ihre Schulstandorte werben, zum Beispiel, wo er als Dozent lehrt. „Wenn du denn einen Draht zu den Studenten hast – du bist Mitglied des Stadtrates – hält dich doch niemand ab, das zu tun“, kann sich Sieweck nicht verkneifen. Weinert: „Auch wenn du es nicht glaubst: Ich mach’ das und die Chance ist nicht gering.“
Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass das Forum anders verläuft als in Barby.
Hans-Georg Buszkowiak als Ortsbürgermeister von Breitenhagen holt aus und beklagt Zusammenarbeit und Kommunikation mit der Verwaltung. Als Beispiel nennt er das neue Dorfgemeinschaftshaus. Hier hätte man ihm laut Protokoll die Nutzung eines Raumes als „Infopunkt und Heimatstube“ zugesichert. „Jetzt gesteht man uns dafür eine Nische von sieben mal einem Meter zu.“ Auch die „Errungenschaften“ vor Einheitsgemeindebildung (2010) wie das touristische „Blaue Band“ seien zu den Akten gelegt worden ...
Wie kommt ein besseres Miteinander?
Olaf Koch mahnt, endlich die Frage zu stellen. Dann will Buszkowiak von den Bewerbern wissen: Wie stellen Sie sich zukünftig das Miteinander der Einheitsgemeinde und das Dorfgemeinschaftsleben vor?
Bei Frank Sieweck steigt der Blutdruck: „Dorfgemeinschaftsleben muss im Dorf entstehen. Es nützt nichts, wenn ein Bürgermeister sagt, jetzt gründen wir mal den oder den Verein. Die Dorfgemeinschaft muss sich von unten nach oben entwickeln. Andersrum macht das keinen Sinn!“
Jörn Weinert sieht das anders: „Die Formulierung ’unten muss es entstehen’ finde ich ausgesprochen unglücklich. Das sagt schon einiges aus, über die Perspektive, die auch die Menschen in Breitenhagen stört.“ Es gehe darum, dass die Stadt etwas „bewusst verhindert“. Es könne nicht angehen, einfach nur ein Schreiben an den Ortsbürgermeister zu schicken, in dem er vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Diese Vorgehensweise sei „exemplarisch und repräsentativ“. „Wenn große Teile der Bevölkerung sagen: Wir fühlen uns nicht mitgenommen, weil uns die Kommune nicht so unterstützt wie es sein muss“, betont Weinert. Der sonst so besonnene Zuchauer redet sich in Rage. Die Anzahl seiner Floskel „verdammt noch mal“ nimmt zu. Dem stimmt sein Ortsbürgermeisterkollege Steve Daniel aus Sachsendorf zu. An die Bewerber richtet er den Satz: „Wir fühlen uns nicht gehört. Ich hoffe, dass ihr Wort haltet.“
Zusammenarbeit mit der AfD?
Ingo Wagner will wissen, wie sich der zukünftige Bürgermeister die Zusammenarbeit mit der AfD vorstellt. Sieweck: Er will der AfD zuhören, mit ihr reden und ihr nicht nach dem Mund reden. Peter: „Wenn die passende Konzepte hat, habe ich kein Problem, mit diesen Leuten zu arbeiten.“ Weinert: „Wenn die AfD sagt, zwei plus zwei ist vier, kann man nicht sagen, das ist fünf.“ Alle drei betonen ihre Haltung auf kommunaler Ebene.
Olaf Koch fragt Weinert im Auftrage eines Lesers nach dessen Zeit als Geschäftsführer des Landesheimatbundes. Da hätte es unter seiner Leitung ein „Förderchaos“ gegeben. Weinert: „Vor 13 Jahren habe ich vom Landesverwaltungsamt eine Rückforderung von 70.000 Euro erhalten. Den daraus resultierender Rechtsstreit habe ich gewonnen.“
Zum Abschluss wendet sich Karin Keller an den Bewerber Fred-Edgar Peter, der mehrfach keine Antworten geben konnte: „Hätten Sie an den Stadtrats- und Ortschaftsratssitzungen teilgenommen, wüssten Sie, was in der Einheitsgemeinde passiert.“