Abwassersystem Feuchttücher bereiten Probleme
120 Sondereinsätze zum Pumpenreinigen in Magdeburg: Feuchttücher, die in den WCs landen, sorgen für Probleme.
Magdeburg l Das altbekannte, manchmal etwas raue Toilettenpapier steht seit längerem unter Konkurrenz-Druck: Feuchtes Toilettenpapier und andere Hygiene-Reinigungstücher haben das „Örtchen“ längst erobert, hohe Sauberkeit und Frische für den „Südpol“ des Menschen versprechend. Aber auch das Einweg-Feuchtreinigungstuch für Bad und WC hat in den Magdeburger Haushalten die Wisch- und Scheuerlappen zum Teil verdrängt. Alle zusammen landen sie in großen Mengen in der Kanalisation. Und bereiten der Abwassergesellschaft Magdeburg, ein Tochterunternehmen der SWM, große Probleme.
„Die Feuchttücher belasten die Kanalisation und verfangen sich in den Abwasserpumpen, die dadurch verstopfen und lahmgelegt werden“, erklärt SWM-Pressesprecherin Cornelia Kolberg das Problem. In diesem Jahr musste der Stördienst der Abwassergesellschaft bereits 120 Mal ausrücken, um verstopfte Pumpen zu säubern. Insgesamt unterhält das Unternehmen im Magdeburger Abwasserkanalnetz 97 Pumpstationen mit zusammen 280 Pumpen. Diese Pumpstationen seien im rund 1.000 Kilometer langen Kanalnetz notwendig, damit die Abwässer ins Klärwerk nach Gerwisch fließen könnten. Und im Klärwerk setzt sich das Problem fort, denn auch dort müssen die Feuchttücher aus den Abwässern herausgefiltert werden. Etwa 10 Millionen Kubikmeter Abwasser fallen pro Jahr in Magdeburg an. Über die zusätzlichen „Feuchttücher-Kosten“ wollten die SWM noch keine Aussage treffen, klar sei aber, dass durch die Reinigungseinsätze an den Pumpen natürlich Kosten entstehen, so Cornelia Kolberg.
Vermeidbare Kosten, denn der Verbraucher hat es im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand. Die Faser des Feuchttuches gibt den Ausschlag. WC-Feuchttücher bestehen oft aus Airlaid-Zellulosefasern, die mit einem wasserlöslichen Kleber bearbeitet sind. Diese Tücher lösen sich schnell auf und bereiten der Kanalisation kaum Probleme. Ein anderes Feuchttuch-Material ist ein Verbund aus Viskose- und Polyesterfasern (Spunlace). Baby-, Kosmetik- und Haushaltspflegetücher bestehen oft aus diesem Material. Es ist viel widerstandsfähiger und darf nicht durch das WC „entsorgt“ werden. Ein Blick auf die Produktbeschreibung auf der Feuchttuch-Packung gibt Auskunft darüber.
„Wir können nur an die Bevölkerung appellieren, keine Feuchttücher durch das WC zu entsorgen. Solche Tücher sind Abfall und gehören in die Mülltonne“, hofft Cornelia Kolberg auf Verständnis für das Problem.
Und vielleicht freunden sich wieder mehr WC-Gänger mit dem guten alten grauen Toilettenpapier an — auch wenn es sich manchmal am „Südpol“ etwas rauer anfühlt ...