Aktionstag 8000 bei Magdeburger Meile der Demokratie
Mit einem umfangreichen Programm hat Magdeburg am Sonnabend Vielfalt und Weltoffenheit demonstriert.
Magdeburg l Rund 8000 Menschen haben am Sonnabend in Magdeburg die „Meile der Demokratie“ besucht. Als Zeichen gegen rechte Aufmärsche anlässlich der Bombardierung im Jahr 1945 hatten Magdeburg die Innenstadt acht Mal mit einem bunten Volksfest blockiert. Bei der neunten Runde hatten rechtsgerichtete Kräfte auch nicht an anderen Stellen versucht, Kundgebungen abzuhalten.
Flankiert wurde die Meile in der Innenstadt von Aktionen in den Stadtteilen. Stände gab es an Bahnstationen, aber auch in Fermersleben, dem Herrenkrug, Sudenburg, am Universitätsplatz und am Nicolaiplatz.
An den Ständen gab es neben den Heißgetränken gegen die niedrigen Temperaturen Mitmachaktionen. Auf zwei Bühnen spielten Bands. Eine Straßenbahn der Verkehrsbetriebe war mit einem Musikprogramm im Sondereinsatz.
In dem Bündnis, das sich den Magdeburgern und den Besuchern der Landeshauptstadt präsentierte, haben sich neben den Magdeburger Ratsfraktionen und städtischen wie gemeinnützigen Vereinen Einrichtungen auch Kirchen, Organisationen von der Jugendfeuerwehr über Rettungsorganisationen und Initiativen wie Amnesty International, Unicef und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Künstler zusammengetan. Die Meile erstreckte sich zwischen Danzstraße und Julius-Bremer-Straße über den Breiten Weg. Ein Schwerpunkt war neben dem Sitz von Verdi die Schulmeile mit 23 Schulen aus Magdeburg und Umgebung.
Neben der Schulmeile, wo Spenden für den Verein Toll zur Integration Minderjähriger gesammelt wurde, hatten die Schüler eine weitere Aktion vorbereitet: 250 bunte Ballone mit Karten schwebten nach den offiziellen Reden zum Beginn dem Himmel entgegen. Auf den Karten war gerade mit Blick auf die syrische Stadt Aleppo ein Aufruf zum Frieden notiert. Wer wollte, konnte weitere persönliche Wünsche auf der Kartenrückseite notieren.
Vor der Bühne war die "Break Grenzen Crew" zu erleben. Die Jungs und Mädels begleiten in der ersten Hälfte das Hauptprogramm mit ihrem interkulturellen Breakdance Projekt.
In seinen Worten zum Beginn der Veranstaltung sagte Magdeburgs Oberbürgermeister, dass er froh ist, dass Magdeburg ohne den Druck von Rechtsextremisten jetzt befreit seine Weltoffenheit zeigen konnte. „Alle Menschen, die sich an die Regeln halten, sollen in der Stadt glücklich werden“, so der Chef der Magdeburger Verwaltung. Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch ermahnte, dem Extremismus von keiner Seite Raum zu geben. Ministerpräsident Reiner Haseloff verwies auf ein starkes und wichtiges Zeichen, dass von der Landeshauptstadt weit über die Grenzen des Landes ausstrahlt. Er sagte: "Demokratie ist nichts Selbstverständliches, was uns automatisch immer wieder zu Teil wird. Sie muss von uns gelebt und gestaltet werden.“
Die evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann erinnerte daran, dass es in Magdeburg auch an das Gedenken geht. Sie sagte: „Wir müssen unserer Geschichte, aber auch unserer Fehler gedenken. Nur das macht uns groß.“ Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hatte später einen Spendenscheck über 30.000 Euro zugunsten des Baus der Neuen Synagoge in Magdeburg übergeben. Ilse Junkermann sagte: "Magdeburg braucht eine Synagoge. Sie wäre nicht nur ein religiöser Ort für die Gemeinde, sondern auch ein Begegnungszentrum für Juden und Menschen anderer oder keiner Religion."
Susanne Wiedemeier vom DGB verwies darauf, dass an vielen Stellen der Gesellschaft – auch in den Gewerkschaften – Kraft notwendig sei, um einfachen Antworten entgegenzutreten. Die stellvertretende Bezirksvorsitzende des Gewerkschaftsbundes hatte im Gespräch auf der Bühne darauf hingewiesen, dass gerade die Wahl von Moawia Al-Hamid auf den zweiten Platz beim Magdeburger des Jahres der Volksstimme ein wichtiges Zeichen gewesen sei - gerade, da er sich für das Miteinander der Menschen und für die Integration besonders engagiert.