Illegaler Müll Altlasten in Magdeburger Aerosol-Arena
Auf dem Gelände der einstigen Aerosol-Arena in Magdeburg wird jetzt das Ausmaß der Müllablagerungen in einer Industriehalle sichtbar.
Magdeburg l Sie galt als Aushängeschild für die Förderung von Straßenkunst – namhafte Graffiti-Künstler aus Europa und der Welt hatten ihre Kunstwerke an Gebäuden auf dem Gelände der früheren Aerosol-Arena in Magdeburg hinterlassen. Davon ist nichts mehr übrig. Nachdem die Macher um Vereinschef Jens Märker das Gelände nach Uneinigkeit mit der Verwaltung über Fördermöglichkeiten aufgegeben hatten, übermalten sie die Kunstwerke. Als Hinterlassenschaft auf dem Gelände aber entdeckten Nachnutzer der Firma „Yes and productions (Yap)“ in einer Industriehalle ein Becken voller Müll, der mit Erde abgedeckt worden war. Das Ausmaß wird jetzt sichtbar. Denn seit etwa sechs Wochen wird das Gelände beräumt.
Bis zu vier Mitarbeiter einer Hausverwaltungsfirma sind nahezu täglich im Einsatz, um das etwa zwei Meter tiefe Becken, das einem Schwimmbecken gleicht, zu beräumen. Zur Hälfte ist das Becken nun leer. In einer Nachbarhalle türmt sich der herausgeholte Müll – inzwischen bereits auf etwa 30 Metern Länge, etwa zweieinhalb Meter hoch und an der Sohle viereinhalb Meter breit. Gegenüber ist der Mutterboden aufgeschüttet, den die Mitarbeiter aus dem Müll mit einer Gitterkonstruktion der Marke Eigenbau herausgesiebt haben.
Anfangs habe er Sperrmüll noch selbst weggebracht, berichtet einer der Mitarbeiter. Von Dutzenden Kühlschränken, Autobatterien, gefüllten Ölfässern und -kanistern, Autoteilen, Autoreifen, Steinen, Spraydosen, Feuerlöschern und Gasflaschen berichtet er und schüttelt den Kopf. Auch etwa 100 Aktenordner habe er gefunden. Dokumente darin weisen auf einen technischen Groß- und Einzelhandel unter der Führung des Aerosol-Arena-Chefs Jens Märker hin.
Offenbar habe Märker als Chef der Aerosol-Arena das Gelände nicht nur für die Graffiti-Kunst genutzt, sondern auch wirtschaftlich, vermutet Dennis Rodenhauser als Geschäftsführer der Firma „Yap“, die ein neues Nutzungskonzept für das Gelände entwickeln soll. Die Firma des Magdeburgers versucht durch ihren Einsatz im Hinblick auf den Müll die Kosten zu minimieren. Mehrere Wochen werde die Beräumung des Beckens wohl noch dauern. Der Müll soll dann mit Hilfe einer Fachfirma entsorgt werden.
Die Mitarbeiter sortieren den Müll bereits vor. Sperrmüll, Schrott, Gasflaschen und Ölkanister haben sie schon getrennt gelagert. Beim übrigen Müll müsse abgewogen werden, ob er als Mischmüll komplett entsorgt oder noch einmal von Hand durchsortiert wird. Rodenhauser steht dabei auch im Kontakt mit den Mitarbeitern des Magdeburger Umweltamtes. Sie hatten die Menge des Mülls auf etwa 1500 Kubikmeter geschätzt.
Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie sei noch nicht klar, wann die erste kulturelle Nutzung des Geländes wieder möglich sein wird. Angestrebt sei, dass im Frühjahr nächsten Jahres die erste Veranstaltung stattfinden soll.
Die Stadt Magdeburg bestätigt auf Nachfrage: „Derzeit erfolgen in der Aerosol-Arena die Sortierung und Entsorgung der Abfälle im Auftrag des Grundstückseigentümers.“ Diese Maßnahme werde von der Unteren Abfallbehörde im Umweltamt in regelmäßigen Abständen und in Absprache mit dem Grundstückseigentümer überwacht. Zu den Kosten könne keine Aussage getroffen werden, sagt Pressesprecher Michael Reif, da diese der Eigentümer trägt. Dieser hatte das Gelände der Aerosol-Arena zur Nutzung überlassen.
Jens Märker reagierte auf eine Volksstimme-Anfrage nicht.
Anzeige bei der Polizei war bereits anonym gestellt worden. Zusätzlich ermittelt die Polizei nun gegen die Halter von Fahrzeugwracks, die auf dem Gelände entdeckt wurden, berichtet Pressesprecherin Heidi von Hoff vom Polizeirevier Magdeburg auf Nachfrage.
Von der Staatsanwaltschaft Magdeburg war am Dienstag kein Statement zu bekommen.
Die Halle voller Müll ist noch nicht alles. Auch in Garagen lagert weiterer Müll, darunter Holzpaletten, Möbel, Autoteile. Außerdem gebe es noch ein großes Farblager.