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Museumsbesuch Alwines Puppenwelt in Magdeburg digital entdecken

Keine Zeit für einen Museumsbesuch vor Ort? Kein Problem, das Kulturhistorische Museum Magdeburg bietet jetzt einen digitalen Rundgang durch die Sonderschau „Alwines Puppen. Kostümgeschichte en miniature“ an. Egal, von welchem Ort aus.

Von Madlen Wille 13.03.2024, 05:40
Kuratorin Sabine Ullrich präsentiert die Familie Budenberg. Ganz rechts ist die junge Alwine Arnold zu sehen.
Kuratorin Sabine Ullrich präsentiert die Familie Budenberg. Ganz rechts ist die junge Alwine Arnold zu sehen. Foto: Madlen Wille

Magdeburg. - Die faszinierende Welt von Alwines Puppen überrascht mit neuen digitalen Angeboten. Die Geschichte und Schönheit der europäischen Mode sowie Einzigartigkeit der Puppensammlung wird zum digitalen Erlebnis. Das ist besonders für Interessierte, die nicht den Weg nach Magdeburg antreten können, von Vorteil.

Schon seit Dezember letzten Jahres kann man diese Schau im Kulturhistorischen Museum an der Otto-von-Guericke-Straße 68 bis 73 bewundern.

Die Industriellengattin Alwine Arnold schenkte 1905 ihrer Heimatstadt Magdeburg ihre künstlerisch-hochwertige Puppensammlung. „Leider ist Alwine bisher kaum bekannt gewesen“, sagt Sabine Ullrich, die Kuratorin der Ausstellung „Alwines Puppen“. Besonders rezeptionsgeschichtlich sei die Ausstellung sehr spannend, da uns Alwine erzähle, wie man auf Mode und Trachten im 19. Jahrhundert geschaut habe. Die Puppen veranschaulichen Geschichten der Mode, vom Mittelalter über die Renaissance bis zum Jugendstil.

120 Jahre alte Puppen zu bewundern

Die Modellpuppen zeigen zum Beispiel vor allem Trachten der Schweizer Kantone und auch Kleidung aus ost- und mitteleuropäischen Ländern sowie aus Nordskandinavien – Regionen, mit denen sich Alwine identifizieren konnte.

Dieses Bild zeigt eine Puppe in ungarischer Tracht mit auffälligem, detailreichem Kopfschmuck.
Dieses Bild zeigt eine Puppe in ungarischer Tracht mit auffälligem, detailreichem Kopfschmuck.
Foto: Madlen Wille

Die Kuratorin erklärt: „Es gibt aus dem Umfeld und der Zeit nichts so Einzigartiges wie das, was ich gefunden habe. Es ist zwar nicht die einzige Trachtensammlung, aber es gibt nichts damit vergleichbar Publiziertes in anderen Museen.“

Die etwa 120 Jahre alten Puppen wurden aus Holz geschnitzt. Ihre Körper sind teilweise ausgestopft mit weißem Ziegenleder und Sägespänen, teils handelt es sich auch um Textilkörper mit Wolle. Die Kleidung besteht aus Baumwolle, Leinen, Seidenbändern und Lammfell. Auf den Köpfen tragen sie aus Echthaar geflochtene Perücken. Accessoires wie Brautkronen, Schmucksteine und Glasperlen schmücken die Modelle.

Mit den heutigen Puppen seien Alwines keinesfalls vergleichbar. „Heute spricht man von einfachen Spielzeugpuppen, früher waren es hochwertige Sammlerstücke“, so Ullrich. Es seien insgesamt 83 Puppen dokumentiert. 77 Modelle sind aktuell in der Ausstellung zu sehen, von denen bisher acht restauriert wurden.

360-Grad-Rundgang durch die Ausstellung

Wer nun nicht die Möglichkeit hat, sich diese Puppen vor Ort anzuschauen, kann das neue, digitale Angebot nutzen. Das Kulturhistorische Museum bietet zwei Formate an, welche eine ergänzende und vertiefende Beschäftigung mit dem Thema ermöglichen.

Für alle Interessierten ermöglicht das Museum einen 360-Grad-Rundgang durch die Ausstellung im Internet. „Man kann sich also sozusagen frei in der Ausstellung bewegen“, erklärt die Kuratorin. Es gebe verschiedene, interessante Stationen zu entdecken. Auf diese Weise könne man jederzeit und überall die Gestaltung der Ausstellung und die Auswahl der Objekte visuell erleben. Über entsprechende Schaltflächen können Informationstexte zu den Puppen und ihrer Mode aufgerufen werden.

Rallye mit dem Smartphone

Für Gäste, die die Ausstellung vor Ort besuchen, besteht die Möglichkeit, mit dem Smartphone eine Rallye durchzuführen. „Es ist ein Spiel, was über die Plattform Moodle angeboten wird“, erklärt Ullrich. Dafür müsse gleich zu Beginn der Ausstellung ein QR-Code eingescannt werden. So könne man auf spielerische Art und Weise mehr zu den einzelnen Objekten der Ausstellung in Erfahrung bringen. Falls keine persönlichen Geräte vorhanden sein sollten, könne am Museumsshop gegen Vorlage eines Ausweises ein Mobilgerät ausgeliehen werden.

Alwine Arnold, hier in einem späteren Porträt.
Alwine Arnold, hier in einem späteren Porträt.
Foto: Kulturhistorisches Museum Magdeburg/ C. Christoph

Die Konzeption, Gestaltung und Umsetzung der beiden neuen Angebote wurden durch finanzielle Unterstützung der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt ermöglicht. Das Kulturhistorische Museum Magdeburg plant, weiterhin zusätzliche digitale Elemente zu entwickeln, um neue Wege der Vermittlung zu erschließen und neue Zielgruppen anzusprechen.

Ein persönlicher Besuch der Ausstellung „Alwines Puppen“ in Magdeburg ist noch bis zum 20. Mai 2024 dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr möglich. Das digitale Angebot ist auf der Website des Museums zu finden.

Der digitale Besuch kann noch heute stattfinden, denn schließlich ist die virtuelle Tour jederzeit möglich.

So wirkte die Industriellengattin Alwine Arnold

Die Magdeburger Unternehmergattin Alwine Arnold (1848-1907) war die älteste Tochter des erfolgreichen Fabrikanten Christian Budenberg. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm ihr Mann Otto die Leitung der international erfolgreichen Manometer-Fabrik „Schäffer & Budenberg“ in Magdeburg Buckau.

Mit einem bedeutenden Vermögen ausgestattet, spielte sie eine herausragende Rolle als Mäzenin während der Gründungsphase des Kulturhistorischen Museums. Alwine zeichnete sich durch ihr ausgeprägtes karitatives Engagement aus und war insbesondere als leidenschaftliche Sammlerin von Kostüm- und Trachtenpuppen sehr aktiv.

Ihre Sammlung der Puppen ist nahezu vollständig erhalten. Sie umfasst lebensnahe Nachbildungen von europäischen Modetrends und Trachten aus dem 19. Jahrhundert. Die Puppen und ihre Kostümierung zeichnen sich durch die beeindruckende Gestaltung ihrer Gesichter und die Detailtreue ihrer Kleidung aus. (Quelle: Kulturhistorisches Museum Magdeburg)