Was den Arbeitsmarkt verändert Anteil Erwerbstätiger in Magdeburg sinkt - aber im Umland steigt er
Obwohl die Zahl der Arbeitslosen in Magdeburg abgenommen hat, ist die Quote derer, die arbeiten, geringer. Woran könnte das liegen.
Magdeburg. - Die Erwerbstätigenquote gibt den Anteil der Menschen an, die einer bezahlten Arbeit nachgehen, bezogen auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. In Magdeburg ist diese Quote innerhalb von fünf Jahren gesunken. Das geht aus den vom Statistischen Landesamt veröffentlichen Zahlen der Agentur für Arbeit hervor. Um 0,2 Prozentpunkte ist die Quote in Magdeburg auf 74,9 Prozent gesunken. Dass es auch anders geht, zeigen die Landkreise im Umfeld.
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Wie sieht es in den Landkreisen rund um Magdeburg aus?
Das Jerichower Land erlebt so mit einem Zuwachs um 6,3 Prozentpunkte den höchsten Zuwachs in ganz Sachsen-Anhalt. An zweiter Stelle im Vergleich der Landkreise und kreisfreien Städte Sachsen-Anhalts steht der Landkreis Börde mit einem Zuwachs um 3,8 Prozentpunkte. Und auch der Salzlandkreis ist mit einem Plus von 2,2 Prozentpunkten vorn mit dabei. An der Spitze bei der Quote lag der Landkreis Wittenberg mit eine Erwerbstätigenquote von 79,8 Prozent nach einem Anstieg um 26 Prozentpunkte, auf Rang zwei lag Anhalt-Bitterfeld mit 78,5 Prozent – dem gleichen Wert wie im Jahr 2018.
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Wenn die Erwerbstätigenquote sinkt, kann das auf unterschiedliche Ursachen und Entwicklungen hinweisen. Eine mögliche Ursache sind wirtschaftliche Probleme. Beispielsweise könnte eine steigende Arbeitslosigkeit darauf hindeuten, dass Unternehmen Arbeitsplätze abbauen, was oft mit einer Rezession oder strukturellen Krisen verbunden ist. Auch die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland kann zu einem Rückgang der Erwerbstätigenquote führen. Prominente Beispiele, bei denen in Magdeburg Arbeitsplätze abgebaut wurden, waren in den vergangenen Jahren in der Fertigungsbranche zu verzeichnen. So waren in der Produktion von Windkraftanlagen 1.500 Arbeitsplätze verloren gegangen. Und auch im Anlagenbau hatte es einen Jobabbau gegeben. Im Gegenzug hatte es zwar einen Zuwachs in der Dienstleistungswirtschaft gegeben. In konkreten Zahlen: 10.354 Menschen hatten im Juni 2023 keine Arbeit. Das entsprach einer Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent. Doch im Juni fünf Jahre zuvor waren es 10.729 Arbeitslose und eine Arbeitslosenquote von 8,6 Prozent. Sprich: In Magdeburg kann dies nicht der ausschlaggebende Punkt sein.
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Weitere Gründe, die eine Rolle spiele könnten
Gesellschaftliche Trends spielen ebenfalls eine Rolle. So könnte die Quote sinken, weil immer mehr junge Menschen länger in der Ausbildung oder im Studium bleiben. Und hier zeigt sich eine Parallele: Abgesehen von Mansfeld-Südharz sind es große Hochschulstandorte, an denen die Erwerbstätigkeit zurückgegangen ist. Neben Magdeburg sind dies Halle und Dessau-Roßlau sowie Stendal.
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Weitere Faktoren lassen hingegen die regionale Entwicklungen kaum erklären. Ein Faktor, der die Erwerbstätigenquote beispielsweise drücken kann, ist, wenn Menschen einer unbezahlten Tätigkeiten wie der Hausarbeit oder der Pflege von Angehörigen statt einer Erwerbsarbeit nachgehen. Politische und rechtliche Rahmenbedingungen können ebenfalls Auswirkungen haben. Maßnahmen wie die Förderung von Teilzeit- oder Sabbatjahr-Modellen können die Erwerbstätigenquote verringern. Auch ein Anstieg der nicht erwerbstätigen Bevölkerung durch Zuwanderung könnte die Quote senken, wenn die Integration in den Arbeitsmarkt nicht gelingt.
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Schließlich könnten strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt eine Rolle spielen. Wenn es beispielsweise ein Missverhältnis zwischen den Qualifikationen der Arbeitskräfte und den Anforderungen der Arbeitsplätze gibt, können Menschen trotz Arbeitsfähigkeit keine Beschäftigung finden. Zudem könnte der Anstieg der Automatisierung langfristig die Nachfrage nach Arbeitskräften verringern.
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Wie steht Sachsen-Anhalt bei der Quote der Erwerbstätigen im Bundesvergleich da?
Im bundesweiten Vergleich lag Sachsen-Anhalt mit einer Erwerbstätigenquote von 75,8 Prozent im Jahr 2023 übrigens auf dem zehnten Rang. An der Spitze lag Bayern mit 80,5 Prozent, gefolgt von Sachsen mit 78,9 Prozent und von Thüringen mit 77,9 Prozent. Schlusslicht war Bremen mit 71,6 Prozent.