Protest gegen rechts Anti-AfD-Demo: Magdeburger erklären den Ernst der Lage
Mehrere Tausend Magdeburger haben für ein tolerantes und solidarisches Miteinander demonstriert. Viele forderten zudem ein Verbot der AfD. Auf einer Abschlusskundgebung auf dem Domplatz, machten Redner deutlich, dass es viel zu verlieren gibt.
Magdeburg - An zahlreichen Denkmälern, Kirchen und Plätzen in Magdeburg fanden am 20. Januar Mahnwachen, Kundgebungen und Friedensmärsche statt. Wie die Polizei mitteilt, verliefen die Proteste friedlich.
Laut den Einschätzungen der Initiative „Bündnis Solidarisches Magdeburg“ bekannten sich im Tagesverlauf rund 4.000 Magdeburger zu Weltoffenheit und zur Demokratie. Sie forderten Frieden und Menschlichkeit und setzten ein unverkennbares Zeichen gegen rechtes Gedankengut.
Für die Elbestädter ist das Demonstrationsgeschehen in Hinblick auf den alljährlichen Aufmarsch etlicher Neonazis rund um den Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg gar kein so außergewöhnliches Ereignis mehr. Gehen sie doch Jahr für Jahr dagegen auf die Straße.
Erstmals nach weit mehr als einem Jahrzehnt kam es jedoch zu keinem Aufmarsch der Rechtsextremen in Magdeburg.
Grund, das Engagement gegen rechts nun einzustellen, sei das jedoch nicht, erklärte Mitorganisator Florian Sosnowski . Der sogenannte „Trauermarsch“ der Rechtsextremen sei nur ein Grund, Aktionen wie sie am Sonnabend an vielen Stellen in Magdeburg stattfanden, durchzuführen. Der Kampf gegen rechts, gegen Rassismus, Hass und Hetze sei immerwährend.
Demonstrationszug tanzt durch die Stadt
Den wohl imposantesten Demonstrationszug führte das Regina-Kollektiv (Ravende Europäer gegen Intoleranz und Nationalismus) an. Am Neustädter Bahnhof gestartet, tanzten sie unter dem Motto „Nazis wegbasssen“ quer durch die Stadt bis zum Domplatz, wo am Abend zur Abschlusskundgebung viele Initiativen, Vereine und Aktivisten zusammenkamen.
Etwa 1.800 Menschen protestierten so noch einmal gemeinsam gegen das Erstarken des rechten Lagers. Redner wie Robert Fietzke vom Bündnis Solidarisches Magdeburg verdeutlichten den Ernst der Lage.
Die nächsten Jahre werden kräftezehrend, noch kräftezehrender als die letzten. Es gibt viel zu verlieren.
Robert Fietzke, Bündnis Solidarisches Magdeburg
„Wie sehr hat uns die alltägliche Hetze der letzten Jahre zermürbt. Die Kakophonie des Hasses hat einen politischen Tinnitus ausgelöst, der vielen Menschen schwer in den Ohren liegt. Es ist schon schwer genug, in einer Zeit der Vielfachkrise mit den Schwierigkeiten des Alltags klarzukommen, wie soll da noch Zeit für politisches Engagement sein – aber wir haben keine andere Wahl, wir müssen kämpfen“, so Fietzke.
Demonstrationen sind Signal der Hoffnung und des Mutes
„Die aktuellen Großdemonstrationen sind ein Signal der Hoffnung und des Mutes. Aber wir müssen uns besser organisieren und zivilgesellschaftliche, antifaschistische Strukturen unterstützen und stärken.“
Es brauche die Tatkraft von viel mehr Menschen, die Veranstaltungen zur politischen Bildung, Aufklärung in den sozialen Medien und soziale Angebote in den Kietzen realisieren. Und vor allem brauche es einen langen Atem, Durchhaltevermögen. „Die nächsten Jahre werden kräftezehrend, noch kräftezehrender als die letzten. Es gibt viel zu verlieren.“