Weihnachtsmarkt Ärger um Riesen-Karussell in Magdeburg
Das Looping-Karussell auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sorgt für Unmut: Bewohner klagen über Lärm und Licht.
Magdeburg l Bereits vom Hasselbachplatz aus ist die krachend bunte Lichtinstallation an dem Looping-Karussell auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt zu erkennen. Das Riesenfahrgeschäft steht fast zwei Kilometer entfernt auf dem Ratswaageplatz. Wo in den vergangenen Jahren der Buga-Skyliner seine Runde in die Höhe drehte, bildet an der Kreuzung zwischen Breiter Weg und Julius-Bremer-Straße 2017 das V-Maxx-Karussell den Höhepunkt auf dem Nordabschnitt des Weihnachtsmarktes.
Bei den Besuchern kommt der Looping offenbar gut an, am Abend des 9. Dezember stehen die Gäste an dem Fahrgeschäft Schlange. Wenn der mehr als 55 Meter lange Arm mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde durch die Lüfte saust, ist der Platz mit wildem Kreischen und einem dröhnenden Motorengeräusch erfüllt. Was auf dem Messeplatz – auf dem sich die Veranstalter der Magdeburger Weihnachtsmarkt GmbH das Gerät vorab angeschaut hatten – niemanden stört, sorgt im Breiten Weg für Unmut.
Es hat bereits Beschwerden von Gästen des Ratswaage-Hotels gegeben. Das bestätigte Gabriele Golz vom Ratswaage-Hotel auf Nachfrage der Volksstimme. Nur wenige Meter vom Eingang entfernt, wurde das Riesen-Karussell aufgebaut. Wegen des lauten, surrenden Geräusches habe man bereits einigen Gästen Nachlässe gegeben oder andere Wege gesucht, um sich entsprechend für den Lärm zu entschuldigen.
Gabriele Golz betont: Man wolle absolut nicht den Betreibern – in diesem Fall sind das die Brüder Hendrik und Stefan Boos – das Geschäft verderben. Doch: „Der Standort ist einfach ungünstig gewählt.“ Bezüglich des Riesen-Loopings hätten vorher keine Absprachen stattgefunden. Als man sich vom Ratswaage-Hotel an die Weihnachtsmarkt GmbH wendet, gibt es von den Veranstaltern Ohrstöpsel für die Gäste.
Doch der Krach ist nicht das einzige Problem. Schon beim ersten Licht-Test wird deutlich: Die einzelnen Leuchten strahlen den Rezeptionisten in der Hotel-Lobby direkt in die Augen. Gabriele Golz ist froh, dass das schnell geklärt und die Strahler verstellt werden konnten.
Das blinkende Licht ist dieser Tage auch die größte Sorge von Hannelore Jantze. Die 77-Jährige wohnt am Breiten Weg. Alle Fenster ihrer Wohnung im obersten Geschoss befinden sich in Richtung Ratswaageplatz. Die hellen Lichtblitze, die seit der Eröffnung des Weihnachtsmarktes in die Wohnung scheinen, sind für die 77-Jährige bereits zu einer Gefahr für ihre Gesundheit geworden.
Hannelore Jantze leidet erblich bedingt unter Epilepsie und das Stroboskop-Licht am Karussell habe einen epileptischen Anfall bei ihr ausgelöst. Jantze: „Ich bin auf die Knie gestürzt und habe mir die Schulter verletzt.“
Seit den 70er-Jahren wohnt die Magdeburgerin in ihrer Wohnung am Breiten Weg. Damals habe sie nicht geahnt, dass es vor ihrer Haustür „irgendwann mal wie auf dem Rummel zugeht.“ Selbst ihre Rollladen würden das Licht nicht abhalten. Täglich nimmt Hannelore Jantze zwei Tabletten gegen ihre Epilepsie, jetzt hat sie noch eine Sorte mehr verschrieben bekommen. „Die soll ich sofort nehmen, wenn die Beine wieder anfangen zu zittern“, so Hannelore Jantze.
Bei der Stadt Magdeburg seien bisher insgesamt zwei Beschwerden wegen des Karussells eingegangen, erklärt Stadtsprecher Michael Reif. Bei der Weihnachtsmarkt GmbH hat man reagiert und mit dem Betreiber das Gespräch gesucht. Die Brüder Boos haben sofort zwei Musikboxen abgebaut, um für weniger Lärm zu sorgen.
Und sie haben die Hersteller des Karussells in Italien kontaktiert. Denn: Das Licht-Programm kann nur von dort aus verändert werden. Die Betreiber hatten jetzt einen mobilen Router dabei, damit die Italiener sich über eine Internetverbindung auf das Magdeburger Fahrgeschäft aufschalten konnten.
Mit Erfolg: Die „Blitzer“ habe man jetzt abgeschalten, erklärt Stefan Boos. Zudem habe er die Lautstärke von seiner Musik gemessen. Und die sei mit rund 51 Dezibel leiser als bei jedem Kinderkarussell auf dem Weihnachtsmarkt.
Fest steht trotzdem schon heute: „Im nächsten Jahr wird an diesem Platz nicht so ein großes Fahrgeschäft stehen. Das war nicht die optimale Lösung“, räumt Weihnachtsmarkt-Geschäftsführer Paul-Gerhard Stieger ein.