Gegen Eigenheimpläne auf Gartenland formiert sich Protest in ungeahnter Form Aus Angst vor Abriss ihrer Sparten drohen Laubenpieper mit eigener Kleingärtner-Partei
Magdeburg. Magdeburger Kleingärtner proben den Aufstand. Um gegen die Räumung ihrer Gärten für Eigenheime zu kämpfen, wollen sie möglichst 2014 in den Stadtrat einziehen. "Dazu wollen wir eine eigne Partei gründen", sagt Roland Zander, Gartenvereinschef im Neustädter Feld.
Aufgeheizt dürfte die Stimmung heute beim Sommerfest der Gärtner an der Lerchenwuhne sein, und das nicht nur wegen der Temperatur im Festzelt. "Am Sonnabend um 17 Uhr werden wir Gartenfreunde aus den Anlagen ,Lerchenwuhne, ,Birkenweiler\' und ,Langer Schlag\' über eine Parteigründung beraten, bevor wir zum gemütlichen Teil übergehen", sagte Roland Zander.
Der 47 Jahre alte Vorsitzende der Sparte "Lerchenwuhne", beruflich als DJ und im Hausmeisterdienst tätig, erklärte: "Wir werden keine Bettelbriefe an den Oberbürgermeister schreiben, sondern gründen eine Kleingartenpartei, die Aufsehen erregt und in den Stadtrat will. Wir rufen alle Pächter auf, der Partei beizutreten. 14 000 Kleingärtner in Magdeburg sind eine Macht."
Diese, so glaubt Zander, könnte der Gärtnerpartei im nächsten Jahr bei der Kommunalwahl zum Einzug ins Rathaus verhelfen.
Doch was hat die Gärtner so auf die Palme gebracht?
Wie berichtet, will die Stadt zunächst für die drei Anlagen im Neustädter Feld neue Bebauungspläne (B-Pläne) aufstellen, damit hier künftig Eigenheime gebaut werden können. Im Stadtrat steht das Vorhaben am 10. Oktober zur Abstimmung.
Zander schwant bereits: "Über 160 Pächter müssten gehen, damit vielleicht 50 Eigenheime gebaut werden. Die Arbeit der Kleingärtner wäre ruiniert. Wir sind funktionierende, voll besetzte Vereine in Wohngebieten mit Tausenden Menschen."
Auf Protest stehen längst auch die Zeichen im Gartenverein "Stadtfeld I" an der Pestalozzistraße. Pächterin Su- san Lammé und ihre Gartennachbarn erfuhren jüngst aus der Volksstimme, dass die Stadt auch in ihrer Sparte Garten- und Bauland umwandeln will. "Das ist für die Stadt sicher lukrativ, denn Bauland ist gefragt. Aber muss man eine voll besetzte Gartensparte nur des Geldes wegen zwangsräumen?", fragt die Stadtfelderin. "Wir werden weiter gegen die Pläne vorgehen."
So wie die Gärtner im Neustädter Feld. "Die Parteien bejubeln die Gartenvereine neben Parks und Friedhöfen als grüne Lunge Magdeburgs. Auch durch unsere Gartenvereine ist Magdeburg die zweitgrünste Stadt Deutschlands", sagt Roland Zander: "Wir wollen, dass das so bleibt."