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Trinkwasser Aus für zwei Magdeburger Brunnen

Magdeburg hat zwei öffentliche Trinkwasserbrunnen, aber nutzt sie nicht.

Von Karl-Heinz Kaiser 02.09.2018, 23:01

Magdeburg l Öffentliche Trinkbrunnen können angesichts von Hitzeperioden eine neue Bedeutung gewinnen. Magdeburg hatte solche Brunnen bereits. Sie sind aber außer Betrieb.

Zu den produktivsten Trinkbrunnen-Schöpfern gehörte der 1999 verstorbene Metallplastiker Wilfried Heider. Von seinen vier aus Edelstahl kreierten Trinkbrunnen befinden sich noch zwei in Magdeburg – zumindest dem Namen nach. Es handelt sich um zwei Brunnen von 1969 im Nordabschnitt Breiter Weg, damals vor dem ehemaligen Importladen und der Ratswaage aufgestellt.

Sie funktionieren jedoch nicht mehr als Trinkbrunnen, werden aber als Kunstwerke im öffentlichen Raum erhalten. Das ergaben Recherchen zur Springbrunnen-Sommerserie. Einer steht wenige Meter entfernt vom Ratswaageplatz auf der Ostseite der Einkaufsmeile, der andere weiter nördlich.

Die anderen beiden Trinkbrunnen von Wilfried Heider im zweiten Bauabschnitt im Brunnenstieg (1991) gibt es als solche nicht mehr.

In den jüngsten Extremhitzemonaten werden derartige öffentliche Wasserspender verstärkt wieder ins Kalkül gezogen. Der Senat der unter der Gluthitze stöhnenden Bundeshauptstadt Berlin will bis 2019 um die 100 Stück neu aufstellen. Als kleiner Beitrag, um im Stadtraum die avisierte „Heißzeit der Erde“ ein wenig abzumildern.

Grund fürs „Trockenlegen“ in der Vergangenheit auch in Magdeburg sind offenbar Betriebskosten, auch hygienische Bedenken werden ins Feld geführt, manchmal geringer Bedarf. 2009 hatte es im Stadtrat offenbar Zweifel gegeben. In einer Stellungnahme hieß es, dass Trinkwasserbrunnen mit ständig fließendem Frischwasser mit hohen Primärkosten (über 10.000 Euro pro Brunnen) verbunden seien.

Der Dauerbetrieb der bereits aufgestellten Trinkwasserbrunnen habe sich als zu kostspielig erwiesen. Die Trinkwasserverordnung müsse eingehalten werden. Trinkwasserbrunnen mit Wasserabgabe bei Bedarf seien aufwendig zu betreiben, heißt es dort weiter. Diese sind mit Druckknopf oder Sensor zur Auslösung eines bogenförmigen Wasserstrahls, zum hygienischen becherfreien Trinken direkt aus dem Strahl ausgestattet. Genau solche werden in der heutigen Zeit favorisiert.

Sämtliche Anschlüsse der Brunnen aus den 1960er-Jahren wurden aus hygienischen Gründen und zum Schutz des Wasserleitungsnetzes der SWM vollständig zurückgebaut, hieß es 2009.

Die Zeiten ändern sich. In Italien war die Trinkbrunnen-Szene schon immer anders aufgestellt. Die rund 2000 Brunnen in Rom sind als Trinkbrunnen ausgerichtet, Touristen füllen sich dort ihre Wasserflaschen. Berlin will nun nachziehen.

In der Tourismusstadt Warnemünde ist die Wiederkehr der Trinkbrunnen bereits Realität. Dort sind 2018 zwei neue in Betrieb gegangen. Sie befinden sich im Umfeld des Teepotts. Dort erfrischten sich in der Hitze vergangener Monate immer wieder Urlauber.

Nach Auskunft des kommunalen Eigenbetriebs Stadtgarten bewirtschaftet er in Magdeburg keine Trinkbrunnen. Gegenwärtig zumindest. Sollte sich die „Heißzeit“ tatsächlich einstellen, dürfte sie Trinkbrunnen eine Renaissance bescheren.