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Galerie Himmelreich Ausstellung in Magdeburg: Ein Wandler und die Liebe zum Holz

Ulrich Wohlgemuth stellt aktuell in der Magdeburger Galerie „Himmelreich“ Holzobjekte und Zeichnungen aus.

Von Klaus-Peter Voigt 26.09.2023, 04:00
Ulrich Wohlgemuth mit den Skulpturen „Zwanzig22“.
Ulrich Wohlgemuth mit den Skulpturen „Zwanzig22“. Fotos: Klaus-Peter Voigt

Magdeburg - Metamorph ist bei Ulrich Wohlgemuth das Kurzwort für Metamorphose. Verwandlungen sieht er als einen Prozess, der scheinbar Neues schafft. Der Schwalbenschwanz, einer der schönsten Tagfalter, hat es ihm angetan. Seine Veränderung von der Raupe bis zum Schmetterling zeigt die Vielfalt der Natur, steht für die Wandelbarkeit von Dingen und Lebewesen. „Solche Prozesse faszinieren mich, regen mich an“, räumt der Künstler ein.

Ulrich Wohlgemut: Ein Leben mitten im Wald

Letztendlich ließe sich auch die Vita Ulrich Wohlgemuths mit dem Wort Metamorphose definieren. In Wernigerode groß geworden, spielte Holz bereits bei dem Heranwachsenden eine Rolle. Am Rande der bunten Stadt arbeitete der Vater als Förster. Mitten im Wald lebte die Familie, der Kontakt zu Bäumen prägte. Auf väterlichen Rat hin, der für einen „richtigen Beruf“ plädierte, absolvierte der Sprössling eine Ausbildung zum Holzmodellbauer im örtlichen Metallgusswerk. Dann schloss sich an der Technischen Hochschule Magdeburg eine Studium als Ingenieur für Apparate- und Anlagenbau an.

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Mit dem Diplom in der Tasche dann 1974 die Rückkehr in den Harz in einen Großbetrieb, das einen Mal- und Zeichenzirkel unterhielt, in dem Wohlgemuth bereits seit dem zwölften Lebensjahr seiner Leidenschaft für die Kunst frönte.

1979 ging es wieder nach Magdeburg. Aus dem Sket-Konstrukteur, der im Fernstudium an der Halleschen Burg Giebichenstein Formgestaltung studierte, wurde der Leiter der Gruppe Design im Kombinat.

Die Skulptur „Diverse“ zu sehen in der Galerie "Himmelreich".
Die Skulptur „Diverse“ zu sehen in der Galerie "Himmelreich".
Foto: Klaus-Peter Voigt

Kurz vor der Wende dann die Entscheidung, sich freiberuflich ganz der Kunst zu widmen. Mit Kollegen folgte die Gründung eines Kollegiums Bildender Künstler, das nur kurze Zeit existierte. 1997 berief die Hochschule Magdeburg-Stendal Wohlgemuth zum Professor für Investitionsgüterdesign.

„Die Ausbildung junger Leute hat mir Freude bereitet, bis ich mich 2015 entschied, wieder in erster Linie als Künstler zu arbeiten“, berichtet er. In der neuen Heimat Colbitz hatte der Mann mit den vielen Interessen da schon mit Ehefrau Herdit die alte Dampfmolkerei bezogen, sie ein Stück weit zum kulturellen Treffpunkt der Gemeinde entwickelt.

Einmischung ins aktuelle Zeitgeschehen

Wirklich beständig blieb bei allen Metamorphosen die Liebe zum Holz. An die 20 Objekte im Himmelreich beweisen, wie sehr es eine Rolle im Schaffen spielt. Manches Stück setzt auf das Lieblingsmaterial Eiche. Entsprechend schwergewichtig sind diese Exemplare.

Dazu gehört „Schwarze Kopf“. Eine ausdrucksstarkes Porträt einer dunkelhäutigen, schönen Frau, die mit großen, offenen Augen dem Betrachter gegenübersteht. Mit „Zwanzig22“ gleich drei Büsten, bei denen rote Streifen - ähnlich wie bei den klassischen drei chinesischen Affen die Hände – Sehen, Hören und Sprechen ausschalten.

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Der Künstler will sich damit in das aktuelle Zeitgeschehen einmischen wie mit der Skulptur „Diverse“, die breiten Raum für eigene Interpretationen lässt. Wandelbar zwei Figuren „Beziehung“, die sich unterschiedlich zueinander ausrichten lassen, abweisend, gleichgültig oder offen gegenüberstehend.

Für die Freude am Fabulieren, der reinen Form und Geometrie beweist unter anderem das „Rautenknäul“. Wohlgemuth setzt bei seinen Objekten zudem durchaus auf vorhandenes Material. Manches Element davon verwandelt sich unter den Händen des Gestalters. „Mir laufen Dinge zu“, berichtet er mit einem Lächeln. Wie beispielsweise drei Mollen aus Bauernhöfen, die nahezu dokumentarisch das Hausschlachten symbolisieren.

Viele Sichten und Gebrauchsspuren

In der Assemblage „Sonnenbarke“ fanden Teile eines alten Spinnrads Verwendung. Eine andere Seite des Designers zeigen die Aktzeichnungen. Mit knappen Strichen entsteht der menschliche Körper, reduziert auf Umrisse und wenige Details.

Die Personalausstellung lohnt den Besuch allein wegen der vielfältigen Sichten und den sich zum Teil überlagernden Wachstums-, Gebrauchs- und Herstellungsspuren.

„Metamorph“ ist bis zum 20. Oktober 2023 in der Galerie „Himmelreich“, Breiter Weg 213b/Ecke Danzstraße, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr und Samstag von 11 bis 13 Uhr.