Ausstellung Magdeburger gärtnern für Taiwan
Mit Kakteen und einem Bambus-Kubus gestalten Magdeburger das deutsche Gelände auf der Weltgartenausstellung in Taiwan.
Magdeburg l Die Planungen für die große Weltgartenausstellung – die Taichun World Flora Exposition in Taiwan – laufen auf Hochtouren. Jetzt hat Karsten Steinmetz, Vorsitzender des Magdeburger Vereins Kulturanker, einen Vertrag mit der Ausstellungsgesellschaft unterzeichnet: Die Magdeburger werden in den internationalen Gärten den deutschen Beitrag gestalten. Zur Verfügung stehen dazu – wie allen anderen teilnehmenden Nationen – 300 Quadratmeter.
Wie auch von Gartenbauausstellungen in Deutschland bekannt, bietet sich ein paar Monate vor Beginn der Ausstellung vor allem das Bild einer großen Baustelle. Auf dem Areal der Magdeburger ist derzeit die blanke Erde zu sehen. Am Rande steht ein Busch, der auch erhalten werden soll.
Weit vorangeschritten sind derweil die Ideen, die die Magdeburger ab September auf dem Gelände aufbauen werden.
Zum einen der Kubus aus Bambus auf einer Fläche von sechs mal sechs Metern und mit einer Höhe von 4,5 Metern. Einige Seitenflächen werden mit Arbeiten des Malers Robin Zöffzig verkleidet. Der Innenbereich des Bauwerks wird begehbar sein – und zwar auf einer leicht geneigten Ebene. Bezug nehmen soll diese Idee auf das Bauhaus, dessen Gründung vor 100 Jahren 2019 gefeiert wird. Mit den klaren Formen des Kubus wird dies angedeutet, aber auch mit der Möglichkeit, auf der schiefen Ebene immer neue Perspektiven zu erfahren.
In dem Kubus soll ein Kegel mit 1000 Kakteen aufgebaut werden. Einmal davon abgesehen, dass diese Pflanzen Themen für den Wettbewerb auf der Ausstellung sind: Mit der Tradition der Magdeburger Gruson-Gewächshäuser mit einer der ältesten Kakteensammlungen Europas bietet sich hier auch ein direkter Bezug zu Magdeburg an.
Auf dem Gelände soll ebenfalls ein kleiner Spielplatz seinen Platz finden. Hier sollen – ganz im Sinne des Bauhauses – auch stapelbare Stühle als interaktiv einsetzbares Spiel- und Sitzelement zum Einsatz kommen.
Umrahmt wird der Kubus von einem Kräutergarten. In diesem sollen in Taiwan beheimatete Kräuter für ein intensives Geruchserlebnis sorgen.
Rätselhaft könnte den Besuchern nicht zuletzt eine Skulptur von Thomas Andrée erscheinen: Er wird im Bambus-Kubus die Skulptur eines Faultiers aufhängen. Der Maler und Bildhauer aus Magdeburg spielt hier mit den Klischees der Deutschen. Ein Faultier als Gegenstück zum auch in Taiwan kolportierten deutschen Fleiß? Oder als Ausdruck für die sprichwörtliche deutsche Gemütlichkeit?
Wie die Besucher der Weltgartenausstellung in Taichun auf diese Magdeburger Eindrücke reagieren, wird voraussichtlich auch in Magdeburg sichtbar werden. Denn hier soll eine Art Referenzobjekt geschaffen werden. Aktuell wird die Idee diskutiert, hier einen kleineren Bambus-Kubus zu bauen, in dem per Webcam Impressionen vom Gelände in den Internationalen Gärten der Weltgartenausstellung übertragen werden. Zunächst war von einem Standort am Salbker See in Magdeburg die Rede. Nachdem es für diesen Standort bislang aber keine Zusage gab, wird jetzt von einer mobilen Variante gesprochen.
Der Magdeburger Verein Kulturanker hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Achtungszeichen im Kulturleben von Magdeburg gesorgt. Unter anderem hatte der Verein das ehemalige Altstadtkrankenhaus, alte Fabrik- und Speicherhallen, ein leer stehendes Bürogebäude, das frühere Magdeburger Gefängnis und ein Stück des Wissenschaftshafens in Flächen für Kunst und Kultur auf Zeit verwandelt.
An diese Eventtradition möchten die Magdeburger in Taiwan anknüpfen. Neben der Ausstellung wollen sie auch mit einem Programm zum Gelingen der Veranstaltung beitragen und bestenfalls das ohnehin bei den Taiwanesen vorhandene Interesse für Deutschland auf die Region Magdeburg fokussieren. Dass der Verein dieses Mal sich dabei in besonderer Weise dem Gartenbau verschreibt, ist folgerichtig: Auch bei den bisherigen Ausstellungen in Magdeburg hatte zunehmend das Thema urbanen Grüns eine wachsende Bedeutung.
Glück für die Magdeburger ist, dass sie zwar Unterstützung und Sponsorenleistungen benötigen. Und diese sind nur wenige Monate vor Beginn der Ausstellung schwer zu bekommen. Auf der anderen Seite aber wird ein Großteil der Kosten von staatlicher Seite in Taiwan getragen. Die diplomatische Vertretung Deutschlands in Taiwan und das Magdeburger Wirtschaftsdezernat helfen derzeit beim Netzwerken, um noch einige Partner für das Vorhaben aufzutun.