Baudenkmal Ideensuche für Albinmüller-Turm Magdeburg
Der Albinmüller-Turm dient als Landmarke und Aussichtspunkt. Da geht noch mehr, meinen viele Magdeburger.
Magdeburg l Der Albinmüller-Turm ist ein Wahrzeichen für Magdeburg. Doch seit Jahren weiß man nichts so recht mit ihm anzufangen. In der dritten Oktoberwoche 2019 gibt es einen internen Workshop, bei dem Möglichkeiten zur Nutzung des Gebäudes ausgelotet werden sollen. Mit am Tisch sitzen unter anderem Vertreter der Stadtverwaltung, der Feuerwehr und der Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbH (MVGM).
Eigentümer des denkmalgeschützten Turms ist die Landeshauptstadt, die über ihren Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement ihre Immobilien baut und unterhält. Betrieben wird der Albinmüller-Turm von der MVGM, die auch das Amo, die Arenen, die Johanniskirche, die Messe und die Stadthalle bewirtschaftet.
Vorangegangen ist dem Gipfeltreffen zur Aufwertung des Aussichtsturms ein Vorstoß aus der Kommunalpolitik: Der Kulturausschuss hatte dazu bereits vor einem Jahr den Anstoß gegeben, im Stadtrat gab es dazu per Beschluss Unterstützung. Neben einigen leicht zu verwirklichenden Vorschlägen wie Informationen zum Turm im Eingangsbereich und einer Ausschilderung der von der Aussichtsplattform sichtbaren Bauwerke auf der Balustrade standen dabei gerade die Nutzung des Treppenhauses und des seit bald zwei Jahrzehnten leerstehenden Turmcafés auf der Wunschliste ganz oben.
Während das Treppenhaus inzwischen als Ausstellungsraum zum Thema Moderne erschlossen wurde, steht der Glaswürfel des früheren Cafés weiterhin leer.
Auch nach der Schließung des Turms am 22. September 2001 aufgrund baulicher Schäden war bereits davon die Rede, dass das Café wiederbelebt werden soll. Doch aus der Sanierung für knapp zwei Millionen Euro bis Ende 2004 samt Wiederinbetriebnahme der Gastronomie wurde nichts. Am Ende kosten die Beseitigung letzter Kriegsschäden und auch das Abarbeiten über Jahrzehnte versäumter Maßnahmen 3,5 Millionen Euro. Der Turm wird am 27. Juli 2006 wiedereröffnet – der Raum des früheren Turmcafés bleibt ungenutzt.
Die Gründe dafür, dass der Beschluss des Stadtrats von damals nicht umgesetzt wurden, dürften auch heute noch Bestand haben. So verfügt das Turmcafé über keinen barrierefreien Zugang. Anstelle dessen führt eine enge Metalltreppe von der Ebene der Aussichtsplattform hinauf. Wie hier für einen Gastronomiebetrieb ein den Bestimmungen des Brandschutzes entsprechender Fluchtweg geschaffen werden soll, ist unklar. Zudem ist der Raum für den Betrieb eines modernen Gastronomiebetriebs viel zu klein. Neben dem kleinen Gastraum ist auch die Fläche, die für eine Küche zur Verfügung stünde, beschränkt. Ein umfangreiches frisch zubereitetes Angebot wäre also kaum auf die Beine zu stellen – stattdessen eher Kaffee aus der Themoskanne und vorproduzierter Kuchen.
All dieser Probleme waren sich auch die Stadträte bereits vor einem Jahr durchaus bewusst. Folglich mochte sich beispielsweise im Kulturausschuss, der sich bei einem Ortstermin über die Situation informiert hatte, niemand auf eine Wiedereröffnung einer Gastronomie festlegen. Und das, obwohl dies aus kulturgeschichtlicher Sicht interessant wäre: Hatte das Café doch gleich nach der Fertigstellung des Turms zur Deutschen Theaterausstellung 1927 samt eigens entworfenem Dekor und auffälligen Tapeten eröffnet.
Unter anderem hatte es im Kulturausschuss den Vorschlag gegeben, hier den Raum für private Veranstaltungen zu öffnen. Ein anderes Beispiel zur Öffnung von historischen Räumen ist die andernorts praktizierte Nutzung als Ferienwohnung. Zwar wäre der Zugang mit einer solchen Lösung deutlich schwerer möglich als über den Besuch in einem ständig geöffneten Café. Wohl aber wäre er im Gegensatz zur jetzigen Situation überhaupt erst möglich.