Bürger kritisieren Zustand der Gräben und fordern erste Lösungen noch in diesem Sommer Bergauf in der Furtlake: Noch immer steht Wasser in Ostelbiens Kellern
Das Furtlake-Problem in Ostelbien ist nicht gelöst. Noch stünden viele Keller unter Wasser, beklagt die Bürgerinitiative Furtlake/B1. Sie will weiter Druck machen. Vor allem geht es um den Ausbau des unteren Laufes des Baches. Allerdings hat zumindest die Stadt erfolgversprechende Maßnahmen eingeleitet.
Berliner Chaussee. Es wäre fast ein Kuriosum, wenn nicht bitterer Ernst dahinter stecken würde: Um nachzweisen, dass im Oberlauf der Furtlake ein sogenanntes Negativgefälle herrschen müsste, haben die Anwohner zu einer vorsintflutlichen Messmethode gegriffen. Und damit den Beweis erbracht, dass sich dort das Wasser praktisch bergauf bewegen müsste, um in die Umflut abfließen zu können.
Zaunlatten-Methode hatte Erfolg
"Wir haben alle 100 Meter ein Stück Zaunlatte in den Flusslauf platziert, die Höhen abgelesen und in ein Schema übertragen. Das Ergebnis war erstaunlich: Die Grabensohle liegt derzeit mehr als 60 Zentimeter über der hydraulisch erforderlichen Höhe.
Klaus Dieter Arendt weiter: Wenn am sogenannten Rohrdurchlass etwa ein Meter Wassertiefe gemessen werde, finde man flussabwärts im Biederitzer Busch nur noch 15 Zentimeter, sagte er.
Das Gründungsmitglied der Bürgerinitiative Furtlake/B1 schlussfolgert aus ihren Aktivitäten: "Da das Wasser nicht bergauf fließen kann, gibt es einen Rückstau vorrangig in den Wohngebieten Neugrüneberg, Hammelberg, Puppendorf, Steinwiese und Friedensweiler. Viele Keller und Grundstücke würden deshalb weiter unter Wasser stehen."
Das wurde von Anwohnern per Fotos dokumentiert, gleichzeitig auf diese Weise auch der unhaltsam schlechte Zustand des Grabensystems.
Die Bürgerinitiative erwartet nunmehr vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW), dass eine schnelle Lösung herbeigeführt wird, sagte Arendt.
Inzwischen aber hat die Lattenzaun-Messmethode Wellen geschlagen. Rolf Warschun, Leiter des Umweltamtes: Die sei zwar von Hydrologen umstritten. Aber es stimme, die Sohle "habe einen Huckel", bestätigte er gestern der Volksstimme. Man sei auch umgehend der Kritik nachgegangen. Warschun sagte weiter, dass aktuell Verhandlungen mit dem LHW stattgefunden haben. Ein Ergebnis: Die Furtlake wäre als Gewässer zweiter Ordnung zurückgestuft und in die Obhut des Unterhaltungsverbandes Ehle/Ihle übertragen. Danach soll dieser den grundhaften Ausbau übernehmen und ihn vorziehen. Das werde sich allerdings bis 2013 hinziehen, da Gesetzesänderungen zur Gewässerübernahme erforderlich sind.
Deshalb, so kündigte Rolf Warschun an, wolle man eine Zwischenlösung praktizieren. Ziel sei es, noch in diesem Jahr eine Säuberung des Gewässers vorzunehmen und ein intaktes Gefälle herzustellen.
Bau des Schöpfwerks wird vorgezogen
Das sei aber noch nicht der geplante grundhafte Ausbau 2013, sagte er und betonte: In dem Zusammenhang werde auch der Bau des Schöpfwerkes am Umflutkanal (ursprünglich 2014) zeitlich vorgezogen. Es soll künftig dazu dienen, Resthochwasser nach Schließen des Steingrabensiels in die Umflut und damit aus den Kellern zu bringen.
Die Bürgerinitiative sieht in den Aktivitäten einen Hoffnungsschimmer. Allerdings seien, so Klaus Dieter Arendt, für die Lösung des Grund- und Drängwasserproblems in Ostelbien große finanzielle Aufwendungen erforderlich.
Das könne die Stadt nur mit Hilfe des Landes stemmen, weiß er und fordert das Land zur Unterstützung auf.