Bibel-Weltrekord Die Apokalypse in den Händen der Magdeburger
Magdeburg hält einen neuen Rekord. Zum ersten Mal ist das Leporello (Faltbuch) der Wiedmann-Bibel in voller Länge ausgeklappt worden.
Magdeburg l Ein Rekordversuch, der mit der Apokalypse beginnt? Was nach keinem guten Omen klingt, war der Beginn der Entfaltung. Martina Barth hielt den Weltuntergang in den Händen. Sie war das erste Glied der 400 Teilnehmer umfassenden Menschenkette, die am Sonntag die Wiedmann-Bibel in Gänze präsentierte. „Manchmal ist der Anfang eben das Ende“, sagt sie schmunzelnd. Nur wenige Meter weiter hatte Hans-Joachim Döring die Illustration von Zerstörung zwischen in den Händen. Wie der Umweltbeauftragte der evangelischen Kirche Mitteldeutschlands beteiligten sich zahlreiche Vertreter von Kirche und Gemeinden an dem Rekordversuch, darunter beispielsweise Gabriele Herbst, Pfarrerin i. R., und Superintendent Stephan Hoenen. Auch Domprediger Jörg Uhle-Wettler war unterwegs. Er erklärte nicht bibelfesten Teilnehmern, was auf den Illustrationen zu sehen ist.
Auf die erhofften 500 Teilnehmer kam die Initiative zwar nicht, doch wie Volunteer Marie-Luise Runge erklärte, reichten 300 Teilnehmer um den Rekord aufstellen zu können. Und es wurden eben noch ein paar mehr. Manche entschlossen sich gar kurzfristig mitzumachen, so wie Christiane Illmann. Die Seelsorgerin in der Diakonie der Pfeifferschen Stiftungen war mit ihrem Partner Bernhard Thüne-Schoenborn eigentlich nur zum Schauen gekommen. „Wir dachten, wenn’s knapp wird, dann machen wir mit.“ Und so reihten sie sich letztlich in die bibelhaltende Menschenkette ein. „Die Aktion ist eine tolle Sache. Ich freue mich über alles Kreative, über Veranstaltungen der Kirche, bei denen man nicht sitzen und zuhören muss.“ Zumeist sei die Kirche ein Ort des Wortes. So könne die Bibel auch in die Öffentlichkeit getragen werden. Sie selbst habe früher Religionsunterricht gegeben und sei Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde in Westerhüsen. Die Wiedmann-Bibel sei ihr bekannt gewesen, doch gesehen hatte sie diese zuvor nicht.
Erstmals war die Bibel 2015 beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart vorgestellt worden. Der Künstler Willy Wiedmann hatte sie in 16 Jahren Arbeit (von 1984 bis 2000) geschaffen. 3333 Illustrationen zeigen das Alte und das Neue Testament. Wiedmanns Sohn Martin fand 2013 nach dem Tod seines Vaters die Arbeiten in Alu-Kisten auf dem Dachboden und ließ sie digitalisieren. Beim Weltrekord wurde allerdings nicht das Original verwendet. Die „echte“ Wiedmann-Bibel ist etwas mehr als 1000 Meter lang. Die beim Rekord verwendete Kopie misst 1517 Meter. Nicht ohne Grund: Diese Zahl soll an das Ursprungsjahr der Reformation und Luthers Thesenanschlag erinnern. Die Aktion in Magdeburg ist somit Teil der Feiern zu 500 Jahren Reformation.
Auch, dass der Rekordversuch in Magdeburg ausgetragen wurde, war kein Zufall. Wie Stephan von Kolson, Sprecher des evangelischen Kirchentages, erklärte, gilt Magdeburg als „Medienzentrale der Reformation und Siedepunkt des Buchdruckes“. Da das Reformationsjubiläum das Thema Medien und Digitalisierung in den Fokus nimmt, hätte es kaum einen besseren Ort für den Weltrekord geben können.
Apropos Rekord: CDU-Landtagsabgeordnete bezeugten die Korrektheit des Weltrekords, dessen Ergebnisse nun für einen Eintrag ins „Guinness Buch der Rekorde“ nach London geschickt werden.