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Bücher/Lesungen/Vorträge Mit Video: So sieht die Zukunft der Bibliothek in Magdeburg aus

Wie geht es mit der Bibliothek in Magdeburg weiter? Die Chefin gibt Auskunft über das künftige Profil.

Von vs 01.07.2024, 06:00
Cornelia Poenicke, Leiter der Stadtbibliothek.
Cornelia Poenicke, Leiter der Stadtbibliothek. Foto: Pro M

Magdeburg - Die Magdeburger Stadtbibliothek begeht 2025 ihr 500-jähriges Bestehen. Diese lange Geschichte ist auch eine Geschichte von Transformationen: „Die Wurzeln der Magdeburger Stadtbibliothek sind unmittelbar mit der Reformation verbunden“, erzählt Cornelia Poenicke, Leiterin des Hauses.

Entstanden ist die städtische Bibliothek 1525, als das Augustinerkloster aufgelöst wurde und die Mönche den umfangreichen Buchbestand an den Rat der Alten Stadt übergaben.

 

Dr. Cornelia Poenicke (Direktorin Stadtbibliothek Magdeburg) zum Thema Transformation.

(Video: Pro M Magdeburg)

Luthers Vermächtnis

„Das war der Gründungsmoment der heutigen Stadtbibliothek. Die Übergabe der Bücher und damit des Bildungsmonopols in weltliche Hände war für die damalige Zeit revolutionär.“ Bis zur Reformation lag das Bildungsmonopol bei der Kirche. „Luther jedoch war Volksbildung besonders wichtig, er gab den Impuls für die Errichtung öffentlicher Bibliotheken.“

Ende des 19. Jahrhunderts gibt es eine zweite Gründungswelle. Vielerorts entstehen Volksbüchereien und Bücherhallen. Mit dem Erstarken der Arbeiterklasse wird deutlich, dass Bibliotheken gute Orte sind, um breiteren Schichten den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. In Magdeburg entstehen zu dieser Zeit Volksbäder mit angeschlossenen Leihbüchereien, die teilweise bis heute erhalten sind.

Auflösung der Loge

1934 profitiert die Stadtbibliothek von der erzwungenen Auflösung der traditionsreichen Freimaurerloge „Ferdinand zur Glückseligkeit“. Fortan bezieht die Stadtbibliothek das bis dahin für Zusammenkünfte, Feste und Konzerte genutzte Logenhaus, das den Magdeburgern aus DDR-Zeiten als Weitling-Bibliothek in Erinnerung ist.

Das Logenhaus geht nach der Wende zurück an die ursprünglichen Eigentümer. Als die Bibliothek deshalb 1999 in das ehemalige Kaufhaus Brenninkmeyer am nördlichen Ende des Breiten Weges zieht, bekommt Magdeburg zum ersten Mal eine Zentralbibliothek, die diesen Namen verdient.

Begegnungen fördern

„Gerade erleben wir umfassende Transformationen, weil sich die Kommunikations- und Mediennutzungsgewohnheiten mit dem Internet grundlegend ändern und Bibliotheken ihren Platz in der digitalen Gesellschaft erst finden mussten“, verdeutlicht die Bibliotheksleiterin den Wandel. Gedruckte Bücher dominieren noch immer, doch E-Medien erreichen mittlerweile 10 bis 15 Prozent der Entleihungen.

Aber nicht nur der Bestand verändert sich. Mit den digitalen Möglichkeiten wird die Stärkung von Lese- und Medienkompetenz wichtiger.

Social-Media-Stammtische

Das beginnt mit Vorleseformaten für die Kleinsten, Trickfilmwerkstatt und Games-Club für Schulkinder und reicht bis zu Onleihe-Sprechstunden und Social-Media-Stammtischen für Senioren. Bei der Ausrichtung der Bibliotheken sieht Poenicke zwei dominierende Philosophien: „Die Einen setzen auf den Ausbau des Verleihmodells, die Anderen auf die Schärfung des Profils als Lernort.“

Magdeburgs Stadtbibliothek hat sich dagegen stärker als Bildungseinrichtung profiliert und Angebote zur Förderung von Lese- und Medienkompetenz, zur Integration von Menschen aus anderen Kulturen und zur politischen Bildung ausgebaut. Längst sind Bibliotheken Orte für Menschen. Hier kann man – allein oder mit anderen - lesen, lernen, spielen, experimentieren, arbeiten, diskutieren oder auch chillen, Musik hören, sich entspannen.

Der neue Trend

Ein Blick in andere Länder zeigt: Dieser Trend wird anhalten. Weniger gedruckte Bücher – mehr Menschen – das ist – nicht nur in Magdeburg – ein erfolgreicher und zukunftsweisender Weg: die Bibliothek als Ort für Kultur und Bildung im Zentrum der Stadt.