Blaulagen Fischzählung im Barleber See
In Vorbereitung der geplanten Blaualgen-Sanierung werden im Barleber See in Magdeburg die Fische gezählt. Dann gilt ein Angelverbot.
Magdeburg l Wie viele Fische schwimmen im Barleber See? Um das herauszufinden, reist Thomas Wanke vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow im Oktober 2018 nach Magdeburg. Gemeinsam mit einem Kollegen wird der Diplombiologe mit verschiedenen Methoden versuchen, einen möglichst genauen Wert der Biomasse an Fisch im Badesee zu ermitteln.
Sein Auftraggeber ist die Stadtverwaltung Magdeburg, die damit die Anfang 2019 geplante Sanierung des Magdeburger Badegewässers vorbereitet. Seit 2016 vermiesen in Massen auftretende Blaualgen den Besuch am Strand. In diesem und im vergangenen Sommer mussten zeitweise Badeverbote verhängt werden, weil die Blaualgen u. a. Hautreizungen verursachen können.
Grund für das verstärkte Aufkommen ist der sehr hohe Phosphorgehalt des Wassers. Die genaue Ursache dafür ist bislang unklar. Um ihn wieder auf einen normalen Wert zu senken, sollen nun große Mengen Aluminiumsulfate zugeführt werden.
„Wenn der Phosphorgehalt gesenkt wird, bricht erst mal die Nahrungskette zusammen. Es gibt weniger Algen im See und dadurch weniger Plankton, das sich von ihnen ernährt“, erklärt Thomas Wanke. Dieses wiederum dient den Fischen als Nahrung. „Die gesamte Biomasseproduktion eines Sees hängt davon ab“, verdeutlicht der Experte.
Damit es also nach der mehrwöchigen Salzzufuhr kein Fischsterben gibt, soll er nun zunächst bestimmen, wie viele Fische es im See gibt. Dann wird geschaut, wie viele entnommen werden müssen, damit der niedrigere Nährstoffgehalt für alle verbliebenen Tiere reicht.
Wird ein Überschuss festgestellt, wird diese Menge Fisch entnommen und entweder in ein anderes Gewässer umgesetzt oder als Futternahrung an den Zoo Magdeburg gegeben, wie der stellvertretende Vorsitzende des Magdeburger Anglervereins, Matthias Kabel, erklärt.
Ein zweiter, aber nicht vorrangiger Aspekt der Untersuchung ist die Zusammensetzung der Fischarten. Denn sowohl Arten, die viel gründeln, also das bereits im Sediment gebundene Phosphor wieder aufwirbeln, sowie nicht-einheimische Arten, die mehr Plankton als heimische fressen, können theoretisch für den Zustand des Sees verantwortlich sein. Obwohl dafür nichts spricht, wird die Artenvielfalt dennoch untersucht, sagt Thomas Wanke.
Wie werden die Fische nun gezählt? Dazu werden drei Methoden genutzt. Zum einen wird Thomas Wanke mit einem Boot den kompletten See abfahren. Mit einem hochwertigen Echolot können einzelne Fische in allen Tiefen nicht nur geortet, sondern auch nach Größen unterschieden werden. „Diese Fahrten werden nachts durchgeführt“, erklärt Wanke, „weil sich die Fische dann besser verteilen.“
Weil damit aber nicht die Arten erkannt werden können, werden an mehreren Stellen im Barleber See stichprobenartig sogenannte Multimaschennetze ausgeworfen. Die einzelnen Maschenfelder haben dabei unterschiedliche Größen, so dass auch Fische unterschiedlicher Größen darin hängenbleiben. Damit fängt man ungefähr jeweils die gleiche Menge Fisch und erfasst alle Tiefenbereiche, sagt der Wissenschaftler.
Weil Echolotung und Netzfang im Uferbereich nicht möglich sind, wird dort zusätzlich Elektrofischen durchgeführt. Dabei werden die Tiere mit einem elektrischen Feld kurzzeitig betäubt, um sie messen und wiegen zu können. Anschließend werden sie wieder ins Wasser gesetzt.
Alle drei Methoden zusammen geben ihm die Möglichkeit, den Fischbestand gut schätzen zu können, wie der Biologe erklärt. „Ein noch genaueres Bild würde man nur bekommen, wenn man das Wasser abließe“, meint er trocken.
Wie viele Fische zu erwarten sind, vermag Thomas Wanke nicht abzuschätzen. „Dafür machen wir ja die Zählung“, sagt er. Gemessen wird üblicherweise in Kilogramm pro Hektar. Der Barleber See ist circa 103 Hektar groß. Zum Vergleich: Der Adolf-Mittag-See umfasst weniger als 4 Hektar – und aus ihm wurden in den vergangenen Tagen über eine Tonne tote Fische geborgen.
Während der Untersuchung gilt vom 7. bis. 13. Oktober 2018 ein Angelverbot.