Buckauer Industriebrache wird zum Parkour- und Kletterareal
Über Jahre fristete das ehemalige Werk an der Brauereistraße ein tristes Dasein: Die Bauten waren dem Verfall ausgesetzt, von Pflege des Areals keine Spur. Dies soll sich künftig ändern, wenn hier die größte Indoorkletteranlage des Landes aufgebaut wird. Und nicht nur das.
Buckau l Experimentelle und urbane Sportarten, Wohn- und Büroräume, Handwerk und Veranstaltungen. All dies soll künftig auf dem etwa 13 000 Quadratmeter fassenden Gelände in der Brauereistraße 4 möglich sein. Werk 4 heißt das Projekt, das Uta Linde, Michael Weidner, Jens Ferchland und Michael Schütze bis zum Jahr 2014 umsetzen wollen.
Die Motivation dazu sei die Suche nach Trainingsmöglichkeiten für Sportarten wie Klettern, Parkour und Skaten. Passende Hallen sucht man in Magdeburg vergebens. Selbst in Sachsen-Anhalt sieht es, wenn man Dessau einmal ausklammert, eher mau aus. "Wir haben uns hier eher zufällig getroffen und festgestellt, dass das Gelände uns alle anspricht. So ist dann das große Ganze geboren worden", so Uta Linde.
Zwei Jahre habe die Suche nach einem passenden Areal gedauert, die schließlich in Buckau auf dem Gelände des ehemaligen VEB Technische Gase und Acetylenwerk erfolgreich abgeschlossen werden konnte. In Krefeld konnte sich mit den Vorbesitzer Air Liquide, einem Unternehmen für technische Gase, auf einen Verkauf des Geländes verständigt werden.
Gutachten bescheinigten den Bauten wie der großen Werkshalle und dem Flachbau, dass diese noch genutzt werden können und nicht abgerissen werden müssen. "In und an den denkmalgeschützten Gebäuden ist vieles kaputt", so Michael Weidner. Wie Uta Linde ist auch er Übungsleiter des Deutschen Alpenvereines. "Das ist die drittälteste Industrieanlage Magdeburgs", sagt sie.
Der Bedarf an überdachten Übungsmöglichkeiten sei vorhanden. Etwa 1000 aktive Kletterer würden allein in Magdeburg und Umgebung leben. Allerdings möchten sich die Macher nicht nur auf den sportlichen Bereich beschränken. Man wolle Multifunktionalität bieten, wie sie beispielsweise Kreditinstitute für Vorhaben dieser Art fordern. "Das ganze Areal soll mit Leben gefüllt werden", bringt es Michael Weidner auf den Punkt.
Auf dem Nachbargelände des Abtshofes soll beispielsweise ein Werkscafé ebenso Platz finden wie Ateliers, Werkstätten für Künstler und ein Bereich etwa für Open-Air-Konzerte, sagt Michael Schütze.
Das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Umgestaltung des Flachbaus und der Werkshalle, die jeweils in verschiedene Bereiche geteilt werden sollen. "Die Höhe der Halle, die auch zum Austragen von Meisterschaften genutzt werden soll, eignet sich ideal fürs Klettern", sagt Uta Linde. Auch Bouldern, das Klettern an Felsblöcken, Felswänden oder an künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe ohne Kletterseil und Klettergurt sei möglich, wie Michael Weidner betont. Und: "Wir möchten möglichst viel vom Industriecharme der Halle erhalten."
In der Gestaltung der Kletterbereiche soll sich die Stadt Magdeburg wiederfinden, kündigen die Macher an. "Wir wollen zeigen, was in den vergangenen 160 Jahren hier los war", sagt Uta Linde.
Zunächst einmal steht die Entrümpelung des Innenbereichs im künftigen Kletterwerk an. "Wir möchten möglichst viel von der Originalität der Halle beibehalten", verweist Michael Weidner auf die charakteristischen Abzugsvorrichtungen an der ehemaligen Produktionshalle, in der einst große Tanks standen. Für das Gebäude bestehe zudem ein Umgebungsschutz.
Zwei große Räume sollen das Herzstück des Kletterdomizils bilden, die auch für Veranstaltungen wie Vorträge und Filmvorführungen genutzt werden können.
Das Projekt "Werk 4" richtet sich an Unternehmen, Vereine und Einrichtungen wie Schulen und könnte sich beispielsweise als regionales Aus- und Weiterbildungszentrum etablieren, beschreibt das Team sein Vorhaben.
Den Flachbau, der einst als Abfüllanlage industriell genutzt wurde und nun für Parkour-Sportler, Tänzer, Kraftsportler, Skater und für Bogenschützen gedacht ist, mit Aktiven zu füllen, scheint kein Problem. Schon jetzt mehren sich die Anfragen von Interessierten, so Michael Schütze: "Das Ziel ist, erste Kurse zum Ende des Jahres anzubieten."
Nach Absprache sind bereits Führungen in Buckau möglich. Informationen zum Werk 4: www.werk4-md.de