Ausstellung Carl Krayl lockt mit der Bunten Stadt
Dieses Wochenende hat die Bauhausschau im Kulturhistorischen Museum Magdeburg letztmals geöffnet. Gäste aus Sindelfingen waren begeistert.
Magdeburg l Carl Krayl hat mit seinen Arbeiten des Neuen Bauens und für eine bunte Stadt Magdeburg Spuren hinterlassen. Doch auch Arbeiten aus der früheren Zeit in seiner südwestdeutschen Heimat finden bis heute Beachtung. Grund genug für die Initiative „Kultur-am-Stift“, mit einer elfköpfigen Gruppe Magdeburg zu besuchen, Bauwerke und die laufende Ausstellung „Bunte Stadt – Neues Bauen. Die Baukunst von Carl Krayl“ zu besichtigen.
Während des Neujahrsempfangs des Magdeburger Museumsvereins erläuterte Klaus Philippscheck von der Initiative, was es mit der Beziehung Sindelfingens zu Carl Krayl auf sich hat: „In Sindelfingen wurde 2013 die Trauerhalle im Alten Friedhof rekonstruiert und es stellte sich heraus, dass bei den ursprünglichen Ausmalungen vor etwa 100 Jahren auch ein Lehrling des Architekturbüros Bürckle beteiligt war. Als der Archivar der Stadt Sindelfingen hörte, dass das ein gewisser Carl Krayl gewesen sein sollte, erinnerte er sich, dass in den frühen 90er Jahren eine Frau Maasberg bei ihm war und nach Carl Krayl suchte. Er wollte wissen, dass in Magdeburg noch Verwandtschaft lebte. Also suchten wir im Magdeburger Telefonbuch und fanden dort Bruno Krayl. Damit begann eine hochinteressante und ergiebige Zusammenarbeit über das Wirken von Carl Krayl in Sindelfingen.“ Ute Maasberg war jene Wissenschaftlerin, die sich als erste intensiv mit dem Erbe Carl Krayls befasst hatte.
Bruno Krayl, Sohn des Architekten und Nestor der Ausstellung, freut sich seinerseits über den Kontakt nach Sindelfingen. Denn da der Architekt Bürckle dort alles, was in seinem Büro erledigt wurde, exakt aufschrieb, ist heute bekannt, womit sich Carl Krayl in der Lehrzeit und in den Semesterferien während des Studiums in Stuttgart beschäftigt hat. Dank der Aufzeichnungen wurden eigenständige Krayl-Arbeiten in dessen Werkeverzeichnis aufgenommen.
Die Gruppe „Kultur-am-Stift“ beschäftigte übrigens besonders, wie Krayl und Bürckle persönlich miteinander ausgekommen sein mögen. Der Grund: Bürckle war streng national-konservativ und damit 1914 auch ein kriegsbegeisterter Mitbürger – Carl Krayl aber war diesbezüglich das genaue Gegenteil.
Vor diesem Hintergrund entwickelte die Gruppe ein fiktives Gespräch, das aus Anlass eines Programmabends von „Kultur-am-Stift“ zum 100-jährigen Jahrestag des Kriegsausbruchs 1914 den Sindelfingern dargeboten wurde, wie es wohl zwischen Bürckle und Krayl vor 1914 und um 1930 hätte stattgefunden haben können. Dieses Gespräch wurde in Magdeburg nun den Besuchern der Carl-Krayl-Ausstellung am Rande des Neujahrsempfanges des Museumsvereines vorgetragen. Die umfangreiche Führung durch die Carl-Krayl-Ausstellung im Museum durch den Kurator Michael Stöneberg und Bruno Krayl überzeugte die Gruppe so sehr, dass sie darum baten, die Ausstellung nach Sindelfingen holen zu dürfen, an den Ort, in dem Carl Krayl zur Schule ging und seine Architekturlehre absolvierte. „Die Leitung des Magdeburger Museums hat am Tage darauf dem Wunsch auch entsprochen“, berichtet Bruno Krayl.
Auf dem Programm für die beiden Besuchstage standen auch Abstecher zu von Carl Krayl entworfenen Bauwerken wie dem AOK-Gebäude und in die Cracauer Siedlung oder zu den farbenfroh gestalteten Häusern in der Otto-Richter-Straße. Damit es nicht allein beim Thema Carl Krayl bleibt, hatte Bruno Krayl für die Besucher einen mehrstündigen Gang durch Magdeburgs Zentrum, mit einem fachkundigen Magdeburger Stadtführer organisiert. Bruno Krayl sagt: „Am Ende waren alle Sindelfinger des Lobes voll und stellten übereinstimmend fest, dass sie eigentlich mindestens noch zwei Tage länger sich in der Stadt hätten aufhalten müssen.“