Chancen und Risiken Debatte in Magdeburg zum Grundeinkommen
Die Idee vom Bedingungslosen Grundeinkommen stand in Magdeburg zur Diskussion. Das Studiokino als Veranstaltungsort war ausgebucht.
Magdeburg l In Alaska existiert es bereits, in Kanada und Namibia wurde es schon erfolgreich getestet: das Bedingungslose Grundeinkommen. Um die Idee, dass jeder Bürger von Geburt an regelmäßige Zahlungen vom Staat erhält, ging es am Donnerstagabend nun auch im Magdeburger Studiokino. Jeder Platz in dem großen Kinosaal war besetzt, als die Dokumentation „Free Lunch Society“ gezeigt wurde.
Auf der Leinwand sprechen Familien, die Teil der Grundeinkommen-Versuche waren, über ihre Erfahrungen. In Namibia konnte eine Frau sich eine neue Nähmaschine leisten und Kleider anfertigen. Ein anderer Mann hatte die Chance, sich Werkzeuge anzuschaffen, um Ziegel herzustellen. Anhand solcher Biografien begegnet der Film einem der weitverbreitetsten Gegenargumente in puncto Grundeinkommen: Die Menschen würden nicht mehr arbeiten.
Von Gegnern heißt es: Vor allem für niedrig entlohnte und „dreckige“ Jobs würde man keine Arbeitskräfte mehr finden. Angesprochen auf dieses Thema, zitiert Ralf Bohlander von Bündnis 90/Die Grünen in der anschließenden Diskussionsrunde den Gründer des Unternehmens „dm- drogerie markt“ Götz Werner. Ihm zufolge gebe es drei Optionen, wenn ein Job gemacht werden muss: 1. Er wird dementsprechend ordentlich entlohnt, 2. die Arbeit wird automatisiert oder 3. ich mache ihn selber. Götz Werner kommt auch in der Dokumentation immer wieder zu Wort. Der Unternehmensgründer ist ein großer Fürsprecher des Bedingungslosen Grundeinkommens. Diese Idee steht im Film für Freiheit, Demokratie und Machtverteilung. „Dass Menschen arbeiten gehen und ihr Gehalt am Ende des Monats nicht zum Überleben reicht, muss sich ändern“, sagt Ralf Bohlander.
Doch wie das Ganze finanzieren, will ein Bürger wissen. Der Grünen-Politiker spricht von verschiedenen Steuersystemen. „Das Konzept Grundeinkommen bedeutet einen kompletten Paradigmenwechsel.“ Es gehe um ein reformiertes System, das zwar nicht die Ungleichheit besiegt, jedoch allen die gleiche Basis schafft.
Das Modell des Grundeinkommens sieht vor, dass alle anderen Sozialausgaben wie Kindergeld oder Hartz IV wegfallen. Ralf Bohlander hat das Ganze schon mal gegengerechnet und kommt auf eine nicht allzu hohe Finanzierungslücke, die für Deutschland kein Problem sein sollte. Genaue Zahlen, wie hoch das Einkommen in Deutschland aussehen sollte, werden an diesem Abend nicht genannt. Da von steigenden Preisen auszugehen ist, macht Bohlander deutlich: „Das Grundeinkommen müsste an die preisliche Entwicklung angepasst werden.“
Mit dabei ist am Donnerstag auch Daniela Tews. Seit einem halben Jahr unterstützt die Magdeburgerin die Initiative „Mein Grundeinkommen“ als Fördermitglied. Sie treibt der Gedanke an, dass jeder profitieren würde. Mit einem Grundeinkommen würde sie endlich Dinge tun können, für die jetzt keine Zeit bleibt. Als Kindheitswissenschaftlerin sieht sie vor allem eine große Chance in dem Grundeinkommen: „Das Problem Kinderarmut wäre mit einem Mal erledigt.“
Organisiert wurde die Veranstaltung im Studiokino von einer Gemeinschaft aus Bündnis 90/Die Grünen, dem Netzwerk Grundeinkommen, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend sowie der Partei Demokratie in Bewegung. Mitglied Franka Kretschmer: „Wir sehen die große Chance, dass Menschen dann Zeit haben, Sachen neu zu denken.“
Der Film „Free Lunch Society“ wird kommenden Freitag um 17.30 Uhr noch einmal im Studiokino gezeigt. Bis zum 19. Februar gibt es im Allee-Center eine Ausstellung zum Thema.