Corona-Pandemie Der Klopapier-Report aus Magdeburg
Magdeburger bunkern wieder Toilettenpapier. Grund ist die Corona-Krise. Wo und warum in Supermärkten wieder verstärkt gehamstert wird.
Magdeburg l Einige Magdeburger werden nervös: Kaum steigen die Corona-Infektionszahlen in der Stadt an, fallen sie zurück in alte Muster. Die Hamsterkäufe sind zurück. Doch die betreffen nicht, wie man im Angesicht einer Pandemie denken könnte, die Mund-Nasen-Schutzmasken oder das Desinfektionsmittel, sondern – mal wieder – das Toilettenpapier.
Ein bundesweites Problem: Laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts verkaufte der Einzelhandel innerhalb nur einer Woche (12. bis 17. Oktober 2020) sogar fast doppelt so viel Toilettenpapier wie im Durchschnitt der Vorkrisenmonate August 2019 bis Januar 2020. Die Politik ist entrüstet. Deshalb appelliert die Bundesministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Julia Klöckner, an die Vernunft der Bürger und sagt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Für Hamsterkäufe gibt es keinen Grund.“ Wer hortet, handele nicht nur unlogisch, sondern auch unsolidarisch, fügt sie hinzu.
Doch den mahnenden Worten zum Trotz schwinden die Klopapier-Rollen eine nach der anderen aus den Regalen. In Magdeburg bestätigt das Edeka-Filialleiterin Mandy Wirdel. Sie ist froh, dass sie ihren Laden noch vor kurzem mit Toilettenpapier eingedeckt hat. „Eine Mitarbeiterin hatte im Fernsehen gesehen, dass die Leute wieder Toilettenpapier hamstern. Wir haben sofort reagiert und direkt etwas nachbestellt. Zum Glück. Jetzt haben wir genug da. Aber wenn wir nicht die Schilder aufhängen würden und die Leute ermahnen, nur eine Packung pro Haushalt mitzunehmen, wären wir schon längst leer gekauft“, erzählt sie.
„Bitte nur 1 Packung Toilettenpapier pro Einkauf!!!“ steht fett gedruckt neben den schwindenden Paketen. Ihre Kassiererinnen sollen außerdem auf ihr Bauchgefühl hören und Hamsterkäufer zurechtweisen. Bislang klappe das gut. „Kommt eine Großfamilie und möchte ein paar mehr Liter Milch oder Kilo Mehl kaufen, ist das natürlich okay. Aber wer alleine kommt und zehn Packungen Mehl kauft, den bitten wir darum, doch nur zwei mitzunehmen“, so Wirdel.
Auch andere Supermarktketten haben schon auf die stark erhöhte Nachfrage reagiert und Schilder aufgestellt. Eine Filiale mahnt beispielsweise die Kunden: „Solidarität fängt dort an, wo man anderen auch noch was übrig lässt.“ Daneben liegen drei einsame Klopapier-Packungen im geplünderten Regal. Die Verkäuferin versucht zu beruhigen: „Wir können nur nicht so schnell nachlegen, wie die Leute es wegkaufen. Aber Engpässe gibt es nicht.“
So gut vorbereitet scheint nicht jeder Laden zu sein. Von der Innenstadt bis Stadtfeld begegnen dem eifrigen Käufer zahlreiche leere Regale. Wann und ob Nachschub kommt, ist oft auch für die Verkäufer unersichtlich, die sich dann vor dem Kunden rechtfertigen müssen.
Im Discounter sagt man uns: „Hier ist nur noch das billige Klopapier da. Wir haben schon nachbestellt, aber man weiß nie, wie viel man bekommt.“ Auch die Drogeriemärkte haben da so ihre Probleme: „Ich weiß nicht, wann wir wieder wie viel bekommen. Wir haben schon nachbestellt, jetzt hängt es vom Verteilerzentrum ab“, erklärt ein Mitarbeiter. Und auch hier die überraschende Erkenntnis: „Nach Desinfektionsmittel und unseren Masken gibt es kaum Nachfrage.“
Kunde Achim Dörrwand findet das unbegreiflich und ergänzt: „Wenn die Leute wenigstens haltbare Produkte kaufen würden, Mehl oder Konserven. Warum gerade Klopapier? Manche haben bestimmt noch ihr Toilettenpapier von März, was die damals schon gehortet haben. So etwas auf Halde zu kaufen ist doch bekloppt“, erzählt der Magdeburger, seine Frau nickt bestätigend.
Auch Kundin Katrin Baumann mangelt es an Verständnis für die Klopapier-Hamsterei. „Ich habe nur noch zwei Rollen zu Hause. Ich brauchte tatsächlich einfach neues Toilettenpapier“, sagt sie und erklärt damit ihren Einkauf. Bei einem sind sich alle Befragten einig: Hamsterkäufe können sie beim besten Willen nicht nachvollziehen.