Umwelt und Technik Die Reparaturexperten von Magdeburg
Das 1. Repair-Café Magdeburg besteht nun seit acht Jahren. Aktuell engagieren sich 15 Reparaturexperten in der Leipziger Straße 43. Sie haben bereits mehr als 3600 Geräte wieder zum Laufen gebracht. Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz leisten sie einen wichtigen Beitrag für den Ressourcenschutz.
Magdeburg - Sie haben hauptberuflich als Elektriker, Mechatroniker oder Maurer gearbeitet. Waren in der Datenverarbeitung tätig oder als Lehrer und Physiker. Sie wissen um den Wert von (elektrischen) Geräten und ihrer Funktionsweise.
Jetzt, da sie im Ruhestand sind, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, kaputte Dinge wieder in Gang zu setzen. Sie engagieren sich ehrenamtlich als Reparaturexperten im 1. Repair-Café Magdeburg mit Sitz in der Leipziger Straße 43.
Mittwoch ist Reparaturtag
Das Café gibt es mittlerweile seit acht Jahren. „Wir haben im August 2015 angefangen“, sagte Leiter Wolfgang Matschek. Anfangs war das größte Problem, einen geeigneten Standort zu finden.
Schließlich wurde die Gruppe beim „Pik ASZ“ vom Malteser Hilfsdienst fündig, wo sie bis heute aktiv sind. „Beim ersten Treffen war der Andrang so groß, dass wir den Speisesaal nutzen mussten.“
Los ging es mit zehn engagierten Reparaturexperten, aktuell sind es 15. Mehr geht eigentlich nicht. Schon jetzt sind die Platzverhältnisse in der Kellerwerkstatt ziemlich beengt. Im Zwei-Wochen-Rhythmus werden Reparaturtreffen angeboten. Jeweils am Mittwoch von 15 bis 17 Uhr.
„Zu Corona-Zeiten haben wir angefangen mit einer Terminvergabe zu arbeiten.“ Anders wäre das große Pensum an kaputten Geräten, die Woche für Woche abgeliefert werden, nicht leistbar gewesen. Auf der Internetseite vom Repair-Café - www.repaircafe-md.de - können Termine gebucht werden. Im 15-Minuten-Takt.
Das nächste Treffen am 13. September ist bereits ausgebucht. Für den darauffolgenden Termin gab es am gestrigen Nachmittag noch freie Zeitfenster.
Mit Ausnahme von Elektro-Großgeräten würde zunächst einmal alles angenommen, so Werner Schultze. Mitunter seien es nur kleine Defekte, die sofort behoben werden können. Vorausgesetzt, das nötige Ersatzteil ist vorhanden.
„Häufig können Geräte schon eine Woche später wieder im reparierten Zustand abgeholt werden.“ Aber es kann auch deutlich länger dauern. Im Schnitt sind es etwa 25 Aufträge, die pro Termin aufkommen.
Erfolgsquote bei 81 Prozent
Um ein Elektrogerät reparieren zu können, muss es in aller Regel geöffnet werden. Das ist bei älteren Geräten zumeist kein Problem. Hier müssen oft nur wenige Schrauben gelöst werden, um an das Innenleben zu können. Je jünger (moderner) die Maschine, desto komplizierter wird jedoch der Öffnungsprozess, wie die Reparaturexperten berichten.
Bisweilen ist es sogar so, dass Bauteile verarbeitet werden, die nach einer bestimmten Laufzeit den Geist aufgeben. Im Grunde gilt: Je neuer das Gerät, desto schwieriger die Reparatur.
Oder anders formuliert: Moderne Elektrogeräte sind eigentlich nicht für die Reparatur ausgelegt, sondern sollen bei Defekt direkt verschrottet werden. Um danach neue Geräte zu kaufen.
Gegen diese Wegwerfmentalität arbeiten die Reparaturexperten an: „Unser Tenor lautet: erst einmal reparieren“, so Schultze. Wolfgang Matschek ergänzt: „Alles, was repariert werden kann, muss nicht neu gekauft werden.“
In dieser Hinsicht haben sich die Ehrenamtler eine beeindruckende Bilanz erarbeitet. Mit Stand Mitte August (246 Treffen) hat die Gruppe insgesamt 4526 Aufträge angenommen.
3663 Geräte wurden erfolgreich repariert. Das entspricht einer Erfolgsquote von 80,9 Prozent. Indes versteht sich die Gruppe nicht als Fachwerkstatt und möchte diesen auch keine Konkurrenz machen.
Die Reparaturen im Repair-Café sind für die Kunden grundsätzlich kostenlos. Lediglich die eingebauten Ersatzteile müssen bezahlt werden. Darüber hinaus wird um Spenden gebeten. „Einige Besucher sind sehr großzügig“, freuen sich die Ehrenamtler.
Es sind mehrheitlich ältere Menschen, die das Angebot wahrnehmen. „Es soll auch eine Hilfe sein für Leute, die finanziell nicht so gut aufgestellt sind“, so Wolfgang Matschek.
Mit ihrem unermüdlichen Einsatz leisten die Ehrenamtler im 1.Repair-Café Magdeburg einen wichtigen Beitrag für Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit. Dafür wurden sie zuletzt mit einem Umweltpreis des Landes Sachsen-Anhalt geehrt.
Und sie denken noch lange nicht ans Aufhören. Wolfgang Matschek: „Die Werkstatt ist mindestens für die nächsten fünf Jahre gesichert.“
Die Bilanz der Reparaturexperten
Mit Stand Mitte August 2023 (246 Treffen) haben die Ehrenamtler im Repair-Café insgesamt 4526 Aufträge in ihrer Kellerwerkstatt entgegen genommen.
Davon konnten 3663 Geräte erfolgreich repariert werden. Das entspricht einer Erfolgsbilanz von 80,9 Prozent. 539 Geräte gingen als irreparabel an die Kunden zurück, 324 landeten auf dem Wertstoffhof.
Diese Bilanz findet sich auf der Internetseite des Repair-Cafés. Genaue wie eine Übersicht, welche Geräte bisher am häufigsten repariert wurden:
- Radio/CD-Player/Plattenspieler (867)
- Elektrogeräte, allgemein (689)
- Küchenmaschinen (461)
- Staubsauger/Bohrmaschinen (330)
- Laptop/PC/Handy/Foto (324)
- Kaffeemaschinen (319)
- VHS- und DVD-Spieler/TV (254)
- Bügeleisen/Fön/Heizgeräte (180)
- Sonstiges (114)
- Nähmaschinen (103)
- Rollator/Rollstuhl/Fahrrad (11)
- Waschmaschine/Trockner/Geschirrspüler (11)