Stille Mahnmale Die weißen Fahrräder von Magdeburg
An vielen Stellen in Magdeburg stehen weiße Fahrräder am Fahrbahnrand. Doch was hat es mit damit eigentlich auf sich?
Magdeburg l Still und mahnend steht ein weißes Fahrrad an der Großen Diesdorfer Straße. Scheinbar nur zufällig angelehnt, steht es dort schon mehrere Jahre. Ein kleines Schild weist daraufhin, dass es sich um eine Art Mahnmal handelt. Aufgestellt wurde es von Mitgliedern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Doch was hat es nun mit dem Rad auf sich?
"Die Räder sollen an im Straßenverkehr getötete Radfahrer mahnen", erklärt Jürgen Canehl. Er ist der der stellvertretende Vorsitzende des ADFC in Magdeburg. Die Idee für die sogenannten "Ghost Bikes" ("„Geisterfahrräder") stammt aus den USA. Dort wurde solch eines erstmals im Jahr 2003 aufgestellt. Neun Jahre später kam die Idee auch in Magdeburg an. "Das erste ‚Ghost Bike‘ haben wir im August 2012 an der Albert-Vater-Straße aufgestellt", erzählt Canehl weiter. Dort war 2008 ein junger Radfahrer ums Leben gekommen. Der 16-Jährige war damals mit seinem Rad von einem abbiegenden Lkw erfasst worden.
"Im selben Monat stellten wir ein zweites Ghostbike an der Hundisburger Brücke auf." Dort war eine 43-jährige Radfahrerin von einem Sattelschlepper an einer Baustelle erfasst worden. Das Rad in der Großen Diesdorfer Straße folgte nach einem fatalen Unfall am 6. Februar 2017. Der Fahrer eines Transporters hatte damals die 47-jährige Frau mit ihrem Rad am Fahrbahnrand übersehen und frontal erfasst. Die Frau erlag damals noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen.
Seit 2012 wurden insgesamt neun Ghostbikes im Magdeburger Stadtgebiet aufgestellt. Hier stehen sie:
- Albert-Vater-Straße/Auffahrt Magdeburger Ring
- Universitätsplatz/Ausfahrt Gareisstraße
- Hundisburger Brücke
- Rothenseer Straße/Wasserkunststraße
- Alt Fermersleben (HEM-Tankstelle)
- Breiter Weg/Große Steinernetischstraße
- Walther-Rathenau-Straße/Zschokkestraße
- Große Diesdorfer Straße 17
- Olvenstedter Graseweg/Holzweg
Erfreulich ist für Jürgen Canehl und seine Mitstreiter beim ADFC die Tatsache, dass 2019 anscheinend kein Radfahrer ums Leben gekommen ist. Trotzdem gebe es viel zu tun. "Natürlich müssen wir die weißen Fahrräder auch pflegen." Das sei nötig, weil zum Beispiel die Farbe abblättere oder Unbekannte die Mahnmale beschädigen. Oftmals fehle sogar das Schild.
Die Räder erfüllen übrigens auch einen kleinen verkehrserzieherischen Effekt, denn diese weißen Verkehrsteilnehmer auf eine mögliche Gefahrenstelle hin. "Diese Aufstellpunkte sind uns natürlich besonders wichtig."