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Ausflugstipp Mit Video: Dieser Magdeburg Park sollte einmal ein Riesen-Friedhof werden

In einer Serie stellt die Magdeburger Volksstimme Parks in der Landeshauptstadt vor. Heute ein Wald, der rund 100 Jahre alt ist.

Von Martin Rieß 29.11.2023, 05:00
In eine Winterlandschaft hat sich der Volkspark Westerhüsen diese Woche verwandelt.
In eine Winterlandschaft hat sich der Volkspark Westerhüsen diese Woche verwandelt. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Heute kann man es sich gar nicht vorstellen: Statt nur eine kleine Ecke für einen Friedhof abzugeben, sollte dieser Park von 120 Jahren noch selbst ein Riesenfriedhof werden. Mit einem früheren Zwangsarbeiterlager in der Nachbarschaft ist mit der Gegen auch eine grausame Geschichte verbunden.

Dieser Park ist 20 Hektar groß

Der Volkspark Westerhüsen liegt ganz im Süden Magdeburgs, im Stadtteil Westerhüsen. Die Parkanlage nimmt eine Fläche von etwa 20 Hektar ein. Der Park gleicht in weiten Teilen einem naturnahen Mischwald als einer klassischen Parkanlage: Statt Blumenbeeten gibt es hier Wildblumen im Schatten der Bäume, statt geschnittener Ziergehölze Hagebutten, die in roter Pracht im Herbst erstrahlen, und Schneebeere-Sträucher, deren Früchte in den kommenden Wintermonaten der einen oder anderen Amsel als Nahrung dienen dürften.

Was der Volkspark Westerhüsen bietet

Da es sich um einen Park handelt, der außer ein paar Wegen und Bänken über keinerlei Ausstattung verfügt, ist hier vor allem Spazierengehen angesagt. Und auch zum Joggen eignet sich das Gelände. Und wenn es genügend geschneit hat, lohnt auch ein Ausflug mit Schlitten oder Ski in den Park.

 
Der Volkspark Westerhüsen liegt ganz im Süden Magdeburgs, im Stadtteil Westerhüsen. (Bericht/Kamera: Martin Rieß, Schnitt/Sprecher: Christian Kadlubietz)

Warum der Spielplatz weichen musste

Ein Spielplatz, der hier einmal in der Nachwendezeit eingerichtet worden war, ist inzwischen wieder abgebaut worden. Erklärbar ist dies sicher mit der abgelegenen Lage des Parks: Zwar sind in der Nachbarschaft in den vergangenen Jahren ein paar Einfamilienhäuser gebaut worden. Doch gut zu erreichen ist der Park selbst für viele Kinder aus Südost nicht. Bevor die Geräte abgebaut wurden, waren Kinder befragt worden. Sie hatten den Spielplatz als nicht sonderlich attraktiv bezeichnet. Eine Hütte war nach einem Brand zuvor bereits abgebaut worden.

Ein Parasolpilz hat seinen Hut unter den Laubbäumen des Volksparks Westerhüsen ausgebreitet. Mit dem Frost dürfte es mit dieser Pracht vorbei sein.
Ein Parasolpilz hat seinen Hut unter den Laubbäumen des Volksparks Westerhüsen ausgebreitet. Mit dem Frost dürfte es mit dieser Pracht vorbei sein.
Foto: Martin Rieß

Dennoch gibt es immer wieder Überlegungen, den Park zu qualifizieren. Zuletzt hatte die Stadtverwaltung bekundet, den Westerhüser Volkspark weiterhin als städtischen Park, als Stadtteil-Park, nutzen zu wollen. Die Entwicklung des Parks als naturnaher kleiner Wald solle fortgesetzt werden, um die Natur zu schützen. Schnelle Veränderungen, um einen offeneren Park zu schaffen, seien aber nicht sinnvoll.

Wie die Stadt Magdeburg den Park weiterentwickeln möchte

Die Erholungsfunktion des Parks soll gestärkt werden. Das schadet nicht der naturnahen Entwicklung und ist sogar ausdrücklich im Schutzziel festgelegt. Die bestehenden Wege im Park können bleiben, aber entlang der Haupt- und Nebenwege sind einige Pflegemaßnahmen für die Sicherheit notwendig.

Auch interessant: Bericht der Magdeburger Volksstimme zu Perspektiven für den Volkspark Westerhüsen

Die Einrichtung eines Grillplatzes wird abgelehnt, da die Müllentsorgung zu aufwendig wäre. Auch ein weiterer Zugang nach Nordosten hin findet von der Stadt keine Zustimmung: Der Bedarf würde einen solchen Eingriff samt Rodung von Bäumen und Büschen nicht rechtfertigen. Da werden die Anwohner weiterhin den Trampelpfad nutzen.

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Neue Parkmöbel wie Bänke, Spielgeräte oder zusätzliche Attraktionen wie Mountainbike-Parcours oder Rodelbahnen sollten nicht hinzugefügt werden.

Wie der Park wachsen könnte

Vor dem Friedhof erinnert eine Gedenkplatte an die Opfer von Krieg und Terror. Außerdem gibt es eine Gedenkstele am Sportplatz.
Vor dem Friedhof erinnert eine Gedenkplatte an die Opfer von Krieg und Terror. Außerdem gibt es eine Gedenkstele am Sportplatz.
Foto: Martin Rieß

Eine Einbeziehung der unmittelbar südlich angrenzenden, abschließend rekultivierten Deponie in das Entwicklungskonzept ist konzeptionell wünschenswert und auch technisch möglich. Ein Entlassung aus der 2013 begonnen „Nachsorgephase“ würde neue Nutzungsmöglichkeiten eröffnen und vermehrt Besucher aus dem weiteren Umfeld anziehen. Bislang wird der Park als attraktiv für Westerhüser, Salbker und Beyendorf-Sohlener eingeschätzt – eine darüber hinausgehende Anziehungskraft ist nicht zu erkennen. Ob und wann solche Ideen umgesetzt werden, dürfte nicht zuletzt von den finanziellen Ressourcen der Stadt abhängen. Und um die ist es derzeit nicht sonderlich gut bestellt.

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Im Park selbst gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. Auf der Suche nach Speis und Trank gibt es an der Sohlener Straße und in Alt Westerhüsen Angebote. Ein umfangreiches Angebot zur Proviantaufnahme bieten Discounter ab Salbke.

Kiesgrube und Kartoffelacker

Was hier so ursprünglich, so natürlich gewachsen, so wie ein kleiner Urwald wirkt, täuscht den Besucher indes. Ursprünglich befand sich nämlich auf dem Gelände eine Kiesgrube der Glashütte Westerhüsen. Die Stadt Magdeburg erwarb dann 140 Morgen Land mit der Absicht, es als Großfriedhof zu nutzen. Eine geplante Erweiterung der Stadt nach Süden, verbunden mit der Eingemeindung von Schönebeck, kam jedoch nicht zustande. Deshalb wurde auch kein Bedarf an einem Friedhof dieser Größe mehr gesehen. Mit der Eingemeindung von Diesdorf wurde der Westfriedhof als neuer Großfriedhof Magdeburgs geschaffen, während in Westerhüsen nur ein kleiner Teilbereich von 3,7 Hektar als Friedhof genutzt wurde.

Nur ein kleiner Teil des Areals wird – so wie von der Stadt ursprünglich geplant – als Friedhof genutzt.
Nur ein kleiner Teil des Areals wird – so wie von der Stadt ursprünglich geplant – als Friedhof genutzt.
Foto: Uli Lücke

Bis 1918 war das gesamte Gebiet komplett baumfrei. Nachdem einige Werksangehörige der Glashütte Teile des Geländes als Ackerflächen genutzt hatten, beschloss die Stadt Magdeburg die Anpflanzung eines Mischwaldes. Die Umwandlung des gänzlich anders genutzten Areals in einen Park wurde maßgeblich von Robert Hohmann, einem aktiven Kommunalpolitiker und Süßwarenfabrikanten aus Westerhüsen, vorangetrieben. Der Gärtnermeister Otto Metze gestaltete und errichtete den Park, indem er heimische Baumarten pflanzte und Sitzplätze sowie Wege anlegte.

Wie das Gelände zum Volkspark Westerhüsen wurde

Im Jahr 1934 wurde das nicht benötigte Gelände als Volkspark Westerhüsen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Parkgelände wurde mit einem 1,80 Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben. Der ursprünglich geplante Bau eines Aussichtsturms am höchsten Punkt des Geländes wurde jedoch nicht umgesetzt.

Einige Bänke laden zum Verweilen ein. Sie können ein Video zum Beitrag sehen. Laden Sie die  kostenlose App  „SMART virtuell“  auf Ihr  Smartphone.  Öffnen Sie die App und scannen Sie das Foto mit dem „SMART virtuell“-Logo. Das Video startet automatisch.
Einige Bänke laden zum Verweilen ein. Sie können ein Video zum Beitrag sehen. Laden Sie die kostenlose App „SMART virtuell“ auf Ihr Smartphone. Öffnen Sie die App und scannen Sie das Foto mit dem „SMART virtuell“-Logo. Das Video startet automatisch.
Foto: Martin Rieß

Während des Zweiten Weltkriegs war der Park von 1939 bis 1945 für die Bevölkerung gesperrt, und nördlich des Parks befand sich das Zwangsarbeiterlager Diana.

Auf dem Gelände dieses Lagers in Nachbarschaft zum Park befindet sich heute eine Sportanlage. Die Zahl der durch die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen umgekommenen Bewohner des Lagers ist nicht genau bekannt. Im Jahr 2005 wurde zum Gedenken an das Lager eine von Wolfgang Roßdeutscher geschaffene Gedenkstele aufgestellt.

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Und auf dem kleinen Friedhof befindet sich das „Feld der Vereinten Nationen“, auf dem auch Opfer des Zwangsarbeiterlagers beerdigt wurden.

Ein Nistkasten soll den Tieren des Waldes helfen.
Ein Nistkasten soll den Tieren des Waldes helfen.
Foto: Martin Rieß

Wie es um die Natur im Volkspark Westerhüsen steht

An vielen Stellen durchziehen Wege den Volkspark Westerhüsen. Doch die Natur hat ihre Rückzugsorte. Umgestürztes Holz kann vermodern und bietet so einen Lebensraum für Insekten. Und die wiederum sind es nicht zuletzt, die den zahlreichen Vögeln als Nahrung in dem Mischwald dienen.

Die Hagebutten sind schon seit langem reif.
Die Hagebutten sind schon seit langem reif.
Foto: Martin Rieß

Was den nadeligen Anteil an der Waldmischung angeht, sind es hier Kiefern, die besonders häufig anzutreffen sind. Dies ist so geblieben, auch wenn vor einigen Jahren erst ein Teil von ihnen aufgrund von Erkrankungen gefällt werden musste. Auch ein paar Fichten wachsen in dem Park.

Bei den Laubbäumen bestimmen heimische Arten das Bild: Birken, Eichen, Eschen, Hainbuchen. Linden, Pappeln, Robinien und Ulmen sind hier ebenso zu finden wie Spitz- und Bergahorn oder Linden. Einige Laubbaumgattungen wie Buche und Platane fehlen. Die höchsten Bäume sind 30 Meter in den Himmel gewachsen. Es handelt sich um eine Pyramidenpappel auf der Ostseite des Parks an der Holsteiner Straße sowie um mehrere Kiefern im Parkinneren.

Ein Storchenschnabel hat bis in den Herbst hinein Akzente gesetzt.
Ein Storchenschnabel hat bis in den Herbst hinein Akzente gesetzt.
Foto: Martin Rieß

Goldhähnchen und Kernbeißer

In einer Bestandsaufnahme wurde vor drei Jahren untersucht, welche Vögel in dem Park vorkommen. Zu den Brutvögeln zählten damals Sommer- und Wintergoldhähnchen, Haubenlerche, Gartenbaumläufer, Kernbeißer und Singdrossel. Für diese Vögel ist es wichtig, dass Hecken erhalten werden und sich im Dickicht Rückzugsmöglichkeiten finden lassen.

Weitere Folgen der Serie zum Beispiel zum Park der Toten und anderen gibt es mit Videos kostenfrei unter www.volksstimme.de/parks im Web.

Zwischen Grashalmen ist ein Champignon gewachsen.
Zwischen Grashalmen ist ein Champignon gewachsen.
Foto: Martin Rieß

So erreichen Sie den Volkspark Westerhüsen

Mit Bus und Bahn: Die Haltestelle Sohlener Straße wird von den Straßenbahnlinien 2 und 8 sowie von der Buslinie 66 bedient. Bis zu einem Eingang in den Park auf der Ostseite ist rund ein Kilometer zurückzulegen. Die Westseite des Volksparks Westerhüsen erreicht man auch von der Haltestelle Wellenberg der Buslinie 66, die den Börde-Park mit Westerhüsen verbindet. Vom Bahnhof Magdeburg-Südost, wo die S-Bahnen zwischen Schönebeck und Wittenberge und die Regionalexpresszüge zwischen Magdeburg und Halle halten, ist bis zum Eingang in den Park eine Wegstrecke von 1,7 Kilometern durch die Holsteiner Straße auf der Westseite der Bahnlinie zurückzulegen. Wandersleute wie Radfahrer erreichen den Park auch von Randau aus kommend über die Gierfähre Westerhüsen, deren Saison von Frühlingsanfang bis Ende Oktober ist.

Karte zum Volkspark Westerhüsen.
Karte zum Volkspark Westerhüsen.
Kare: Mapcreator/Grafik: MRM/Bischof

Mit dem Fahrrad: Bis heute wird der Elberadweg um das Gewerbegebiet Westerhüsen herum von der Elbe weg- und über die Hauptstraße geleitet. In diesem Bereich befindet sich der Abzweig nach Sohlen, auf dem man nach der Eisenbahnbrücke links in die Holsteiner Straße abbiegt und hinter Sportplatz und Friedhof auf die Ostseite des Volksparks trifft. Von Sohlen aus kommend biegt man entsprechend vor der Eisenbahnbrücke rechts in die Holsteiner Straße ab.

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Mit dem Auto: Am Friedhof Westerhüsen befindet sich ein kleiner Parkplatz. Auch entlang der Holsteiner Straße können Autos abgestellt werden.