Domkantor Barry Jordan feiert 60. Geburtstag
Magdeburgs Domkantor Barry Jordan lädt anlässlich seines 60. Geburtstages zu einem Abendkonzert ein.
Magdeburg l Magdeburgs Domkantor Barry Jordan wird am 17. Dezember 2017 60 Jahre alt. Für diesen Anlass hat sich der Kirchenmusikdirektor etwas Besonderes überlegt: Er will mit einem Konzert im Magdeburger Dom in seinen Geburtstag hineinfeiern. Nach dem Konzert will er mit den Gästen anstoßen.
„Ich habe überlegt, womit ich mir eine Freude bereiten könnte. Und das ist: Musik mit anderen Menschen zu teilen“, begründet er. Die Veranstaltung am 16. Dezember ab 22 Uhr im Dom wird gleichzeitig der Auftakt für die Spendensammlung zur Sanierung der Paradiesorgel im Nordquerschiff aus dem Hause Schuke sein.
Es wäre nicht die erste Orgel des Magdeburger Domes, die unter seiner Mitwirkung saniert bzw. neugebaut wird. Den Bau zweier neuer Orgeln hat Barry Jordan bereits begleitet. Sein Wunsch ist, dass die Sanierung der Schuke-Orgel bis zum Jahr 2020, wenn diese 50 Jahre alt wird, abgeschlossen sein wird. 350.000 Euro würde die Sanierung kosten.
Seit 23 Jahren ist der aus Südafrika stammende Kirchenmusiker in Magdeburg aktiv. Dabei begann alles mit Hürden. Denn die erste Wahl sei Barry Jordan damals nicht gewesen, erinnert er sich, „ich war nur halb gewollt“. Erst nach der zweiten Ausschreibung der Stelle hätten sich die Verantwortlichen für ihn entschieden, „weil ich der Einzige war“.
Dieses Gefühl sei über die Jahre nie ganz verschwunden und war vor allem dann präsent, wenn Jordan mit seinen Projekten an Grenzen stieß. Oft habe er sich gefragt, ob Gott ihm nicht einen Streich gespielt habe, als er ihn in dieses beeindruckende Gebäude und zu diesen tollen Instrumenten schickte, erzählt er. Magdeburg wieder zu verlassen, habe er zwar in Erwägung gezogen, aber das sei nicht ohne weiteres möglich gewesen: „Wenn man so eine Stelle antritt, dann heißt das oft: für immer.“
Tolle Projekte hat er in Magdeburg umgesetzt und dafür auch viel Lob erhalten. Das anzunehmen, dabei steht ihm manchmal allerdings sein eigener hoher Anspruch im Weg. Bedauerlich findet Jordan zum Beispiel, dass er die Arbeit im Hauptchor nicht so umsetzen konnte, wie er es selbst gewollt hat, sagt er angesichts von fehlendem Nachwuchs.
Singen sei etwas für jedermann, ist er überzeugt. Dass es dennoch am Nachwuchs fehlt, „daraus mache ich mir oft selbst einen Vorwurf“. Dabei kämpfen andere Chöre mit ähnlichen Problemen, und tolle Aktionen wie jüngst die Gründung eines Oratorienchores konnte er erfolgreich umsetzen. Auch die Arbeit im Kinder- und Jugendbereich schätzt er als sehr gut ein.
Der 60. Geburtstag markiert für Barry Jordan einen Meilenstein: „Es ist die letzte Runde vor dem Aufhören.“ In dieser Hinsicht ist er hin- und hergerissen. Bestimmte Aufgaben abzugeben, darauf freut er sich.
Andererseits sagt er, dass er es sich kaum vorstellen könne, nicht mehr Domkantor und bei seinen Instrumenten zu sein. Seine insgeheime Hoffnung ist, dass sein Nachfolger Aufgaben für ihn haben wird. Wenn man Jordan eine Weile erlebt hat, kann man sich kaum vorstellen, dass er sich schon auf dem Weg Richtung Ruhestand befindet.
In die künstlerisch-musikalische Arbeit würde Barry Jordan gern mehr Zeit investieren. Andere Aufgaben aber würden das Zeitbudget einschränken. Nach wie vor ist er zudem enttäuscht, „dass die Stadt bewusst eine ihrer historischen Spielstätten zugunsten eines Exerzierplatzes lahmlegt“. Und weiter: „Jedes Jahr von Mai bis Juni denke ich: Ich muss hier weg“, sagt er in Anspielung auf das Domplatz-Open-Air. Aber ein paar Jahre liegen noch vor ihm.
Jetzt freut er sich erst einmal auf das Konzert am Sonnabend. Es steht unter dem Motto „Was ich noch spielen wollte ...“.
Ursprünglich wollte Jordan, der 1957 in Südafrika geboren wurde, drei neue, große Stücke einstudieren. Doch dazu fehlt ihm vor allem Zeit. Deshalb wird er ein neues Stück spielen, eines, das er schon einmal gespielt hat, aber nicht im Magdeburger Dom, sowie eines, das er im Dom gespielt hat, „aber grottenschlecht“, wie er selbst sagt.
Am Sonntag wird er zunächst den Gottesdienst musikalisch begleiten. „Die Sonntagsgottesdienste sind für mich kein Nebenschauplatz“, sagt er, sondern seien eine Aufgabe, die er wirklich gern erfülle. Anschließend werde er mit seiner Familie feiern. Und dann steht auch noch eine Reise in seine Heimat bevor.
Barry Jordan wurde in Port Elizabeth, Südafrika, geboren und studierte zunächst in Kapstadt, wo er 1979 sein Studium mit dem Bachelor of Music abschloss. Ab 1977 war er 2. Organist an der anglikanischen Kathedrale der Stadt. In den darauffolgenden sechs Jahren war er unter anderem Klarinettist in einer Militärkapelle, Mitbegründer und Leiter eines Ensembles für Neue Musik, Organist an unterschiedlichen Kirchen, Musiklehrer und Chordirektor an einem Gymnasium für Mädchen und erneut 2. Organist an der Kathedrale in Kapstadt.
Ab Anfang 1984 arbeitete er auch an einem Kompositionsportfolio für seinen Master of Music, welcher ihm Ende 1985 verliehen wurde. Dank zweier Stipendien studierte er ab 1986 in Wien Komposition und Orgel und zog 1987 nach Lübeck. Dort schloss er 1989 sein Konzertexamen (Orgel) und 1994 sein Kirchenmusikstudium ab. 1994 wurde er schließlich nach Magdeburg berufen.