Energie Droht Magdeburg, im Netz für grünen Wasserstoff zu kurz zu kommen?
Bislang werden weite Teile um die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts nur als Lieferant, nicht als Verbraucher gesehen. Das sorgt für Kritik.
Magdeburg - Für den Aufbau der Wasserstoff-Netzinfrastruktur in Deutschland haben die Fernleitungsnetzbetreiber Planungen für die erste Stufe des Netzausbaus vorgelegt. Mit einem Wasserstoffkernnetz sollen große Erzeugungs- und Verbrauchsregionen mit Pipelines vernetzt werden. Die Ost-West-Pipeline zwischen dem Mitteldeutschen Chemiedreieck, Magdeburg und dem niedersächsischen Salzgitter wird die Trasse nur als „Transportalternative“ eingestuft.
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Dies hat jetzt Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD) auf den Plan gerufen: Er sieht die Region in den Planungen grundsätzlich hinreichend berücksichtigt, fordert aber auch, dass auch sie in der ersten Stufe des Netzausbaus berücksichtigt wird. „Die Pipeline nach Salzgitter ist für die Wasserstoffwirtschaft in etwa so wichtig wie die Autobahn A2 für den Verkehr zwischen Ost- und Westdeutschland“, erklärte Armin Willingmann.
Warum die Region besser berücksichtigt werden muss
Mehrere Landkreise sind zudem bislang nur als „Einspeisegebiete“ in den Plänen deklariert. Bis 2032 würden aber auch an Industriestandorten wie Bitterfeld-Wolfen, Piesteritz und Arneburg, aber eben auch Haldensleben als Standort in der Region Magdeburg Unternehmen entstehen, deren Bedarf an Wasserstoff berücksichtigt werden muss.
Dass Magdeburg in der künftigen Versorgung mit Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen sollte, verdeutlichen zwei Beispiele: So hatte zum einen das Münsteraner Unternehmen H2 Green Power & Logistics, das in Magdeburg mit dem Industrie- und Gewerbepark Mittelelbe vor anderthalb Jahren unweit der Autobahnabfahrt Magdeburg-Rothensee die erste Wasserstofftankstelle in Betrieb genommen und weitere Investitionen angekündigt, auch was die Herstellung von Wasserstoff aus regenerativen Energien angeht.
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Weshalb in Magdeburg der Bedarf an Energie wächst
Zum anderen hat sich mit Intel in Magdeburg ein Großinvestor angesagt, der Tausende Arbeitsplätze und Steuereinnahmen generieren dürfte – der aber für die Produktion von Computerchips im Süden der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt auch viel Energie benötigen wird.
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Wasserstoff wird als eine Art Treibstoff für die Energiewende und für mehr Energieunabhängigkeit gesehen. Denn produziert aus Wind- und Sonnenstrom macht das Gas regenerative Energien langfristig speicherbar und löst damit ein Kernproblem der Energiewende. Eingesetzt in Gaskraftwerken kann Wasserstoff Dunkelflauten ausgleichen, das Stromnetz stützen und den Ausbau der regenerativen Energien vorantreiben. Als zweite Säule stärkt Wasserstoff so die Widerstandsfähigkeit des gesamten Energiesystems gegen Krisen.
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Warum Wasserstoff für Haushalte bedeutsam ist
Und – was auch für den privaten Verbraucher bedeutsam ist – Wasserstoff bietet als Heizenergie eine Option für eine Vielzahl bestehender Immobilien, in denen sich Wärmepumpen nur technisch schwierig und ökonomisch unvorteilhaft einsetzen lassen.
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In Reinform oder in Form von chemischen Verbindungen liefert Wasserstoff wichtige Grundstoffe für die Industrie, schafft Möglichkeiten zum Energieträgerwechsel in vielen Produktionsprozessen und schafft als Energielösung neben Strom zusätzliche Sicherheit. Als E-Fuel oder Antriebsenergie für Brennstoffzellen ist Wasserstoff eine klimaneutrale Antriebsalternative für Schwerlastverkehr, Schiffe oder Flugzeuge.
Transportieren lässt sich Wasserstoff über die bereits vorhandene Gas-Infrastruktur. Aktuell arbeiten die Netzbetreiber als Teil der deutschen Gas- und Wasserstoffwirtschaft daran, das Gasnetz H2-ready zu machen. Zusätzlich sind komplett neue Wasserstoffleitungen – über die jetzt diskutiert wird - in Planung.