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Kantorin geht in Ruhestand Ein Leben für die Kirchenmusik in Magdeburg

Die Berufung als Kantorin hat Dorlies Bunge vor vielen Jahren nach Magdeburg geführt. Hier ist sie heimisch geworden und hat das kirchenmusikalische Leben stark geprägt. Nun wird sie in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Von Konstantin Kraft 18.10.2024, 06:40
Hier sitzt Dorlies Bunge an der historischen Orgel der Ambrosiuskirche, die ursprünglich 1879 von der Firma W. Sauer aus Frankfurt (Oder) gebaut wurde.
Hier sitzt Dorlies Bunge an der historischen Orgel der Ambrosiuskirche, die ursprünglich 1879 von der Firma W. Sauer aus Frankfurt (Oder) gebaut wurde. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg - Mehr als zwei Jahrzehnte lang hat sie die Kirchenmusik im Süden von Magdeburg maßgeblich geprägt. Nun geht Dorlies Bunge (65), Kantorin im evangelischen Kirchspiel Magdeburg-Süd, in den wohlverdienten Ruhestand.

An diesem Sonnabend, 19. Oktober, wird sie um 15 Uhr bei einer musikalischen Andacht im Gemeindehaus von St. Michael in der Helmholtzstraße 4 verabschiedet.

Es dürfte in mehrfacher Hinsicht ein emotionaler Nachmittag für die Magdeburgerin werden. Es ist zugleich ihr Geburtstag. Der Kirchenmusik wird sie auch über diesen Oktober hinaus treu bleiben.

Der Domchor und ein Tipp

Anfangen hat alles in der Altmark. Dorlies Bunge stammt aus Kloster Neuendorf. Nach der Schulzeit arbeite sie zunächst als medizinisch-technische Assistentin am Krankenhaus in Stendal. „Wenn ich vom Bahnhof zum Krankenhaus gelaufen bin, dann kam ich am Stendaler Dom vorbei. Da habe ich wunderschöne Klänge gehört. Ein Chor hat gesungen.“

Diesem schloss sich Bunge an und lernte dabei die Vielfalt der kirchlichen Musik ganz neu kennen und lieben. nd dann gab es noch dieses andere Erlebnis. Es war in einem Urlaub. Sie spielte Klavier und eine Frau sprach sie an: „Sie können das so gut, sie sollten Kirchenmusikerin werden.“ Und also wurde sie es.

An der Kirchenmusikschule in Halle lies sich Bunge über vier Jahre ausbilden. 1985 war sie fertig. Dass sie dann nach Magdeburg kam, ist wesentlich ihrer Dozentin Mechthild Wenzel zu verdanken, die sie auf eine offene Stelle aufmerksam machte.

Bevor Dorlies Bunge 2003 im Kirchspiel Magdeburg-Süd als Kantorin anfing, war sie bereits in der Markus- und der Matthäusgemeinde sowie in Wolmirstedt tätig.

„Hier im Süden bin ich heimisch geworden.“ Den Kirchspielchor und die Instrumentalgruppe „Cantabile“ hat Dorlies Bunge in ihrem Wirken als Kantorin neu begründet und zu zahlreichen Auftritten geführt.

Die Ambrosiuskirche ist das Wahrzeichen von Sudenburg.
Die Ambrosiuskirche ist das Wahrzeichen von Sudenburg.
Archivfoto: Konstantin Kraft

Bunge hat sich die musikalische Verkündigung zur Lebensaufgabe gemacht, „mit Musik den Glauben leben“, wie sie es selbst sagt. Vielzählige Konzerte hat die Kantorin über all die Jahre in den fünf Kirchspielgemeinden organisiert oder selbst gespielt – so unter anderem die traditionelle Musik zu Weihnachten.

Zu den Höhepunkten gehörten alljährlich die Konzerte, bei denen alle Gruppen des Kirchspiels gemeinsam zu hören waren.

Eigene Konzertreihe etabliert

Mit der „Offenen Kirche“ in St. Ambrosius hat Bunge eine eigene Konzertreihe ins Leben gerufen, die weit über Sudenburg hinaus Besucher anzieht. In den warmen Monaten des Jahres steht die Kirche immer mittwochs für zwei Stunden offen. Dabei wird dann bei freiem Eintritt ein halbstündiges Konzert dargeboten. Oftmals saß dabei Bunge an der Orgel.

Dies ist überhaupt ihr Paradeinstrument. Sie kann es nicht nur virtuos spielen, sondern hat sich in ihrer Arbeitszeit ebenso sorgsam dafür eingesetzt, dass die historischen Orgeln in den Gemeinden St. Michael, St. Sebastian, Christus und St. Ambrosius restauriert werden. So dass diese auch künftig die schönsten Harmonien von sich geben.

Blick auf die historische Sauer-Orgel in St. Ambrosius.
Blick auf die historische Sauer-Orgel in St. Ambrosius.
Foto: Erwin Meier

Zum Ende dieses Monats geht Dorlies Bunge, die jahrelang auch als Religionslehrerin an Grundschulen gearbeitet hatte, nun als Kantorin des Kirchspiels Süd in den Ruhestand – und wird dieses doch nicht ganz verlassen.

„Die Leitung der Instrumentalgruppe ,Cantabile’ werde ich sehr gerne ehrenamtlich weiterführen“, sagt sie. Auf Einladung wird man sie als Organistin in den Kirchspielgemeinden und darüber hinaus ebenfalls weiter hören können.

Nahtloser Übergang

Matthias Heinrich ist Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. „Dorlies Bunge hat 20 Jahre lang das kirchenmusikalische Leben im Süden der Stadt geprägt“, würdigt er ihre Verdienste.

Sie habe sich intensiv um die Instrumente gekümmert, Orgeln instandgesetzt, eine eigene Konzertreihe etabliert und Ehrenamtliche gefunden und gefördert, welche die Kirchenmusik der Gemeinden mittragen, hebt er außerdem hervor.

Ab dem 1. November wird nun nahtlos Sora Yu die Stelle als Kantorin im Kirchspiel Süd übernehmen. Sie ist aktuell bereits in Südost als Kirchenmusikerin aktiv. Yu wird die Arbeit von Dorlies Bunge – mit eigenen Akzenten – fortführen. „Das ist ein Glücksfall für uns“, so Heinrich.