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Volksstimme-Serie „Raus aus der Komfortzone“ Ein Monat ohne Fertiggerichte: So lief die Herausforderung im Januar

In der Serie „Raus aus der Komfortzone“ stellen sich drei Reporterinnen und der Chefredakteur vier verschiedenen Herausforderungen. Es wird Sport getrieben, auf Plastik, Koffein und fertig zubereitetes Essen verzichtet. Alle vier Tage gibt es hier ein Update der Challenge des Chefredakteurs Marc Rath.

Von Marc Rath Aktualisiert: 29.01.2025, 15:02
Marc Rath ist Chefredakteur der Volksstimme und Mitteldeutschen Zeitung.
Marc Rath ist Chefredakteur der Volksstimme und Mitteldeutschen Zeitung. Foto: Volksstimme

Magdeburg - Ich verabschiedet mich von Lieferdiensten und Fertiggerichten und startet ein kulinarisches Experiment: Im Januar 2025 wird ausschließlich selbst gekocht. Vom Mittagessen bis zum Abendbrot steht frische Zubereitung auf dem Plan.

Statt schneller Lösungen möchte ich einen Monat lang auf eigene Kreativität und Einsatz am Herd setzen. Dabei zeigt sich, wie viel Zeit und Mühe wirklich in eine bewusste Ernährung fließen – und wie spannend es sein kann, sich täglich neuen Kochherausforderungen zu stellen.

Den Text zur Januar-Herausforderung 2025 lesen Sie hier: Raus aus der Komfortzone: Redakteure stellen sich neuen Januar-Herausforderungen

Einen Monat ohne Fertiggerichte: Das Fazit

Was war die größte Herausforderung? Klug einzukaufen, damit im Haushalt das ist, was man braucht, aber auch alles verwertet werden kann, um nichts wegschmeißen zu müssen. Und ein gutes Zeitmanagement abends und an Wochenenden, um ausreichend Zeit fürs (Vor)kochen zu haben.

Was hat überrascht? Dass es nach einem anstrengenden Arbeitstag sehr wohl entspannend sein kann, noch etwas Leckeres selbst zuzubereiten – und es dann auch noch schmeckt. Davor hatte ich mich bisher immer gedrückt.

Wie lief es finanziell? Erfreulich – Snacks an der Tankstelle und beim Bäcker haben ja in den vergangenen Monaten preislich mächtig angezogen. Und ein Essen im Restaurant hat natürlich auch seinen Preis.

Wie geht es jetzt weiter? Meine Frau hat begeistert mitgegessen und das nicht nur, weil sie sich über eine bessere Verteilung der Aufgaben in unserem Haushalt gefreut hat. Vieles werde ich also beibehalten und verfeinern. Aber dann und wann beiße ich auch mal wieder in eine Bockwurst, schön mit Senf und Brötchen.

Nicht mehr ohne Einkaufszettel im Supermarkt

29. Januar 2025: Samstags ist jetzt immer mein Einkaufstag. In Ruhe nach dem Frühstück die Liste der zu besorgenden Lebensmittel zusammentragen, ist dafür die Basis. Früher habe ich es kreuz und quer aufgeschrieben – und lief so auch durch den Supermarkt meines Vertrauens.

Nunmehr gehe ich planvoller vor und strukturiere die Liste – erst Obst, dann Gemüse, der Bio-Bereich, Milchprodukte… – so kann ich viel planvoller einkaufen und spare auch Zeit. Das macht sogar Spaß! Vor allem, weil ich inzwischen schnell das finde, was ich suche. Das war früher zuweilen anders und das hatte meine Laune dann nicht gerade beflügelt. 

Ein richtiger Einkaufsprofi bin ich damit noch lange nicht. Klar, ich schaue nach dem Haltbarkeitsdatum. Ich vergleiche auch Mengen und Preise, um zu schauen, was sich als günstiger entpuppt. Unnötige Verpackungen meide ich. So kam ich bei meinen jüngsten Einkäufen auch ganz ohne eine Plastiktüte bei Obst und Gemüse aus.

Beim noch bewussteren Einkauf habe ich aber noch Luft nach oben. Das Kleingedruckte auf den Verpackungen ist meine Sache – noch – nicht so ganz. Auf Angaben zum Zucker achte ich aber im Gegensatz zu früher inzwischen sehr wohl. Ich habe aber auch gerade erst angefangen.

Es ist jedenfalls ein schönes Gefühl, gelassen alles an der Kasse einzupacken. Zumal ich den Vorteil habe, dass bei mir direkt um die Ecke die Möglichkeit besteht, auch spätabends noch das besorgen zu können, was ich vergessen haben sollte.

Verlangen war stärker als der Verstand: Der Rückfall

24. Januar 2025: Ich muss es gestehen: Es ist passiert – ich bin rückfällig geworden. Fest vorgenommen bei meinem Monat des bewussteren Essens hatte ich mir, dass ich nicht alleine in ein Restaurant gehe. Auch wenn ich gerade bei der Seitenabnahme unseres Wochenendmagazins gelesen habe, dass „Solo Dining“ ein neuer Trend sei.

Bei mir ist dies öfter am Mittwoch der Fall. Meine Frau singt dann in ihrem Jazz-Chor, ich dagegen lasse ein wenig die Seele baumeln und gönne mir beim Italiener um die Ecke eine kleine Auszeit, bevorzugt mit einem Glas Chianti und einer Pizza Parma-Gorgonzola. Zugegeben, das hatte ich schon einige Wochen nicht mehr gemacht. Aber vorige Woche, nach einem intensiven Arbeitstag, war das Verlangen stärker als Vernunft und Versprechen.

Was soll ich sagen … die bewusstere Ernährung macht etwas mit Kopf und Magen. Das letzte Viertel der Pizza fiel mir ziemlich schwer, was sonst nie ein Problem war. Und so richtig lecker wie in der Erinnerung war es plötzlich auch nicht mehr.

Das wurde mir am frühen Morgen des nächsten Tages nochmals bewusst, weil Teig und Käse schwer im Magen lagen und meine Kehle nach sprudeligem Wasser aus dem Kühlschrank verlangte. Danach lag ich noch eine Weile wach und feilte in Gedanken schon an dieser Kolumne – und an meinem weiteren Vorsätzen.

Am Donnerstagmorgen, 23. Januar 2025, hatte ich im heimischen Kühlschrank gesehen, dass noch Mozzarella da war. Tomaten standen auf der Küchenplatte und das Basilikum hatte ich extra noch mal mit Wasser versorgt. Das besondere italienische Flair gab es obendrauf mit dem leckeren Olivenöl aus dem letzten Urlaub im Piemont. Und Paolo Conte passte dann auch noch ganz gut dazu.

Rollenverteilung im Haushalt - Ein neuer Koch wird geboren

20. Januar 2025: Wenn ich abends nach der Arbeit zu Hause bin, habe ich zwar Hunger, aber keinen Nerv, mir mehr als ein Butterbrot zuzubereiten. Da ist es schön, eine „bessere Hälfte“ zu haben, die da noch etwas wirbelt. Mit der Januar-Challenge verändert sich aber auch die Rollenverteilung in unserem Haushalt – und ich muss sagen, es macht durchaus Spaß und Freude, zum Ausgang des Tages noch ein wenig was auf die Teller zu zaubern, zumal es auf Begeisterung stößt.

Dabei gilt es, Neues zu probieren – an Gerichten, aber auch an anderen Formen. So lockte mich das leuchtende Schild in der Nähe unseres Druckzentrums zum Ausprobieren einer Kochbox. Die Auswahl ist breit gefächert und recht einfach, nur die zusätzlichen Angebote beziehungsweise Fragen, die aufploppen, um eine enge Verbindung aufzubauen, nervten zuerst, bis ich das System dahinter durchschaut hatte.

Dann stand sie am vereinbarten Tag vor der Tür: Drei Gerichte, gut getrennt, nicht zu aufwendig, aber sorgsam verpackt (inklusive Kühlung). Man kann in der Tat direkt beginnen. Ich hatte einen Veggie Orzo-Salat mit Avocado und Tomate, Hähnchen-Perlencouscous-Salat und frische Linguine mit Garnelen ausgesucht. Alles ließ sich jeweils in weit unter 30 Minuten zubereiten.

Die Zutaten überzeugten durchweg, ließen sich auch gut übers Wochenende halten. Manchem Rezept tat noch etwas Pfiff gut, aber das ist ja durchaus möglich. Und es war von der Menge her so reichlich, dass zumeist noch eine Portion für den nächsten Tag abfiel. Das alles für einen stark rabattierten Startpreis von 20 Euro! Gestern habe ich für den zweiten Versuch bestellt und freue mich schon aufs Paket.

Vorkochen für mehrere Mahlzeiten

16. Januar 2025: Was tun, wenn man nicht viel Zeit hat, um etwas zu essen vorzubereiten? Ich hätte da jetzt nach meinen ersten Versuchen des Selbstzubereitens statt des schnellen Einkaufs in der Tanke oder an der Theke einen guten Tipp: eine Schafskäse-Oliven-Tomatencreme.

Die Mischung aus Schafskäse, Magerquark, Oliven und getrockneten Tomaten, verfeinert mit Olivenöl, Pfeffer und einer Knoblauchzehe hat bei uns zu Hause eine vielfältige Verwertung erfahren: Zunächst als Aufstrich beim Frühstück, dann als Snack am Abend, als kleiner Appetitanreger beim gemeinsamen Essen mit einem befreundeten Ehepaar und schließlich noch als Mittagsbrot auf der Arbeit. Mit der „Reife“ von einem Tag (beziehungsweise mehreren) schmeckte es sogar noch besser.

Nicht jeder Versuch bei dieser Challenge glückt auf Anhieb. Die selbstgebackenen Wraps, an die ich mich – wie in meiner letzten Kolumne angekündigt – kürzlich nach Feierabend herangewagt habe, zerbröselten doch mehr als sie sich rollen ließen. Und das angestrebte „goldbraun“ war auch, nun ja, ziemlich intensiv geraten.

Der Inhalt mit Mozzarella, Hähnchenbrustaufschnitt, Rucola, Tomate, Mayo und ein paar Verfeinerungen war dann aber „echt lecker“, wie meine Frau mir am nächsten Mittag schrieb. Das muntert nicht nur auf, sondern motiviert. Denn ich hätte nicht gedacht, dass es nach oft sehr intensiven und auch langen Arbeitstagen noch so viel Spaß machen kann, in die Herausforderungen der Küchenwelt einzutauchen.

Das verschafft doch gleich ein doppelt gutes Gefühl. Beim nächsten Text habe ich mir übrigens das Einkaufen gespart. Lassen Sie sich überraschen – ich war es auch.

Mahlzeiten vorbereiten: Ein Müsli-Rezept für den Start in den Tag

11. Januar 2025: Den guten Ratschlag eines erfahrenen Chefs in meinen jungen Berufsjahren habe ich noch heute im Ohr: „Frühstücken Sie morgens gut. Wer weiß, wann es wieder etwas gibt.“ Es ist gewissermaßen das Risiko eines Journalisten – so spannend der Beruf oft ist, so unvorhersehbar sind die Einsätze und mitunter auch die Essensplanung über den Tag.

Ein ausgiebiges und gemütliches Frühstück ist bei uns zuhause aber nur an Wochenenden drin. In der Woche muss es schnell gehen. Da greife ich durchaus häufig auf einschlägige Müslimischungen aus dem Supermarktregal zurück. Was mich dabei ernüchtert: Nach den ersten Konferenzen und leider noch deutlich vor Mittag macht sich im Magen schon eine Leere breit…

Für meine Challenge hat mir Ernährungsberaterin Sabrina Funk ein Rezept für ein Knuspermüsli zum Selbermachen empfohlen. Walnüsse, Haselnüsse, Cashewkerne mit Haferflocken und getrocknete Aprikosen, dazu Honig, Zitronensaft und Rapsöl.

Nur die Korinthen habe ich jetzt nach Weihnachten nicht in den Regalen finden können. Stattdessen habe ich Cranberrys dazu gegeben. Vielleicht sogar die bessere Wahl. Alles zusammengerührt, auf Backpapier ausgelegt und im Ofen goldbraun werden lassen. Schmeckt klasse – und hält weitaus länger.

Es war weit nach Mittag, als ich bei der Premiere in dieser Woche dann Hunger auf das mitgenommene selbst gebackene Brot (dies übrigens von meiner Frau) mit der leckeren Schafskäse-Oliven-Tomatencreme bekam, die ich für diese Woche zubereitet hatte. Aber dazu mehr in der nächsten Kolumne! Denn das sind die letzten Zeilen für den heutigen Tage. Ich verschwinde jetzt in der Küche und wage mich an selbst gemachte Wraps heran.

Von einem Kompliment zur Herausforderung 2025

4. Januar 2025: Also, da habe ich mir ja was eingebrockt! Nachdem ich vor ziemlich genau einem Jahr meine drei Kolleginnen für ihre tolle Aktion gelobt hatte, kam direkt die freundliche Aufforderung, ich könne mich doch im nächsten Jahr gleich anschließen. Wer kann dazu schon Nein sagen ... Versprochen – gehalten: Das ist natürlich Ehrensache!

Eine Herausforderung hatten wir damals schnell gefunden. Ich reise viel im Land umher und auch meine Frau ist viel unterwegs. Da bleibt es nicht aus, dass der Kühlschrank mal leer ist, aber der Bäcker mit den leckeren Schinken-Käsebrötchen oder Croissants ist ja nicht weit. Da ich im Laufe des Tages oft viel im ganzen Land unterwegs bin, sind belegte Brötchen oder eine schön heiße Bockwurst mit Senf vertraute Begleiter. Und wenn abends noch kein Licht in der Wohnung ist, lockt mich auch gerne die Pizzeria um die Ecke.

Über Geschmack lässt sich streiten, über eines gewiss nicht: Gesund geht anders. Für diesen Monat bin ich vorbereitet. Einen ganzen Stapel Broschüren hat mir die sehr nette Ernährungsberaterin nach unserem Gespräch überlassen – etwa „Einfach gesund essen“ heißt es da, eine Kochwerkstatt „für Einsteiger“, „Genussvoll Kalorien sparen“.

Lesen Sie auch: Januar ohne Alkohol, Zucker und tierische Produkte: So ist das Experiment gelaufen.

Vorbereitung ist das A und O

Ich werde mich im Meal Prep versuchen – also Mahlzeiten vorkochen oder vorbereiten, die gesund und relativ einfach herzustellen sind. Mehr Gemüse, gekochte Hülsenfrüchte, Salate, Suppen und Wraps werden es sein.

Die Zeit zwischen den Feiertagen und vor dem Start ins neue Arbeitsjahr am Dienstag nutze ich jetzt zum Einlesen, Einkaufen und für die ersten Zubereitungen.

Dabei werde ich Sie in den nächsten Tagen mitnehmen. Und ich freue mich über den einen oder anderen Tipp von Ihnen.