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Magdeburger des Jahres 2024 Emotionale Rede: Magdeburger ist Vorbild für Adipositas-Betroffene

Zum 33. Mal wählten die Volksstimme und ihre Leser die Magdeburger des Jahres. Zu den Siegern gehört auch: Lukas Schneider. Er hat eine Selbsthilfegruppe für Adipositas-Betroffene gegründet. Er kann für jeden eine Inspiration sein.

Von Lena Bellon 28.03.2025, 07:10
Bei der Gala für die Magdeburger des Jahres 2024 übergab Volksstimme-Reporterin Lena Bellon den Preis und Blumen an Lukas Schneider.
Bei der Gala für die Magdeburger des Jahres 2024 übergab Volksstimme-Reporterin Lena Bellon den Preis und Blumen an Lukas Schneider. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg - Zum 33. Mal wählte die Volksstimme gemeinsam mit ihren Lesern die Magdeburger des Jahres 2024. Nachfolgend die Laudatio auf Lukas Schneider, gehalten auf der Gala für die Kandidaten im Alten Theater.

272 Kilo: Gewicht halbiert

Im Alter von 24 Jahren dachte der junge Magdeburger, dass er die nächsten 24 Jahre wohl kaum erleben wird. Warum? Weil er damals 272 Kilo wog, kaum gehen oder einen Job ausüben konnte und zahlreiche gesundheitliche Probleme hatte. Bei einer Strecke von 500 Metern, musste er sechs Pausen einlegen, wie er im Interview erzählt.

Da hat es bei ihm Klick gemacht. Er hat Mut gefasst und sich Hilfe geholt, wurde operiert und hat sein Leben komplett umgekrempelt. Das ist inzwischen über zwei Jahre her. Wenn man Lukas Schneider heute sieht und erlebt, ist seine Vorgeschichte kaum zu glauben. Nicht nur, weil er sein Gewicht mehr als halbiert hat, sondern vor allem, weil er eine Lebensfreude und Positivität ausstrahlt, die ansteckend ist.

Neuer Alltag für Adipositas-Betroffene

Er geht regelmäßig zum Sport, befasst sich mit Ernährung, hat wieder einen Job und Haustiere. Statt blöden Blicken erntet der Kurierfahrer jetzt Komplimente, die ihn motivieren.

All das könnte er auch nur für sich genießen. Der heute 26-Jährige hingegen nimmt sein Wissen und seine Motivation und teilt sie mit anderen. Er hat nämlich eine Selbsthilfegruppe für Adipositas-Betroffene aus ganz Sachsen-Anhalt gegründet, wo die Mitglieder sich gegenseitig helfen können und wo es, wie er immer betont, keine Tabu-Themen gibt.

Negatives verarbeiten

Ich zitiere ihn an dieser Stelle: „Denn nur wenn man Negatives verarbeitet, kann es positiv werden.“ Inzwischen hat er auch für Kinder und Jugendliche eine Selbsthilfegruppe eröffnet, um ihnen und deren Eltern zu helfen.

Als Gruppe kaufen sie günstig gesunde Lebensmittel ein, kochen und machen zusammen Sport. All das hat er auf die Beine gestellt und ermöglicht anderen Betroffenen so einen Start in ein gesünderes Leben. Im Marienstift, wo Lukas Schneider operiert wurde, ist er inzwischen zum Adipositas-Botschafter geworden. Was ihn für andere Patienten zum Vorbild macht, weiß auch seine Chirurgin Stefanie Wolff. Ohne Frage ist Lukas Schneider für andere Adipositas-Betroffene ein Vorbild. Für Menschen, die einen ähnlichen Weg schon hinter – oder eben noch vor sich haben. Was ich an dieser Stelle aber betonen möchte: Man muss nicht adipös sein, um ihn als Vorbild zu begreifen. Ganz egal wie der eigene Körper aussieht, jeder Mensch kennt Situationen, die aussichtslos wirken und aus denen es schwer erscheint, sich zu befreien. Dann jemanden zu erleben, der alleine den Mut fand, sich Hilfe zu holen und Scham zu überwinden, ist in vielen Lebenslagen ermutigend.