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Orgelneubau Erste Teile für Orgel in Magdeburger St. Nicolaikirche werden eingebaut

In der erst kürzlich sanierten Kirche in der neuen Neustadt lässt sich schon die Form der neuen Orgel erkennen. Die ersten Teile sind fertig und über 2400 Pfeifen werden insgesamt eingebaut. 2023 soll sie fertiggestellt sein und ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Projekt.

Von Jasmin Teut 08.06.2021, 05:00
Der Prospekt für die neue Orgel in der St. Nicolaikirche steht schon. Nun werden die ersten Pfeifen eingesetzt.
Der Prospekt für die neue Orgel in der St. Nicolaikirche steht schon. Nun werden die ersten Pfeifen eingesetzt. Foto: Jasmin Teut

Neue Neustadt - Nach Jahren der Planung und des Baus der ersten Teile, werden nun die ersten Pfeifen für die neue Orgel der St. Nicolaikirche eingesetzt. Schon 2018 wurde der Orgelbauer Ekkehart Groß beauftragt das Instrument zu konstruieren. Die ersten Teile sind nun nach eineinhalb Jahren fertiggestellt. Darunter einige Holzpfeifen und auch der Prospekt – das Gerüst, in dem die Orgelpfeifen angebracht werden. Der nachtblaue Prospekt mit goldenen Akzenten passt sich der Kirche farblich an. Dies war von Architektin Sina Stiebler geplant gewesen. Denn im Zuge der Sanierung der Kirche wurde die Decke mit einem Muster in himmelblau gestaltet. Auch die Sitzbänke sind im Blauton gehalten und daher war klar, dass die Orgel dieses Farbschema ebenfalls aufgreifen sollte, erklärt Stiebler.

Die neue Orgel wird allerdings nicht nur anschaulich, sondern bringt auch ordentlich etwas auf die Waage. Insgesamt 7,5 Tonnen soll die Orgel schwer sein, sagte Oliver Barg, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. Da niemand genau wusste wie schwer die Vorgängerorgel gewesen ist, wurde die Empore bei der Sanierung verstärkt.

Alte Teile der Orgel aus dem Magdeburger Dom werden wiederverwendet

Doch es wurden noch weitere bauliche Veränderungen vorgenommen, damit das neue Instrument sicher und passend eingebaut werden kann. Auf der ersten Empore wurde eine Art Zwischenwand mit einem Stahlträger eingebaut. Vor dieser Wand wird im nächsten Bauabschnitt der Spieltisch aufgestellt. Dahinter sollen dann die Orgelpfeifen bis nach ganz oben verlaufen. Auf der zweiten Empore musste ein Freiraum zum Rand von 80 Zentimetern gewahrt werden. „Ansonsten würde es von unten aussehen, als ob die Pfeifen gleich herunterfallen würden“, erklärt die Architektin.

Über 2400 Holz- und Zinnpfeifen werden am Ende die Orgel vervollständigen. Doch nicht alle davon werden von Ekkehart Groß neu gebaut. Einige Holzpfeifen der alten Orgel wurden in der Kirche aufbewahrt und können für das neue Instrument genutzt werden. Diese alten Pfeifen hatten ihren ersten Einsatz allerdings nicht in der Nicolaikirche. Gebaut wurde die Orgel nämlich 1957 von der Firma A. Schuster & Sohn für die Heilige-Geist-Kirche in der Altstadt. Dort konnte sie aber nie eingebaut werden, weil sie im Zuge des sozialistischen Wiederaufbaus 1959 gesprengt wurde. Da zu diesem Zeitpunkt eine Orgel im Dom fehlte, wurde sie kurzerhand dort eingesetzt bis eine neue dort eingebaut werden konnte. Deshalb machte sich die Orgel 1975 auf den Weg in die Nicolaikirche. Damit diese überhaupt in die Kirche passen konnte, musste die Orgel verkleinert werden – unter anderem durch das Weglassen des Prospekts. Jetzt war es ander Zeit, endlich eine passgenaue Orgel für die Kirche anzufertigen. Etwa zehn bis 15 Prozent der alten Orgel werden wiederverwendet, sagt Barg.

Orgelneubau ist sehr selten

Sanierungen von Orgeln seien häufiger als ein Orgelneubau, sagt Stiebler. Aber nicht nur dieser Aspekt lässt den Orgelbau zu einem besonderen Projekt werden. Am Anfang stand man vor dem Problem, dass zwar nur Platz für eine kleine Orgel in der Kirche ist, sie aber einen doppelt so lauten Klang haben sollte, erklärt Stiebler. Daher läuft das Projekt auch unter dem Motto „Kleine Orgel – großer Klang“. Der Orgelbauer Groß hatte dafür aber eine einfache Lösung. Schon im Jahr 2016 präsentierte er seine innovative Idee bei einem Orgelbauwettbewerb, sagt Barg. Die Pfeifen des Instruments werden beim Einbau einfach umgedreht, so dass die Öffnung, wo der Klang herauskommt, ganz oben und nicht unten ist, erklärt Stiebler.

Im nächsten Bauabschnitt soll der Spieltisch auf der ersten Empore aufgebaut und die Technik angegangen werden. Ein Großteil der Technikarbeiten konnte schon während der Sanierung stattfinden. Unter anderem fehlen aber noch Ventile, die die Luftzufuhr und die daraus entstehenden Töne in den Pfeifen regeln. Der vierte Abschnitt wird voraussichtlich 200 000 Euro kosten. Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Orgelneubau auf etwa 700 000 Euro. Finanziert wird dies unter anderem aus Fördermitteln und Spenden.

Gottesdienst kann wieder stattfinden

Oliver Barg hofft, dass die Orgel 2023 fertiggestellt sein wird. 2024 feiert die Kirche nämlich 200-jähriges Bestehen und da soll die kleine Orgel mit großem Klang zu hören sein. Bevor es allerdings soweit ist, muss das Instrument noch gestimmt werden. Das dauert im Durchschnitt ein halbes Jahr, sagt Barg. Das Stimmen übernimmt der Orgelbauer.

In Zukunft soll es auch einen zweiten Spieltisch im oder in der Nähe vom Chor geben. Dadurch muss zum Beispiel der Pfarrer nicht jedes Mal auf die erste Empore steigen, um die Orgel spielen zu können. Außerdem wird so das vierhändige Spielen möglich.

Wer sich für den Orgelneubau interessiert und sich den Fortschritt mit eigenen Augen ansehen möchte, kann am 24. Juni um 15 Uhr zur offenen Kirche kommen, die dann immer donnerstags stattfinden soll. Ab diesem Sonntag wird auch wieder der Gottesdienst stattfinden können, sagt Barg.