Exotische Tiere Warum entlaufener Nandu kein Behördenfall ist
Ausgebüxte Nandu-Dame aus Magdeburg spaziert durch Gärten, doch die Behörden greifen nicht ein.
Magdeburg l „Da steht ein Pferd auf dem Flur“, sangen Klaus & Klaus in ihrem gleichnamigen Song. Die Gärtner aus einer Kleingartenanlage im Bereich der Berliner Chaussee hatten am Dienstag eine ähnlich kuriose Begegnung, denn die entlaufene Nandu-Dame Püppi stattete der Gartenanlage einen Besuch ab und war die Attraktion des Tages. Doch so richtig wohl war den Gärtnern nicht. Bei den Ämtern und Behörden konnte ihnen niemand weiterhelfen, sowohl Ordnungsamt als auch Feuerwehr und Tierheim winkten ab, wie ein Gärtner berichtet. Der Eigentümer des Vogels war nicht schnell genug vor Ort, um ihn einfangen zu können. Und so ist Püppi nun weiter auf freiem Fuß.
Die Stadt Magdeburg erklärt auf Nachfrage, dass die städtischen Institutionen wie Umwelt- und Ordnungsamt, Gesundheits- und Veterinäramt informiert sind, jedoch nicht handeln. Wenn sich der Nandu in Gefahr befinde oder von ihm eine Gefahr ausgehe, könne aber die Feuerwehr gerufen werden. Die Stadtverwaltung bittet darum, das Tier bei einer Sichtung in Ruhe zu lassen und einen angemessenen Abstand zu halten. Aufgrund der Tatsache, dass Nandus in der Region keine Veränderung des Ökosystems bewirken (Verdrängung anderer Arten), sind sie zwar invasiv, müssen aber nicht bekämpft werden. Sollte sich Püppi aber in einer Gefahrensituation befinden oder Gefahren verursachen, kann die Tierrettung der Feuerwehr angerufen werden. Bei einer Gefahrensituation muss umgehend gehandelt werden.
Der Halter ist der Stadtverwaltung mittlerweile bekannt. „Wir hoffen, dass es ihm schnellstmöglich – gegebenenfalls auch mit professioneller Hilfe – gelingt, Püppi wieder in ihre vertraute Umgebung zu bringen“, so Stadtsprecher Michael Reif.
Fast täglich erreichen die Feuerwehr-Leitstelle Meldungen über verletzte oder herrenlose Tiere im Stadtgebiet. Die Notversorgung von verletzten oder erkrankten, sich selbst überlassenen Haus- oder Wildtieren hat dabei eine hohe Priorität. Grundsätzlich hilft die Tierfangbereitschaft diesen Tieren, um ihnen Schmerzen und Leiden zu ersparen. Meist werden diese Tiere in das Tierheim gebracht oder bei Bedarf direkt einem Tierarzt zur Behandlung übergeben, erklärt Reif. Sollten von herrenlosen Tieren, zumeist Hunden, Gefahren ausgehen, werden diese durch die Tierfangbereitschaft ebenfalls im Tierheim untergebracht.
Die Tierfangbereitschaft wird also zur Gefahrenabwehr aktiv und wenn Tiere in Notlagen sind, jedoch nicht bei medizinischen Notfällen. Dafür sei, falls vorhanden, der Eigentümer verantwortlich.
Für die Betreuung von Wildvögeln würden die Mitarbeiter der Leitstelle auch auf die Auffangstation für Wildtiere im Zoo verweisen. Bei Fragen oder Hinweisen zu Tieren in Notsituationen kann man sich auch direkt an das Tierheim wenden.
„Jährlich werden die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr etwa 1000 Mal zu Einsätzen mit Tieren alarmiert“, berichtet Reif. Bei etwa einem Drittel dieser Einsätze werden Tiere direkt aus einer Notlage gerettet, bei rund 250 Einsätzen werden Tiere eingefangen. In den restlichen Fällen werden in der Regel Tierkadaver aufgenommen und entsorgt. Bei Einsätzen der Feuerwehr kann der Eigentümer zur Kostenerstattung herangezogen werden.